PART 16 AKA BED OF LIES

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Lycia brodelte vor Wut und als sie versuchte zu überlegen, auf wen sie wütend war, konnte sie es nicht sagen. Auf sich selbst, auf ihre Unachtsamkeit, auf Kade, auf Warren, auf Alice, die sicher ihre Finger im Spiel hatte, auf Darin Salvatore, auf Richard. Sie war wütend auf die Welt und am meisten auf sich selbst. Doch sie konnte nichts tun, außer einfach ruhig sitzen zu bleiben, tief durchzuatmen und zu warten, bis die Limousine, in der sie sich befanden endlich beim Hotel ankam.

Die Landung des Flugzeuges hatten sie gut überstanden und nicht zu viele Paparazzi und Reporter haben sie mit Fragen bombardiert und aus diesem Grund hatte Lycia Angst, dass das erst jetzt kommen würde.

Beim Hotel.

Sie spürte, wie der Wagen langsamer wurde und schließlich hielt. Mit einem Mal war die Nervosität wieder da und sie atmete tief durch, ehe sie schluckte und sah hilfesuchend zu Kade, der sie nur musterte und dann aus dem Wagen kletterte. Jetzt begann wieder das schauspielern und sie hasste sich dafür, das zu tun, das tun zu müssen um sich selbst zu beschützen, um ihre Vergangenheit zu beschützen, die so viel mehr war, als eine einfache Affäre, wie Kade dachte. Manchmal fragte sie sich, was wäre, wenn er es wissen würde, wenn es alle wissen würden. Wie würde sie reagieren, wenn das, was sie seit Jahren beschützt, im Herzen trägt, frei war? Würde es ihr besser gehen? Würde sie endlich Frieden finden? Doch Lycia Robertson vertraute nicht. Niemanden. Weder ihrer Tante, noch jemand anderem. Ihre anderen Verwandten waren tot. Ihre Adoptiveltern gestorben, und laut ihrer Tante hatte sie kein Familie mehr, abgesehen von ihr.

Ihre ganze Existenz war eine Lüge und sie würde alles dafür geben diese Lüge aufrecht zu halten.

Kade stand auf und stieg aus dem Wagen und kaum tat er das, konnte sie bereits die Kameras hören und die Menschen, die seinen Namen riefen. Sie waren hier. Sie wollten Bilder, sie wollten Umarmungen und Liebe sehen, doch Lycia trug nichts außer Leere in ihrem Herzen.

Sie stöhnte auf, als er sich umdrehte und ihr seine Hand ausstreckte. Seine Augen waren groß und aufmerksam, dennoch waren seine Lippen zu einem Strich verzogen. „Augen zu und durch," sagte er zu ihr und sie lächelte ihn an, ehe sie seine Hand ergriff und sich neben ihn stellte.

Kade trug ein weißes Hemd und schwarze Jeans und sah dennoch perfekt aus, während Lycia sich neben ihm unscheinbar fühlte, mit ihrem schlichten, roten Hemd und blauen Jeans, sowie einem Pferdeschwanz und kaum Makeup. Aber es war ihr egal.

Hand in Hand gingen sie über den Vorgarten zum Eingang des Hotels und wurden dabei von Bodyguards abgeschirmt, während rechts und links die Kameras blitzten und Menschen ihre Aufmerksamkeit wollten. Doch nicht heute, nicht jetzt.

Augen zu und durch, hatte Kade gesagt. Augen zu und durch.

Sie drückte seinen Arm fest und mit einem Mal blieb er stehen, sah sie nur an und lächelte leicht. Es war nicht dieses schiefe, mysteriöse Lächeln, es war ehrlich und echt, transparent und heizte sie von innen auf. Es gab ihr das Gefühl verstanden und geliebt zu werden. Lycia ignorierte die Rufe der Paparazzi und musterte einmal mehr sein schönes Gesicht. Seine Züge wirkten entspannt und dennoch sah sie sie eine Unruhe in seinem Blick, die sie in sich selbst ebenfalls spürte. Er war an Situationen wie diese gewohnt und konnte so tun, als wäre alles ok, genauso wie sie, aber eigentlich hasste er sie, er hasste das. Die Liebe in seinem Blick, das Verständnis, es war eine Lüge.

Und aus diesem Grund, aus diesem Punkt, mit dem sie sich so verbinden konnte, lächelte sie tapfer, erwiderte sein Grinsen und gemeinsam gingen sie durch die Menschenmenge, ohne stehen zu bleiben, ohne ein Kommentar. Erst als sich die Aufzugstüren ohne Bodyguards hinter ihnen schlossen und sie alleine waren, ließ Lycia ihn los.

Sie wusste, dass sie den ganzen Film aufgehalten hatten, denn immerhin hatten sie nicht den geplanten Flug genommen, sondern ganze drei Tage gewartet und gefaulenzt, nur um Darin ein bisschen Rebellion entgegen zu bringen. Klar war das nicht ideal, aber dadurch, dass auch noch verschiedene andere Flashbackszenen gedreht werden mussten, wo Kade und Lycia nicht gebraucht wurden, sondern Warren, der vor zwei Tagen angekommen war, war das ok.

Verdammt, Warren. Schnell schüttelte Lycia den Kopf und ihre braunen Locken flogen ihr wild ins Gesicht.

Um sich abzulenken, sah sie Kade im Spiegel des Fahrstuhls an. „Wer ist Mavie?", fragte sie und sie sah, wie seine Hand, mit der er sich gerade durch die Haare fahren wollte, auf halben Weg erstarrte.

„Woher kennst du diesen Namen?", fragte er nur kalt und sah sie berechnend an, musterte sie mit stechendem Blick.

„Du hast ihn im Schlaf gesagt, als du den Albtraum gehabt hast," erklärte ich und versuchte unter dem bohrendem Blick nicht zusammen zu brechen.

„Sie ist... war meine Ex-Verlobte," erklärte er und noch bevor sie etwas erwidern konnte, fügte er drei endgültige Worte hinzu. „Sie ist tot." Seine Stimme war leer und unwillkürlich fragte sich Lycia, ob er die Gefühle versteckte oder ob er wirklich keine mehr hatte. Wie lange hatte er ihr nachgeweint? Wie sehr hatte sein Tod sie getroffen? Anscheinend schlimm, denn ansonsten würde er nicht so die Lippen zusammen pressen und ihren Blick vermeiden, als wäre sie giftig.

Und damit öffneten sich die Fahrstuhltüren und er trat hindurch, wartete, trotz seiner Wut, die sie in seiner Stimme hören konnte, auf sie. Und schweigend gingen sie zu ihrer Tür.

Er atmete tief durch und sah sie an. „Ich würde es dir erklären, wenn ich es könnte, aber jetzt... jetzt geht es nicht," sagte er nur und musterte sie einmal mehr. „Alles ok?", fragte er und griff nach ihrem Kinn, hob es an, so dass sie ihm in die Augen schaute.

Lycia malte sich verschiedene Situationen aus. War sie wirklich tot? War sie nur für ihn gestorben und lebte sie eigentlich noch? Hatte sie ihn verletzt? Und wenn es wahr war, wenn sie tot war, wie war sie gestorben? Hatte eine Krankheit sie getötet?

Er hatte sie gefragt, ob alles ok ist, hatte Lycia gefragt, ob sie mit der Situation zurecht kommt und die Wahrheit war, dass dem nicht so war. Es war ihr einmal mehr zu viel. Er hatte ein Netz aus Lügen und Geheimnisse um sich, genauso wie sie.

„Ich denke schon," sagte sie nur und steckte, ohne sich abzuwenden, die Karte in den Schlitz und ging dann rückwärts in ihre dunkle Suite, ließ ihn alleine mit seinen Gedanken. 

This Is ActingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt