Kapitel 18 - Mehr als gute Bekannte

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Als Mia dieses Mal erwachte, lag Lukas friedlich schlummernd neben ihr. Sein Atem war ruhig, der nackte Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig.

Sie blinzelte ein paar Mal und kuschelte sich dann in seine Arme. Mit einem wohligen Brummen zog er sie fest an sich und hielt sie fest. „Gut geschlafen?", fragte er nach einer Weile.

„Mhm.", erwiderte Mia nur und lauschte seinem ruhigen Herzschlag.

Sanft strich Lukas über ihren Nacken und schien nachzudenken. „Es hat mir viel bedeutet, dass du gestern da warst. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du überhaupt auftauchst."

„Warum hätte ich denn – deiner Meinung nach – nicht kommen sollen?"

Sie spürte, wie er mit den Schultern zuckte. „Ich kann es nicht einmal richtig in Worte fassen. Ehrlich gesagt hab ich fest damit gerechnet, du würdest dich auf und davon machen, sobald du an der Location ankommst. Oder spätestens dann, als ich auf der Bühne stand. Ich hab mich echt mies gefühlt, es dir so lange zu verheimlichen. Aber ich wusste auch nicht wie ich es dir sagen soll. Keine Ahnung. Verstehst du was ich meine?"

Mia kicherte. „Nicht wirklich. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass mich wahrscheinlich nichts mehr so leicht aus der Fassung bringt."

„Na, da hab ich ja nochmal Glück gehabt... hattest du denn gestern einen schönen Abend?"

„Naja, es ging so. Irgendwie sind deine Freunde ziemlich abgedreht."

Lukas musste lachen. „Das ist die Untertreibung des Jahrtausends. Gestern haben sie sich übrigens alle sehr anständig benommen."

„Du bezeichnest Drogen nehmen als anständig?", fragte Mia zweifelnd. Und das war nur ein Beispiel, was ihr einfiel.

Lukas seufzte. „Tja, das ist zwar irgendwie traurig, aber solange sie nur Drogen nehmen und keinen anderen Mist bauen... finde ich das schon ziemlich anständig für ihre Verhältnisse."

„Okay...? Sorry, dass ich das frage, aber wie kommst du zu so einem Freundeskreis? Irgendwie wirkst du gar nicht... so."

„Das ist ziemlich einfach erklärt: es sind eben einfach meine Freunde. So schräg, wie jeder von ihnen auch sein mag, aber wenn irgendetwas anliegt, springen wir füreinander in die Bresche. Außerdem harmonieren wir super beim Arbeiten... Sie feiern vielleicht ziemlich wild, sind aber nüchtern durchaus auch ertragbar."

„Vielleicht komme ich ja irgendwann mal in den Genuss."

Er musste lachen. „Tja, da du ja nun ganz offiziell zu mir gehörst... Wird das nicht ausbleiben."

Mia stützte sich auf seinem Oberkörper ab und blickte fragend in Lukas' müdes Gesicht. „Wie meinst du das?", wollte sie wissen.

„Wie meine ich was?", erwiderte er verwirrt.

„Dass ich offiziell zu dir gehöre."

Lukas hob beide Augenbrauen. „Also, ich hab jetzt keinen ‚Willst du mit mir gehen'-Zettel vorbereitet, aber ich dachte, das sei auch gar nicht nötig, nachdem ich dich gestern meinem kompletten Freundeskreis vorgestellt und Backstage zum Konzert mitgenommen habe."

„Du willst, dass ich deine Freundin bin? Also, deine feste Freundin?"

Erneut musste er lachen, als hätte sie etwas vollkommen Absurdes gesagt. „Was denkst du denn?"

Mia setzte sich auf und war vollkommen überfahren. Wollte sie das – eine neue Beziehung? Aber was sprach denn schon dagegen – mal abgesehen von ihrem psychopathischen Ex-Freund, der sie wahrscheinlich ein für alle Mal gebrandmarkt hatte. War es ihr überhaupt möglich, jemals wieder eine normale Beziehung zu führen? Andererseits – tat sie das nicht schon? Immerhin wohnte sie quasi bei Lukas und verbrachte jede freie Minute mit ihm...

Er setzte sich ebenfalls auf. „Ich bin nicht so der Typ für One Night Stands oder lockere Geschichten. Wenn ich etwas mache, dann richtig.", erklärte er.

„Ich weiß nicht, ob ich da kann.", sagte Mia schließlich. Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit.

„Was meinst du?" Lukas hatte einen ernsten Gesichtsausdruck aufgelegt.

„Deine Freundin sein."

„Warum denkst du das?"

„Naja...", begann sie und nestelte nervös am Saum des Bettbezuges. „Du weißt ja, dass meine letzte Beziehung ziemlich verkorkst war und um ehrlich zu sein macht mir das im Alltag manchmal ganz schön zu Schaffen. Außerdem hab ich keinen Job und keine Ahnung, was ich aus meinem Leben machen will... Ich weiß einfach nicht, ob ich gut genug für dich bin.", gab sie zu.

„Ach, Mia." Lukas lächelte sie liebevoll an. „Es ist mir ehrlich gesagt egal, ob du gut genug für mich bist. Ich denke aber, du passt einfach perfekt zu mir. Und das ist es doch, was zählt. All deine Ecken und Kanten sind es doch, die dich ausmachen. So hab ich dich kennengelernt und es ist okay für mich. Mehr als okay."

Ihr wurde warm ums Herz. „Ich wäre gern deine feste Freundin.", murmelte Mia schließlich mit gesenktem Blick weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte.

„Na, dann ist das ja geklärt!", lachte Lukas und zog sie zu sich. Gemeinsam fielen sie in die Kissen und Mia kicherte, als sie sich in seinen Arm kuschelte.

So schwiegen sie und jeder für sich hing seinen Gedanken nach.

„Hast du Lust, frühstücken zu gehen?", fragte Lukas nach einer Weile.

Mia nickte. „Absolut. Ich sterbe vor Hunger."

Am Abend jedoch würde sie sich wünschen, den Tag doch lieber mit Lukas im Bett verbracht zu haben.

Narben (Alligatoah Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt