Julie's P.O.V.
Um 10:52 Uhr hielt Tyler auf dem Parkplatz des West Los Angeles Medical Center und guckte mich besorgt an.
„Geht's dir gut?" Ich fand es echt süß, dass er sich mittlerweile um mich sorgte und wenn es nach mir geht, braucht er auch gar nicht damit aufhören. Ich fühlte mittlerweile eine Verbundenheit zwischen uns, die ich nicht erklären konnte.
„Mir fehlt nichts. Dr. Jefferson ist nicht so ein Arzt." „Und was machst du dann hier?" Irgendwann würde er es eh rausfinden, spätestens, wenn er den Namen im Internet suchte. Scheiß Google. Ich atmete tief ein und aus ehe ich wieder sprach. „Er ist Psychologe." „Oh." „Mom will das ich zu ihm gehe. Sie macht sich einfach Sorgen." „Ist es wegen deinen Alpträumen?" „Ich denke schon." Tyler merkte, dass mir das Thema unangenehm war und fragte mich deswegen etwas Anderes.
„Kann ich dein Handy kurz haben?" „Wieso?", wollte ich neugierig wissen. „Dann speichere ich meine Handynummer ein und du kannst mir Bescheid sagen, wenn du fertig bist." „Hier." Ich gab ihm mein Handy und er speicherte seine Nummer ein.
Wenig später befand ich mich in dem Büro von Dr. Jefferson und war eher wenig begeistert wieder hier zu sein. „Hallo Julie." „Hallo." „Und sind Sie heute bereit über ihre Alpträume zu reden?", fragte er mit ruhiger Stimme. Ich weiß was er hören wollte, aber ich hatte keine Lust darüber zu reden. „Anscheinend nicht. Julie, Sie müssen irgendwann darüber reden." „Ich habe darüber geredet.", sagte ich leise und war erstaunt, dass er es anscheinend trotzdem gehört hatte. Verwundert sah er mich an, denn es war das erste Mal, dass ich überhaupt mit ihm sprach, von der Begrüßung und der Verabschiedung mal abgesehen.
„Mit wem denn?" Ich wusste das diese Frage folgen würde und eigentlich sprach ich ja nie mit ihm, aber ehrlich gesagt, hatte sich in den letzten zwei Tage viel verändert und so fing ich an zu sprechen. „Ja das ist so eine Sache." „Sie können mit mir über alles reden." „Und Sie sagen meiner Mom nichts?" „Da Sie noch Minderjährig sind, kann ich Ihnen das nicht komplett versprechen, wenn Sie etwas Wichtiges sagen, dann muss ich es Ihrer Mutter erzählen." Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte. Ich konnte ihm ja schlecht erzählen, dass Tyler und ich uns geküsst haben. Also beschloss ich die Geschichte etwas abzuändern.
„Es gibt da diesen Jungen, also eigentlich verstehen wir uns gar nicht so gut oder verstanden uns nicht gut. Ich weiß auch nicht, was das zwischen uns ist. Es ist einfach verwirrend. Jedenfalls war ich auf der Party von Brian und er war auch da, ich wollte mich dann aber früher als geplant auf den Heimweg machen und als er gemerkt hat, dass ich alleine nach Hause laufen wollte, da hat er mich begleitet." Ich atmete einmal tief durch bevor ich weitersprach. „Als wir bei mir waren, ist er noch mit reingekommen und wir haben noch einen Film geguckt. Ich bin dann eingeschlafen und in der Nacht hatte ich wieder einen Alptraum. Er hat mich geweckt und mich beruhigt und dann hat er gefragt, was ich denn geträumt habe. Ich habe mich in dem Moment so geborgen und sicher gefühlt, dass ich ihm von dem Traum erzählt habe."
„Ich bin positiv überrascht. So viel haben Sie seit ich Sie kenne nicht mit mir geredet." „Da ist noch etwas.", und dann erzählte ich ihm von dem Brief und den Geschehnissen zwischen Brian und mir. Am Ende der Sitzung fühlte ich mich erleichtert. „Ich bin stolz auf Sie, Julie und ich denke bei dem nächsten Termin sollte ihre Mutter mitkommen." Ich nahm den Zettel mit dem nächsten Termin entgegen und verabschiedete mich dann von Dr. Jefferson.
Ich ging den großen Gang entlang zur Eingangshalle, denn ich wollte noch kurz woanders hin bevor ich Tyler schrieb. Ich wollte zur Intensivstation, dort schaute ich öfters vorbei und so auch heute. Wie es dazu kam, das war wahrlich eine merkwürdige Geschichte. Ich versuchte außer Chase noch jemand anderes zu finden, aber nach 2,5 Jahren fragte ich mich, ob es nicht besser wäre, wenn ich die Hoffnung aufgeben würde, doch ich konnte es irgendwie nicht.
Nach dem Unfall lag ich fast ein halbes Jahr im Krankenhaus, die ersten vier Monate davon im Koma und einen Monat wollten die Ärzte, dass ich noch blieb, um mich vom Koma zu erholen. Eigentlich wollten die Ärzte die Geräte schon abstellen, aber die Person, welche ich suchte verhinderte es zum Glück und dafür war ich ihm unheimlich dankbar. Ich hatte keine Ahnung wer er war und auch das Krankenhauspersonal wusste es nicht, denn sie dachten, es wäre mein Freund gewesen. Alles was ich über ihn wusste war, dass er jeden Tag, welchen ich im Koma lag an meinem Bett saß und mir etwas vorlas. Man könnte sich jetzt fragen, was es brachte, aber ich fand die Geste wirklich schön, zumal meine Mom in der Zeit sehr viel durchmachen musste. Das war glaube ich auch der Grund, warum sie nicht näher nachfragte, wer mich immer besuchte.
Das Ganze begann wohl 1 Woche nachdem ich eingeliefert worden war und hörte auf als ich aufwachte. Meine Mom konnte mir über den Unbekannten leider auch nichts sagen, denn sie hatte ihn nie getroffen. Das Einzige, was er hinterlassen hatte, war eine Nachrichte in der er bat, dass meine Mom die Geräte nicht abstellen ließ, denn Wunder würden immer wieder geschehen. Die Nachricht hatte ich bis heute aufgehoben und ich hoffte so sehr, dass ich die Person irgendwann mal treffen würde, um mich zu bedanken.
Wenn man im Koma liegt, geht man eigentlich davon aus, dass man nichts mehr mitbekommt, aber ich bekam etwas mit, keine Bilder oder Worte, wie es in kitschigen Filmen der Fall war, wo der Geist des Komapatienten neben dem Bett steht, aber etwas bekam ich mit. Es handelte sich um Gefühle, ich fühlte mich so geborgen, so sicher, so schwerelos und konnte dieses Gefühl einfach nicht einordnen. Vermutlich war einfach mein Unterbewusstsein dafür verantwortlich oder ich bildete mir das nur ein, aber es waren schöne Gefühle.
Als ich mein Ziel erreichte, sah ich die nette Krankenschwester, die sich auch um mich gekümmert hatte während ich im Koma lag. „Hey Julie." Sie lächelte mich freundlich an und ich lächelte zurück. „Hallo." „Du willst bestimmt wissen, ob ich deinen unbekannten Besucher wiedergesehen habe." Ich nickte, doch leider war er immer noch nicht wiederaufgetaucht. „Danke trotzdem." „Kein Problem." Nach dem Gespräch verabschiedete ich mich auch gleich wieder, denn ich wollte niemanden von der Arbeit abhalten. Ich schrieb Tyler, das ich fertig war und setzte mich solange bis er da war auf eine Bank in der Nähe des Eingangs.
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Ein Tag und alles ist anders I #Wattys2017
RomanceJulie hat in ihren jungen Jahren schon viel erlebt. Zu viel, denn vor 3 Jahren starb ihr Dad und ihr Bruder verschwand. Aus diesem Grund weiß Julie auch, dass ein Tag alles verändern kann. Aber kann ein Tag auch ihr Verhältnis zu dem Bad Boy der Sch...