Kapitel 44 - Wenn es einem gut geht, denkt man nicht an die Zukunft

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Mias Geburtstag begann völlig anders, als sie geplant hatte.

„Hey. Wach auf." Es war Lukas' Stimme, die sie weckte.

Verwirrt schlug sie die Augen auf und blinzelte ihn müde an. „Was ist?", nuschelte Mia verschlafen.

Lukas hatte sich aufgesetzt und sie tat es ihm gleich. Es fiel ihr schwer, den Schlaf vollends zu vertreiben. „Alles okay?", fragte sie, als er ihr nicht antwortete.

Angestrengt schien er zu Lauschen. Sein Blick war konzentriert auf die Fensterscheiben des Wintergartens gerichtet, doch dort war nichts als die Schwärze der Nacht zu sehen.

„Ich weiß nicht. Da war irgendetwas."

„Du hast etwas gehört?"

„Glaub schon."

Sofort war sie hellwach.

Er stand vom Sofa auf. „Warte hier.", murmelte er und wollte schon los laufen.

Mia hielt ihn am Handgelenk fest und sprang ebenfalls auf. „Ich bleib hier aber ganz bestimmt nicht allein."

Für einen Moment schien Lukas zu überlegen. Schließlich nahm er sie jedoch bei der Hand und ging voran.

Das Wohnzimmer wurde noch immer von den Kerzen auf dem kleinen Couchtisch erhellt. Als Lukas den Lichtschalter neben der Tür betätigte, passierte gar nichts. „Das ist doch jetzt nicht wahr!", grummelte er missmutig und zog sein Smartphone mit der freien Hand aus der Hosentasche. Es dauerte einen kurzen Moment, bis er die Taschenlampe aktiviert hatte. Das künstliche Licht tauchte den Flur sofort in gleißende Helligkeit.

Mia fuhr erschrocken zusammen, als sie das Hämmern an der Tür hörte.

Lukas verstärkte den Griff um ihre Hand nochmals und näherte sich vorsichtig dem Eingang. Als er kurz davor stand, sagte er schließlich etwas. „Wer ist da?"

Auf ihrem Rücken breitete sich eine Gänsehaut aus. ‚Genau so begann jeder schlechte Horrorfilm.', dachte sie schaudernd.

„Alter, ich bin's! Jetzt mach die scheiß Tür auf, es schüttet hier aus Kübeln!"

Sie spürte förmlich, wie ihr ein zentnerschwerer Stein vom Herzen fiel.

Das war ganz eindeutig Tim.

Ebenso erleichtert öffnete Lukas die Tür.

„Man, ich steh' hier schon locker seit zehn Minuten!", maulte er, trat an Lukas vorbei und zog sich sein durchnässtes Cap vom Kopf. Auch seine Haare tropften, ebenso wie die Kleidung. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich eine kleine Pfütze unter ihm gebildet.

„Sorry, die Klingel funktioniert scheinbar nicht. Der Strom ist ausgefallen. Ich dachte, du kommst erst morgen?"

Tim, der gerade dabei war seine Haare auszuwringen, blickte Lukas mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Also, erstens ist es schon morgen. Nämlich mittlerweile schon drei Uhr oder so. Und zweitens habe ich auch versucht dich anzurufen. Gefühlte tausend Mal. Aber du hast nicht reagiert. Und drittens..." Er wandte sich Mia zu und grinste verschmitzt. „Drittens wollte ich deiner Herzdame nicht als Letzter zum Geburtstag gratulieren." Er breitete die Arme aus und zog sie in eine feste Umarmung. „Happy Birthday!", sagte er überschwänglich.

Mia war im ersten Moment absolut überrumpelt, musste dann aber lächeln und erwiderte seine Umarmung. Sie spürte, wie ihr Shirt allmählich nass wurde. „Danke.", murmelte sie verlegen.

„Nicht dafür.", erwiderte Tim. Er streifte die Schuhe von den Füßen und bahnte sich seinen Weg ins Wohnzimmer.

Lukas schaute Mia mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sorry, ich hatte keine Ahnung, dass er mitten in der Nacht auftaucht. Obwohl ich eigentlich damit hätte rechnen müssen."

Narben (Alligatoah Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt