Kapitel 29 - Irgendwie ist heute alles anders als es gestern war

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Dass sie am nächsten Morgen zusammen in einem Bett lagen, wurde von den diensthabenden Schwestern zunächst mit einem Kichern quittiert. Kurz darauf schickte man Mia in ihr Zimmer. Sie duschte ausgiebig und benutzte frecherweise das Duschgel ihrer Zimmernachbarin.

Der diensthabende Arzt bei der Visite sah keinen Grund, sie noch länger im Krankenhaus zu behalten, denn es ging ihr schon viel besser. Wenn Übelkeit oder erneut starke Kopfschmerzen auftreten sollten, wurde sie gebeten, sich nochmals im Krankenhaus einzufinden. Außerdem wurde ihr geraten, sich die nächsten Tage zu schonen. Mia nickte ergeben und war froh, am Nachmittag entlassen zu werden.

Lukas hielt ihre Hand, als sie das Krankenhaus verließen. Auch ihn hatte man entlassen. In einer Woche sollte er sich nur noch einmal zur Nachkontrolle wegen seiner gebrochenen Nase melden.

Es regnete, also bleiben sie zunächst an dem überdachten Haupteingang stehen. Lukas zog sein Smartphone aus der Tasche. „Ich werd' Timi anrufen und fragen, ob er uns abholen kann. Er wollte ein paar Tage in Berlin bleiben."

Mia nickte und vergrub die Hände in der Jackentasche.

*

Tim ließ glücklicherweiße nicht lange auf sich warten. Mia stieg hinten ein und machte es sich auf der Rücksitzbank bequem, während Lukas vorn Platz nahm. Tief atmete sie durch, bevor sie sich in die Polster sinken ließ. Aus dem Radio drang Rap und die beiden Jungs unterhielten sich, nur konnte Mia kein Wort verstehen. Also schaute sie stattdessen aus dem Fenster und beobachtete den Regen, der gegen das Fenster prasselte.

Sie hing ihren Gedanken nach und fragte sich, wann ihr Leben so chaotisch geworden wann. Oder war es überhaupt je ganz normal gewesen? Irgendwie konnte sie sich nicht daran erinnern...

*

Der Rest des Tages verlief mehr oder weniger ereignislos. Tim machte es sich bei Lukas zu Hause bequem und so schauten sie zu dritt Serien, bestellten Pizza und unterhielten sich über alles Mögliche. Mia mochte seine unkomplizierte, witzige Art und war froh, dass er ein wenig Ablenkung brachte. Sie hatte keine besonders große Lust, über Jan zu sprechen oder auch nur über ihn nachdenken zu müssen. Dieses Problem konnten sie auch morgen noch lösen...

Gegen 22 Uhr verabschiedete sie sich ins Bett und war innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen.

*

Mia wusste nicht genau, was sie geweckt hatte. Verwirrt schlug sie die Augen auf und blinzelte ein paar Mal in die Dunkelheit, bis sie wusste, wo sie war.

Noch immer lag sie in Lukas' Bett, doch der war nicht bei ihr. Vorsichtig tastete sie seine Seite der Matratze ab, die sich kühl anfühlte.

Vorsichtig rutschte sie an den Bettrand und stand auf.

Die Schlafzimmertür war lediglich angelehnt, der dahinter liegende Flur dunkel. Aus dem Wohnzimmer drang noch Licht und Mia konnte gedämpfte Stimmen vernehmen. Unschlüssig blieb sie stehen und dachte nach. Sollte sie nachsehen, wo Lukas blieb oder einfach zurück ins Bett gehen?

Wenn sie weiter in den Flur trat, würde sie außerdem unweigerlich das Gespräch zwischen ihm und Tim mithören.

Mia biss sich auf die Unterlippe und schlich auf Zehenspitzen zur Wohnzimmertür, die nur einen Spalt breit offen stand. Vorsichtig lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Wand und spitzte angestrengt die Ohren.

„...nicht, ob das mit ihr so eine gute Idee ist." Das war Tims Stimme.

„Wie meinst du das?" Lukas klang ein wenig misstrauisch.

Narben (Alligatoah Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt