Sie verbrachten den ganzen Tag in Mias improvisiertem Bett. Irgendwann nach dem Frühstück hatte sie ihren Laptop im Schlafzimmer aufgestellt und so vertrieben sie sich die Zeit damit, Serien zu schauen. Am späten Nachmittag ließen sich die beiden etwas vom Lieferdienst zu essen bringen und standen wirklich nur auf, wenn es sein musste.
Als Mia am späten Abend aus dem Bad zurück kam, hatte Lukas den Laptop beiseite gestellt und ein paar Kerzen im Zimmer verteilt, die er vermutlich aus dem Wohnzimmer geholt hatte. Im Hintergrund lief ruhige Musik. Wahrscheinlich hatte er eine ihrer Playlisten auf dem Laptop gestartet. Auf dem Boden neben dem Bett standen zwei Gläser und eine Flasche Wein. Unweigerlich musste Mia grinsen.
Lukas saß im Schneidersitz auf der Matratze und grinste sie breit an. „Ich hab es uns mal ein bisschen gemütlicher gemacht.", sagte er schließlich.
„Das kann man wohl sagen..." Sie ließ sich ihm gegenüber nieder und nahm das Glas entgegen, welches er ihr eben eingeschenkt hatte.
Beide stießen an und Lukas nippte an seinem Getränk. Dann senkte er den Kopf und fuhr mit seinem Zeigefinger ein paar Mal über den Rand des Glases. Er sah nachdenklich aus.
„Alles okay?", fragte Mia schließlich.
„Ja, klar. Es ist nur..." Lukas brach ab und schüttelte den Kopf.
Sie stellte das Glas beiseite und rückte ein wenig näher zu ihm. Sein Weinglas nahm Mia ihm ebenfalls ab und platzierte es neben ihrem. Dann nahm sie seine Hände und blickte ihn neugierig an. „Nun sag schon. Du siehst ein bisschen niedergeschlagen aus."
Lukas schaute auf und zwinkerte ihr zu. „Liegt vielleicht an der schwermütigen Musik."
„Damit habe ich dieses Mal aber zum Glück nichts zu tun...", erwiderte Mia grinsend. „Aber jetzt lenk doch nicht vom Thema ab..."
Noch einen Moment schwieg er, bevor er schließlich aufschaute. Seine Augen bohrten sich in ihre. Mias Herz begann zu rasen und sie hatte Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen. „Ich weiß gar nicht, wie ich es in Worte fassen soll. Das Wochenende war irgendwie so... fast surreal. Dich zu treffen. Die Zeit mit dir. Es macht mich ein bisschen schwermütig, dass morgen wieder der Alltag auf mich einprasselt.", erklärte er schließlich.
„Okay... ich glaube ich weiß, was du meinst."
Ohne Vorwarnung ließ sich Lukas rücklings auf die Matratze fallen und zog Mia mit sich. Lachend landete sie auf ihm. „Was war das denn? Wirst du schwach auf deine alten Tage?", neckte sie ihn.
„Keineswegs.", flüsterte er, zog Mia in eine feste Umarmung und küsste sie. Ganz vorsichtig zunächst, beinahe zaghaft. Zärtlich strichen seine Hände dabei über ihren Rücken. Nach kurzer Zeit wurden seine Küsse drängender, fordernder. Sein Atem beschleunigte sich. Mias Herz raste, ihre Haut begann an jenen Stellen zu prickeln, an denen Lukas sie berührt hatte und auch ihre Atemfrequenz hatte sich merklich erhöht. Schließlich wanderten seine Finger unter ihr Shirt und umfassten fest ihre Taille. Mit einer geschickten Bewegung drehte er Mia so, dass er nun über ihr war. Seine Lippen berührten die ganze Zeit über ihre; als wäre er nicht in der Lage, aufzuhören, sie zu küssen.
Nun wanderten auch Mias Hände unter Lukas' Shirt und ruhten auf seiner warmen Haut. Er schien beinahe zu glühen. Gerade, als seine rechte Hand dabei war, von ihrem Bauch aus nach oben zu wandern, erlangte Mia ihre Fassung zurück. „Verzögerungsgenuss.", flüsterte sie gegen seine weichen, warmen Lippen. Widerstrebend löste sich Lukas von ihr. Beide atmeten schwer. Er versuchte ein wenig Abstand zwischen sie beide zu bringen, indem er sich auf seinen Armen abstützte. „Dein Ernst?", fragte er ungläubig. Sein Blick wirkte benebelt, beinahe berauscht.
„Ja.", erwiderte Mia noch immer atemlos. Dabei war sie sich dessen gar nicht so sicher. Sie wollte ihn, aber das ging ihr nun wirklich ein wenig zu schnell.
Lukas musste grinsen und gab ihr noch einen Kuss, bevor er sich wieder neben sie legte. „Oh Mann, du machst mich fertig.", sagte er und bedeckte die Augen mit seinem Unterarm.
Mia musste lachen. „Warum das denn?"
„Ach komm schon, als wüsstest du das nicht... Das gerade eben war... schon ein wenig heiß." Er drehte den Kopf zur Seite und grinste sie verschmitzt an. „Außerdem bin ich auch nur ein Mann."
„Denkst du denn, mich würde das kalt lassen?", fragte Mia und blickte ihm tief in die Augen.
„Na, das hoffe ich nicht...", erwiderte Lukas und schien sich dann dazu zwingen zu müssen, den Blick abzuwenden. „Lass uns über etwas anderes reden. Sonst falle ich über dich her, das verspreche ich dir. Dann bringt dir auch der Verzögerungsgenuss nichts mehr."
Sie musste kichern. „Okay, über was denn?"
Lukas dachte einen Moment nach. „Ich muss morgen etwas bis 18 Uhr... arbeiten. Dann kann ich Feierabend machen. Vielleicht hast du ja Interesse daran, den Abend zur Abwechslung mal bei mir zu verbringen? Ich könnte für dich kochen."
„Oh." Mia war ein bisschen überfahren und zunächst nicht in der Lage, zu antworten. Sie setzte sich auf und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Einerseits gefiel ihr die Richtung, in die sich diese ganze Sache entwickelte, andererseits war sie hin und wieder auch einfach überrumpelt davon, wie nett, aufmerksam und fürsorglich Lukas ihr gegenüber war.
„Alles okay? Hast du doch keine Lust?"
„Doch, total! Sorry, ich hatte nur nicht damit gerechnet."
Er schaute sie verständnislos an. „Womit?"
„Deiner Einladung. Dass du noch mehr Zeit mit mir verbringen willst. Also, auch unter der Woche", erwiderte Mia kleinlaut.
Lukas lächelte dieses warme, freundliche Lächeln, bei dem ihre Herz jedes Mal einen freudigen Satz machte. „Okay, das klingt jetzt unglaublich dämlich, aber im Moment möchte ich jede freie Minute mit dir verbringen."
Mia senkte den Blick und schaute auf ihre Hände. „Nein.", flüsterte sie. „Das klingt gar nicht dämlich."
Womit hatte sie das verdient? Woher kam dieser tolle Typ, der sich wie durch ein Wunder so sehr für sie interessierte? Mia verstand die Welt nicht mehr und fragte sich immer wieder, wo der Haken bei der Sache war.
Und diesen Haken gab es wirklich. Doch davon würde Mia schon noch früh genug erfahren.
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Narben (Alligatoah Fan Fiction)
FanfictionMia hat sich erst kürzlich von ihrem Freund getrennt und ist Hals über Kopf nach Berlin gezogen. Sie kennt niemanden in der Stadt und möchte einen Neuanfang wagen. Ohne Job und Perspektive gestaltet sich all das aber ganz besonders schwierig - sie i...