Carnival of Rust

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Yoongi P.O.V

„Amy!", war mein erstes Wort, als ich erwachte.
„Oh mein Gott, Yoongi! Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!"
Jimin kam auf mich zu und drückte mich fest an sich. Ich war ja eigentlich nicht der touchy-Typ, aber es fühlte sich gut an gedrückt zu werden. Ich drückte ihn ebenfalls an mich und da trudelten auch die anderen Members in das Zimmer und umschlossen mich in einer Umarmung.
Nur sie fehlte. „Wo ist sie? Wo ist Amy?", fragte ich.
Taehyung nahm meine Hand. Oh gott nein, hatte sie sich etwa...
„Amy ist verschwunden."
„Was?"Ich hatte mich wohl verhört. Sie war verschwunden? Wie das?
Jin setzte sich neben mich hin. „Schon seit drei Tagen."
„Habt ihr die Polizei schon informiert?"
Namjoon nickte. „Die sind bis jetzt nicht fündig geworden."
Plötzlich schlugen alle Erinnerungen wieder ein. „Was geschah eigentlich? Ich kann mich nicht an alles erinnern."
Die Jungs tauschten einen Blick aus.
Das gefiel mir gar nicht.
„Du... du hast dich versucht zu töten."
Ja... daran erinnerte ich mich noch. Ich hatte eine Pistole in der Hand. Und Amy. Sie hatte mich angefleht.
Sie wollte nicht, dass ich starb.
Doch etwas war mir noch unklar.
„Was geschah danach? Warum bin ich hier?"
„Amy hat sich auf dich gestürzt. Sie wollte dir mit Gewalt die Pistole aus der Hand reissen, aber irgendwie konntest du trotzdem abdrücken.Du bist nicht daran gestorben, aber du lagst knapp sechs Monaten im Koma. Und Amy... Ja du kennst Amy. Natürlich hat sie alles in das Schlimme gezogen und..." Jimin hielt sich die Hand vor dem Mund.
„Und was, Jimin? Was hat sie getan?"
Sie antworteten nicht.
„Hört verdammt noch mal auf so eins auf mysteriös zumachen. Was ist in meiner Abwesenheit passiert?"
Langsam aber sicher, wurde ich wütend.
„Sie hat sich versucht zu töten, Yoongi", sagte Jungkook. Einfach so. Knallhart.
Mir stutze der Atem. „Was?"
„Sie gab sich die Schuld für deinen...'Unfall' können wir sagen. Tagelang hat sie geweint.Sie hat wie ein Loch getrunken. Wie viel mal ich sie schlafend in der Toilette fand.Es hat sie krass mitgenommen. Diese Frau liebt dich, Yoongi."
Fuck, dachte ich. Ich liebte sie auch. Sie war mein Licht. Sie war mein Glück.
Ich erhob mich aus dem Bett.
Viel zu schnell, denn es haute mich glatt wieder zurück und spürte, wie die Wunde schmerzte.
„Muss... sie suchen...", stöhnte ich.
Namjoon kam zu mir und legte seine Arme auf meinen Schultern. „Wir können im Moment nichts machen, Yoongi. Das einzige was wir machen können,ist beten, dass sie sich nichts angetan hat und es ihr gut geht."

Weitere zwei Wochen durfte ich im Krankenhaus verharren.
Zwei Wochen und von Amy war weit und breit nichts zusehen.
Ich ging in ihre Wohnung. Vielleicht hatte sie irgendetwas liegen gelassen oder irgendetwas würde darauf hinweisen, wo sie hingegangen war.
Irgendein Hinweis...
Ausser ihr Handy, das sauf dem Boden lag und dem Gestank von Fäulnis, fand ich nichts brauchbares.
Nicht einmal ein Brief.
Oder ein Notizzettel.
Rein gar nichts.
Trotzdem gab ich die Suche nicht auf. Tag für Tag ging ich nach draussen und lief stundenlang umher, in der Hoffnung sie zu treffen.
Auch die anderen Jungs unterstützen mich. Manchmal gab es sogar Tage an denen wir alle sieben unterwegs waren.
Den Wunsch Amy zu finden, war für alle gleich stark.
Eines Tages, als ich mich wieder auf den Weg machen wollte um nach Amy zu suchen, klingelte mein Handy.
Ich schaute nicht auf den Handydisplay und nahm den Anruf entgegen.
Amy's Verschwinden lag nun schon fast zwei Monaten zurück.
„Amy?",fragte ich voller Hoffnung.
Die Person an der Leitung räusperte sich.
„Leider nicht, mein Herr. Ich rufe an um Ihnen etwas mitzuteilen."
Er nannte mir eine Adresse und ich fuhr gleich mit dem nächst möglichen Bus dorthin.
Als ich ankam, führte mich ein Polizist in eine dunkle Gasse. Ich befürchtete bereits, dass ihre Leiche hier lag und ich sie identifizieren musste. Ich wusste nicht ob ich mental genug stabil war für das.
Aber zu meinem Glück, lag keine Leiche hier, sondern Asche. Erst beim näheren Betrachten, erkannte ich Knochenteile und nicht ganz abgebrannte Gliedmassen darunter.
Mir wurde ganz schlecht bei der Sache und musste mich wegdrehen. Tatsächlich spürte ich wie die Galle hoch kam.
„Alles in Ordnung, Sir? Kann ich ihnen ein Wasser bringen?"
„Oh ja, Wasser ist super", sagte ich und entfernte mich von der Stelle.
Als er mit dem Wasser zurück kam, schaute ich ihn fragend an. „Also, warum haben sie mich hier her befördert?"
„Wir haben das hier gefunden."
Er hielt mir ein Stoffstück entgegen. Ich erkannte es sofort. Es war ein Stück ihrer Lieblingsjacke. Namjoon hatte die ihr an ihrem Geburtstag geschenkt.
„Was soll das bedeuten?"
Irgendwie wollte ich die Antwort gar nicht wissen. Ich wusste bereits was kommen würde,aber wenn er dasselbe sagen würde, dann wäre es bestätigt.
„Wir gehen davon aus, dass unter diesem Haufen von Asche, möglicherweise auch ihr Körper liegen könnte. Vielleicht wurde sie und ein paar andere Mädchen von einem Typen angemacht, sie lehnten ihn ab und dann tötete er die Mädchen und verbrannte sie, um die Spuren auszuwischen."
Wieder die Galle. Schnell leerte ich das Glas Wasser.
„Natürlich ist noch nichts bestätigt, aber das hier ist womöglich die wahrscheinlichste Lösung, also bereiten sie sich schon mal auf das Schlimmste vor."
Und somit war meine Laune im Eimer.
Amy war vielleicht tot und das ganze nur wegen mir.Emotionslos bedankte ich mich beim Polizisten und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle.
Ich wählte Hoseok's Nummer. Nach dem zweiten Klingeln nahm er ab.
„Yoongi? Alles klar?"
Ich kickte ein Stein weg.
„Nein, eigentlich nicht. Die Polizei hat angerufen."
Hoseok wurde hellhörig.
„Wirklich? Was haben sie gesagt?"
Ich schniefe. Die Tränen drohten zu kommen.
„Ja, sie haben in einer Gasse verbrannte Menschenreste gefunden und in der Nähe lag ein Stück von der Militärjacke die Namjoon Amy geschenkt hatte, weisst du noch? Und die Polizei geht davon aus, dass Amy möglicherweise unter diesem Haufen Asche liegen könnte."
Hoseok sagte nichts. Ich hörte wie er Luft nahm, aber dann anfing zuweinen.
„Scheisse man", sagte er nur. „Wo bist du jetzt? Soll ich dich abholen?"
„Bushaltestelle, vor dieser Bar da mit den Flamingos draussen. Ich warte hier auf dich."
„Bis gleich."
Ich wusste nicht recht was ich fühlte.
Trauer? Schuldgefühle?
Ich wollte nicht weinen, weil zu viele Leute um mich standen.
Nur wenn ich daran dachte, dass ich Amy nie wiedersehen werde, brach mir das Herz. Ich konnte ihr nicht einmal sagen,dass ich sie liebte.
Ich schaute hoch.
Warum musste das alles passieren?
Hätte ich mich bloss von Anfang an geöffnet und gesagt was mit mir los war.
Ich erinnerte mich daran, wie ich Amy immer wieder abstiess oder Thema wechselte.
Dabei wollte sie mir nur helfen. Sie hatte geahnt, dass mich etwas bedrückte, aber ich wollte es ihr nicht sagen. Ich wollte ihr meine Schwäche nicht zeigen. Und da kam auch schon eine Träne.
Schnell wischte ich sie weg.
Warum musste sich alles so ergeben?
Hätten wir nicht einfach normale Jungs sein können, die ganz normal ein neues Mädchen kennen lernen und dann mit ihr abhängen, weil sie cool war?
Nein,wir mussten berühmt sein und Haters haben.
Na gut, damals hatte Amy recht. Ich war so doof und liess mir die Wörter der Haters ans Herz gehen. Ich hätte einfach nicht auf sie hören sollen, aber nein. Der sture Min Yoongi wollte diese Kommentare lesen und da hast du es, Yoongi. Die Frau die du liebst ich womöglich tot und du wirst sie nie wieder sehen.
Applaus, dachte ich und schüttelte den Kopf.
Es dauerte nicht lange und da stand auch schon Hoseok vorder Bushaltestelle mit einem Auto.
Da wir voraussichtlich noch lange in Kota Kinabalu bleiben würden, mieteten wir ein Auto, damit wir nicht immer von der ÖV abhängig sein mussten.
Die ganze Fahrt durch schwiegen wir. Ich glaube, wir beiden waren zu sehr damit beschäftigt das mit Amy zu verarbeiten und wie wir es den anderen sagen mussten. Im Haus angekommen, riefen wir alle ins Wohnzimmer.
„Alles okay, Leute? Ihr seht so aus als hättet ihr ein Geist gesehen", bemerkte Namjoon.
Ich schluckte. „Naja, könnte man so sagen. Es geht um Amy."
„Was? Ihr habt sie gefunden?", fragte Jimin hoffnungsvoll.
„Sie wäre mit uns,wenn wir sie gefunden hätten." Hoseok's Tonlage erschreckte mich, aber ja, wo er recht hatte, hatte er recht.
„Was ist dann? Irgendwelche Infos?"
Ein Knoten bildete sich in meinem Hals und ich spürte wie die Tränen hoch kamen.
Jungkook schaute mich an.
„Nein... bitte alles, aber nicht das..."
Er hatte anscheinend verstanden, was Sache war.
Ich schniefte. „Doch Jungkook, sowie die Polizei sagt, kann es sein das Amy... tot ist."
Alle Münder klappten nach unten. Tränen lösten sich aus Jungkook'sAugen.
„Das... das kann nicht sein." Jimin schüttelte den Kopf. „Bitte, sag dass es nicht wahr ist."
„Leider doch. Die Polizisten haben einen abgebrannten Menschenhaufen gefunden und daneben lag ein Stück ihrer Jacke. Die, die du ihr an ihrem Geburtstag geschenkt hattest, Namjoon."
„Abgebrannter Menschenhaufen? Wie soll ich das bitte verstehen?" Taehyung blickte mich fragend an.
„Die Polizei geht davon aus das Amy und einpaar andere Mädchen überfallen wurden, ich nehme an, die Angreifer wollten die Mädchen sexuell misshandeln, aber die Mädchen machten nicht mit und da entschied sich der Angreifer oder die Angreifer die Mädchen zu töten und schlussendlich zu verbrennen um die Spuren auszuwischen."
„Das ist.... krank. Das ist verdammt noch mal krank", sagte Namjoon und schüttelte den Kopf.
„Aber irgendetwas stimmt nicht.... Amy hatte keine Freundinnen hier. Mit wem hätte sie schon raus gehen können?", sagte Jimin.
„Vielleicht hat sie unterwegs jemanden kennengelernt?, überlegte Jin laut.
Jimin schüttelte den Kopf. „Nein, ihr habt nicht gesehen, wie sie nach ihrem Selbstmordversuch aussah. Sie wäre nicht in der Lage gewesen, jemanden anzusprechen."
„Woher willst du das wissen? Vielleicht hat sie ein Mädchen wegen einer Zigarette angesprochen oder für Feuer", sagte Hoseok.
„Nein,glaubt mir. Amy hätte es nicht getan. Sie war wie eine lebendige Leiche", versuchte Jimin uns verzweifelt zu erklären.
„Jimin, du musst die Wahrheit akzeptieren. Wir alle müssen es. So weh es auch tun mag", sagte ich ruhig.
„Ist das euer Ernst? Ihr wollt sie schon aufgeben? Nur weil eine Theorie sagt, das Amy vielleicht tot ist?"
Wut flackerte in Jimin's Augen auf. Erblickte zu mir.
„Und du Yoongi. Du sagst du liebst sie, gibst aber gleich auf. Wenn das so ist, dann hast du sie nie wirklich geliebt."
Ich stand auf. Nun ging er zu weit.
„Natürlich liebe ich sie! Ich würde für sie sterben!"
Jimin erhob sich ebenfalls.
„Ja, aber stattdessen ist sie die, die draufgeht!" Ich stürzte mich auf Jimin, packte ihn am Halskragen und drückte ihn in das Sofa zurück.
Als ich ausholen wollte, spürte ich wie mich jemand zurück zog. Namjoon.
Ich befreite mich aus seinem Griff.
„Es ist genug schwer, dass ganze verarbeiten zu müssen und du behauptest einfach, dass ich sie nicht lieben würde... Fick dich Jimin, fick dich einfach."
Und mit diesen Worten, verliess ich das Haus.
Ich konnte nicht glauben, dass Jimin ernsthaft so ein Scheiss behauptet hatte. Ich schüttelte den Kopf.
Ich ging wieder in ihre Wohnung.
Ich setzte mich auf das Sofa und bemerkte, das halbleere Zigarettenpäckchen. Ich zündete mir eine an und liess mich dann auf das Sofa fallen. Ich hatte schon seit einer Ewigkeit nicht mehr geraucht und um ehrlich zu sein... es tat mir richtig gut.
Und schlug prompt den Kopf an.
„Was zum T-",flüsterte ich und hob den Kopf.
Das Kissen. Irgendetwas war drin.Da entdeckte ich auch den Reissverschluss. Ich öffnete ihn und ein kleines Büchlein kam zum Vorschein.

Amy's Diary

stand da. Ich öffnete es. Ihre Schnörkelschrift stich mir sofort insAuge.

Ich halte das nicht mehr aus. Ich finde es ja gut und schön, dass Jimin hier ist, aber es ist zu fürsorglich.
Klar, ich hätte nicht anders gehandelt wenn die Situation umgekehrt wäre, aber ja.
Ich brauche eine Auszeit. Ich gehe spazieren. Vielleicht sollte ich Yoongi's Pistole mitnehmen...
Vielleicht auch nicht.
Hm, komm, als hätte ich noch etwas zu verlieren.

Ich stutze. Meine Pistole...? Warum war sie in ihrem Besitz? Verdammt. Das war nicht gut.
Überhaupt nicht. Da fing es mir an zu dämmern.Von einer zurückgelassenen Pistole hatten die Polizisten nichts erwähnt und ich glaube nicht, dass eine Pistole so schnell schmelzen würde.
Ja gut, vielleicht wurde sie ihr von den Angreifern weggenommen, aber Amy war ziemlich schnell im reagieren. Sie hätte die Angreifer bestimmt abgeschossen. Oder verletzt zumindest.
Hatte Amy etwa die Mädchen...
Schnell schüttelte ich den Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben.
Nein, Amy würde nicht Unschuldige abknallen. Warum auch? Ich erhob mich vom Sofa.
Jimin hatte aber erwähnt, dass Amy nicht mehr dieselbe war, seit ihrem Versuch...
Scheisse.
Scheisse.
SCHEISSE!
Das konnte doch nicht wahr sein.
Ich rannte aus der Wohnung und wählte Jimin's Nummer.
„Yoongi, hör mal, es tut mir-"
„Halt die Klappe und hör mir zu. Ich glaube, du hast recht. Amy ist nicht tot",unterbrach ich ihn.
„Wie? Was? Hast du sie gesehen? Wo bist du?"
„Nein, ich habe sie nicht gesehen, aber ich habe das Gefühl, dass Amy diese Mädchen umgebracht hat."
Jimin lachte hysterisch auf. „Als ob. Komm schon Yoongi, wir kennen Amy. Sie würde nicht einfach Menschen abschiessen..."
„Ja, aber was hattest du gesagt? Sie war nicht mehr sie selbst...?"
„Scheisse."
„Ohja."
„Wo bist du?", fragte er.
„Ich komme zu euch."
„Okay, bis gleich."
Er legte auf.
Ich sah ein Mädchen, als ich an einer eher dunkleren Gasse vorbei rannte. Dunkle Haare, schwarzes Outfit. Ich beachtete sie nicht weiter und wollte eigentlich weiter rennen, bis das Mädchen anfing zu lachen. Wie versteinert, blieb ich stehen.
Dieses Lachen würde ich unter tausende erkennen. Ich ging einige Schritte zurück und betrachtete das Mädchen nochmals. Braune Haare, schwarze Lederjacke, weisses Top darunter...
Nein, dass konnte sie nicht sein. So viel ich in Erinnerungen hatte, hatte Amy orangefarbene Haare, nicht braune und ich denke nicht, dass sie während ich weg war, die Haare gefärbt hatte.
Bis ich ihr Armband sah. Ein schwarzes Lederarmbändchen, dass sie von Jimin nahm, weil es ihm nicht gefiel. Ich ging mit langsamen Schritten auf sie zu. Ein Blondschopf sass neben ihr.
„Amy?" fragte ich.
Ihr Lachen erlosch. Sie hob ihren Kopf und ihr Blick war alles andere als erfreut.

The girl that forgot how to live [UNDER CONSTRUCTION]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt