Unsanft wurde ich wieder zurück in die Wirklichkeit geworfen und mir kamen die eigentlichen Probleme in den Kopf. Er war so voll von diesen Schwierigkeiten, dass für Fantasie oder Träume kein Platz mehr war.
Ich ertappte mich dabei wie ich beeindruckt zu meiner Schwester schielte. Doch die saß, zu meiner Überraschung, immer noch wie ein Häufchen elend da und Schluchzte leise. Sie bemerkte meinen Blick, ich schaute schnell weg.
„Schaffst du es noch bis oben?", fragte ich nun doch etwas gereizt.
Die blau-grünen Augen meiner Schwester trafen mich. Sie sah etwas verwirrt und fast schon böse aus. Okay, vielleicht war es doch etwas zu grob gefragt. Aber meine Füße wollten unbedingt den Abflug machen und zwar so schnell wie möglich. Bei Caros Worten meinte man dass, das hier ein kleines Versteck-Spiel war. „Lass uns noch ein wenig warten. Mein Fuß tut weh." Sie konnte so viel jammern wie sie wollte, wir mussten dringend weiter. Meine Stimme klang nun schon etwas sanfter: „Bitte Caro, lass uns weiter gehen, ich kann auch versuchen dich ein wenig zu stützen oder so."
Es schien als fand meine Schwester die Idee gar nicht so schlecht. Also machten wir uns weiter auf den Weg nach oben.
Nach wenigen Minuten waren wir angekommen. Vorsichtig lies ich Carolines Hand los.
Dieses Fenster war unsere einzige Rettung. Nichts sonst konnte uns jetzt noch weiterhelfen.
Als wir früher hier oben auf Erkundungstour gegangen waren hatten wir ein Seil gefunden dann nahmen wir noch zwei Kleiderbügel aus unserem Schrank, hängten die Bügel an das Seil und banden es oben am Fenstersims an einem fest ins Holz geschlagenen Nagel und unten an einem Baum, der etwas außerhalb des Internat-Geländes stand, fest. So war es eine prima Fluchtmöglichkeit. Und in diesem Falle konnte es uns gut weiterhelfen.
„Los jetzt!", trieb ich meine Schwester an. „Ja, ja schon gut. Bitte sei nicht so hart mit mir, mein Fuß tut doch..."
„Jaja ich weiß, dein Fuß tut ja sooo weh." Mit verschränkten Armen sah sie mich böse an: „Du bist nicht gestürzt. Also brauchst du dich auch nicht zu beschweren!" Sie räusperte sich, streckte ihre Nase hochnäsig in die Luft und wollte los stolzieren, was ja leider nicht so leicht ging.
Tja, es war nun nichts anderes zu erwarten. Meine Schwester ging bei dem ersten Schritt sofort wieder in die Knie. Es tat zu fest weh. Das bekam man auch gleich zu hören: „Au, verdammt. Hilf mir doch mal. Oder hast du nichts Besseres zu tun als hier tatenlos rum zu stehen und dumm zu glotzen?" Erschrocken machte ich einen Schritt zurück. So kannte ich Caro gar nicht.
Ich erwiderte nichts da es sehr leichtsinnig war sich jetzt, in dieser brenzligen Situation zu streiten. Plötzlich drang eine leise, verärgert klingende Stimme an mein Ohr: „Statt uns hier zu zanken gehen wir doch besser mal weiter, oder...Schwesterherz?" Ich schmunzelte, sie wollte sich wieder versöhnen. Also lachte ich sie herzlich an. Sie lachte zurück. Endlich hatten wir das Seil des Streites zerrissen und konnten wieder miteinander reden ohne uns anzukeifen.
Ein lauter Schrei ertönte. Caro und ich sahen uns erschrocken an. Der Blick meiner Schwester wanderte nun in die Richtung wo der Schrei herkam. Er stammte auf alle Fälle von einem Mann, denn er war sehr kräftig und tief. Der Schrei hatte aber auch etwas fröhlich -hinterlistig-gemeines. Komische Mischung wenn man sich das mal so vorstellt. Aber es klang so. Doch was meine Ohren dann hörten und mein Körper dann fühlte machte mir Angst. Es war nicht mehr freundlich sondern wurde überhäuft von bösem und teuflischem. Schritte, schwere eisen Schritten. Ein drücken am Arm. Ein festes durchdringendes Drücken.
Was war das? Dieses Drücken? Kam es aus meiner Brust von meinem Herz aus, oder war es wirklich am Arm.
Letzteres.
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our magic Dreamworld
FantasyCaroline und Charlie sind zwei ganz gewöhnliche Mädchen... Bis zu dem Tag als sie aus dem Internat ausbrachen. Im Schutz einer Höhle träumten die Geschwister immer wieder von einer Traumwelt die so wundervoll war, dass sie dort am liebsten für immer...