"Also, wie funktioniert das jetzt?", wollte Ben wissen.
"Das habe ich doch schon erklärt!", erwiderte Éomer, inzwischen schon zu Tode genervt. "Du nimmst die Zügel-"
"-Das habe ich doch gar nicht gemeint!", unterbrach Ben ihn. "Wie können wir so schnell ins Auenland kommen? Ich hab mir eine Karte angesehen, bis wir dort sind ist das Wochenende fast schon wieder rum!"
Gandalf lächelte. Wir standen zusammen mit unseren Pferden am obersten Rand der Felsen, die Bruchtal einen so effektiven Schutz boten. Von hier aus konnte man das ganze Tal überblicken. Viel Zeit, die Aussicht zu genießen, hatten wir allerdings nicht. Lindir, Frodo, Sam und der Zauberer standen neben uns.
"Wie ich schon sagte, wir sind in der Lage, die Wege zwischen unseren Zielen zu verkürzen. Ihr werdet nichts davon merken."
"Klar", murmelte Kilian. "Wieso auch?" Unser Schulleiter tat, als hätte er nichts gehört.
"Ich kann leider nicht mitkommen, aber Lindir, Frodo und Sam werden gut aufpassen." Er sah die drei scharf an. Philipp hakte nach.
"Auf uns aufpassen? Es reicht doch wenn sie uns führen, oder? Wir laufen schon nicht weg!"
Alle mussten lachen. Gandalfs Blick zu den dreien wurde jedoch besorgter und ich fragte mich allmählich, wieso zum Teufel alle so auf Sicherheit achteten. Es gab ja nichts mehr in Mittelerde, das gefährlich war.
Dieser Gedanke wurde allerdings verdrängt, als Lindir uns aufforderte, aufzusitzen. Wir schafften es alle beim ersten Versuch und ich registrierte, dass Éomer sehr stolz aussah.
"Ich erwarte euch zum Abendessen wieder. Viel Spaß!" Mit diesen Worten wandte sich der Zauberer um und wir drehten uns dem Weg zu.
"Denkt dran, ihr folgt Lindir, macht keine Umwege. Frodo und Sam werden hinter euch sein.", erinnerte uns Éomer. Johanna verdrehte neben mir die Augen. "Sollen wir uns vielleicht noch an den Händen nehmen?", flüsterte sie. Die meisten hatten sie trotzdem gehört und mussten kichern.
"Was ist denn jetzt schon wieder?" Lindir drehte sich auf seinem Pferd genervt um.
"Nichts!", beeilte sich Johanna. "Gehen wir."
Während wir den schmalen Weg entlangritten, immer zwei nebeneinander, schien der Wald um uns zu beschleunigen. Ich sah einige Sekunden lang fasziniert zu, wie die Bäume in beinahe unnatürlichem Tempo an uns vorbeirauschten. Dann wurde mir schwindelig und ich fixierte die Augen auf Lindas Hinterkopf.
"Wie in einem Zug", murmelte Johanna mir zu. Sie konnte die Augen gar nicht abwenden. Während unserer Reise passierten wir Wald, Wiesen, Berge und Täler und mit jedem Schritt denn unsere Pferde machten, schienen wir dutzende Kilometer zurückzulegen. Als schließlich die ersten Hobbithöhlen in Sicht kamen, schien es beinahe 12 Uhr zu sein. Wir hatten nur drei Stunden für die Reise gebraucht!
Die Pferde gingen nun in normalem Tempo durch die Straßen und ich traute mich wieder, aufzuschauen. In dem Moment, in dem ich sie sah, bereute ich es. Ich drehte mich zu Frodo und Sam um. Die beiden hatten sie schon bemerkt und sich ihre Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Ich konnte mir vorstellen, dass das die letzte Begegnung war, die sie sich im Auenland wünschten.
Währenddessen hatten die beiden Hobbits vor uns Lindir bereits erreicht. Sie warfen ihm und uns dahinter einen sehr gehässigen, wütenden Blick zu, als hätten wir versucht, sie von der Straße zu schubsen. Sie wahrten Sicherheitsabstand zu unseren Pferden. Das hinderte sie aber nicht daran, einen prüfenden Blick unter Frodos und Sams Kapuzen werfen zu wollen. Die Frau schien extrem unbefriedigt als es nicht klappte, und zog den Hobbit, der vermutlich ihr Sohn war, hinter sich weiter. Als sie außer Sicht- und Hörweite waren, zogen sich Sam und Frodo, die Kapuzen ab und seufzten erleichtert.
DU LIEST GERADE
Elbisch für Anfänger
FanfictionNatürlich liebte ich Tolkiens Bücher und die Filme, mit einer Einladung nach Mittelerde hatte ich allerdings nie gerechnet. Und wenn doch, dann definitiv nicht damit, dass die Hälfte meiner Klasse mitkommen würde, von der nur meine beste Freundin di...