Prolog

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Mit einer vollen Einkaufstüte und meinem Rucksack auf dem Rücken trete ich aus dem Aufzug und drehe mich nach links. Ich stelle die schwere Tasche ab und fummele mit dem Schlüssel am Schloss herum, bis ich ihn reinkriege und aufschließe.
Aus dem Wohnzimmer höre ich den Fernseher laufen, aber ich gehe direkt in die Küche durch und stelle die Tüte mit den Einkäufen ab. Eilig stelle ich meinen Rucksack daneben und laufe schnell ins Bad. Ich muss schon seit mindestens einer halben Stunde wirklich dringend aufs Klo!

Erleichtert gehe ich zurück in die Küche, wo auch schon mein Freund steht, den Kopf tief in der Einkaufstüte vergraben.
„Uhhh! Warum das ganze Eis?!", der blonde Haarschopf taucht wieder auf und er grinst mich breit an.
„Für dich ist das Brot und der Aufschnitt... Du hast ja gar nichts mehr im Kühlschrank. Das Eis ist für unseren Patienten...", seufze ich. Niall verzieht auch wieder das Gesicht und kommt zu mir.
„Keine Angst... ihm wird es auch bald besser gehen..."
Ich zucke mit den Schultern und lasse mich in seine Arme sinken.

„Hast du was von Harry gehört?"
„Er hat sich kurz per SMS gemeldet. Er ist noch in LA", antwortet Niall mir.
Ich nicke und fahre mir durch die Haare und seufze laut auf.
„Ich hoffe, er kommt bald zurück..."
„Muss er... Bald haben wir wieder Termine", sagt Niall und beginnt die Einkäufe, die ich für ihn erledigt habe, in den Kühlschrank zu räumen.
„Gut..."
Schweigend macht Niall weiter und ich beobachte ihn dabei.

Meine Gedanken driften ab, aber nicht direkt zu meinem Freund...

Vor zwei Wochen sind wir von der Tour zurückgekommen, allerdings One Direction nur noch zu viert. Die Wohnung neben Nialls ist immer noch leer. Niall hat den Schlüssel bekommen, sodass Harry sich ihn bei ihm abholen kann, wenn er aus seinem „Urlaub" zurückkommt.
Seit unserer Verabschiedung am Flughafen habe ich nicht viel von dem braunhaarigen Wuschelkopf gehört. Er hat sich das ein oder andere Mal mit einer kurzen Nachricht gemeldet, um zu zeigen, dass er noch lebt.
Überwiegend schreibt er eigentlich mit Liam oder Niall. Von Niall weiß ich auch das meiste über Harry...
Louis hingegen ist kaum aus der Wohnung zu kriegen. Er ist ein regelrechtes Wrack. Nachdem Harry auf seine Millionen Anrufe und Nachrichten in den letzten zwei Wochen nicht reagiert hat, scheint langsam durchzusickern, was tatsächlich los ist. Niemand von uns wollte es so richtig glauben, aber Larry Stylinson scheint Geschichte zu sein... Es bricht mir das Herz meinen besten Freund so leiden zu sehen. Ich verbringe so viel Zeit, wie ich kann, mit ihm und gebe mein bestes ihn abzulenken und zu trösten - deshalb auch die zwei riesigen Eisbecher in der Tüte...
Leider geht das ziemlich auf die Kosten von Nialls und meiner gemeinsamen Zeit... Wir beide wollen Louis nicht alleine lassen. Deswegen haben wir nicht nur einmal Liam oder Zayn gebeten Louis zu babysitten, während wir uns ein wenig Zeit für uns nehmen. Aber egal, wie wir es anstellen... Ich mache mir zu viele Sorgen um ihn. Ich merke, dass es Niall ein wenig nervt, aber ich kann nicht anders. Louis würde das Selbe für mich tun.

Und wo wir gerade beim Thema sind...

„Essen wir heute Abend zusammen? Ich hatte vor zu Kochen...", sagt Niall in den stillen Raum.
„Ich weiß nicht..."
Er seufzt, schließt den Kühlschrank und kommt zu mir.
„Wir können uns nicht ewig um Louis kümmern, wie um ein kleines Kind... Er ist alt genug", merkt er an und stellt sich vor mich.
„Ja..."
„Ich verstehe schon", er macht wieder einen Schritt zurück und drückt mir die Tüte mit dem Eis in die Hand. Ich nehme sie an und hebe auch meinen Rucksack auf.
„Du kannst ja zu uns dazukommen...", schlage ich leise vor.
Er lächelt mich traurig an: „Mache ich... Besser das, als dich gar nicht zu sehen."

Wir umarmen uns ein letztes Mal und Niall drückt mir einen schnellen Kuss auf, dann gehe ich an die Tür gegenüber und schließe die vorsichtig auf.
„Lou?", frage ich vorsichtig und streife meine Schuhe ab.
Es kommt keine Antwort, aber ich höre etwas aus dem großen einladenden Wohnzimmer. Ich stelle meinen Rucksack an der Garderobe ab und gehe dann ins Wohnzimmer hinein.

„Only h-half a blue sky...
K-kind of there b-but not quite
I'm walking around with just one shoe
I'm h-half a h-heart without y-you..."

Ich lasse die Tasche in meiner Hand achtlos fallen und eile an den großen, schwarzen Flügel. Ich falle sofort neben Lou auf die Knie und drehe ihn zu mir. Er lässt seine Hände von den Tasten gleiten und sie fallen in seinen Schoß.
„Ach Lou...", murmle ich und wische ihm mit meinem Ärmel die Tränen von der Wange, die still über seine Wangen fließen. Er schaut mich aus seinen traurigen grau-blauen Augen an wischt sich dann mit einer kraftlosen und resignierten Bewegung selbst über die Augen und unter der Nase entlang.
„T-tut mir L-leid", nuschelt er. Ich lächle ihn aber nur an und streiche ihm über die Knie.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich ihn völlig fertig vorfinde... Das Klavierspielen hilft ihm - meistens.
Ich ziehe ihn von dem kleinen Stühlchen runter und mit mir auf unsere gemütliche Couch. Er legt sich auf ein großes Kissen und rollt sich zusammen. Ich lege eine Decke über seinen Körper und streiche ihm die Haare aus der Stirn.
„Schlaf ein wenig und ich wecke dich zum Mittagessen... und heute Abend schauen wir Superman und stopfen uns mit Eis voll, gut?"
Er nickt und schließt die Augen.

Ich gehe in die Küche und beginne ein kleines Mittagessen vorzubereiten. Louis isst zur Zeit nicht sonderlich viel, aber ein bisschen muss er essen...

Tja... Willkommen in meinem Leben.
Mein Name ist Fiona Stevens, zukünftige Tomlinson, Freundin von Niall Horan, und ich versuche täglich den Ausgleich zwischen Zeit für Zweisamkeit für mich und meinen Freund und Zeit für seelischen Beistand nach der schweren Trennung seines jahrelangen Freundes für meinen Verlobten zu finden.
Seltsam? Jup.

If it's not okay, it's not the end (Niall Horan/Larry FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt