Elefanten In London

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Vorwort

„Pack deine Sachen. Jetzt. Vor mir. Auf der Stelle!"

Ohne zu wieder sprechen, so wie die unzähligen male, gehorchte ich wortlos und lief schnell zu meinem alten Kleiderschrank, dem eine Tür fehlte. Ich sah schon von hier aus den halb zerfetzten schwarzen Stoffkoffer und nahm es raus. Warf es auf den Boden neben mir.

Ich hörte ihre Schritte hinter mir. Der Holzboden knarrte laut und ihre bestickten Stöckelschuhe die ich jeden Sonntag reinigen musste liefen auf dem Holzpaket auf und ab.

Ohne weiter Zeit zu verschwenden oder dumm zu erscheinen griff ich nach den paar Kleidern die ich besaß und auch nach meinem zweiten paar Schuh. Sie waren sehr alt. Ich hatte sie damals von ihm bekommen. Passen taten sie mir nicht mehr aber als Erinnerung dienten sie sehr gut. Ich würde sie für kein Geld der Welt her geben.

Wer würde sie denn auch kaufen? Nichts würden die zerfetzten alten löchrigen Schuhe bringen.

„Beeil dich! Schau nicht dumm durch die Gegend rum!", donnerte es keine Meter hinter mir und schreckte mich von meinen Gedanken, die ich versucht hatte zu verdrängen. Genau aus diesen Gründen.

„Jawohl.",erlaubte ich mir zu murmeln und beschleunigte mein tun. Ich knotete das Stückchen elend von Koffer noch mal extra mit einem festen Band, damit es auch nicht aufging und ich mein ganzes hab und gut nicht verlor.

Ich richtete mich, den Kopf leicht gebeugt, so dass ich ihren Augen entkam, auf und wartete mit dem Koffer fest in meiner Hand auf ihre nächsten Erschreckenden Worte.

„Das war das letzte mal das du hier bist. Heute ist dein letzter Tag in Kalkutta. Du wirst von nun an für meine Schwägerin dienen. Ihre Regeln und Befehle gelten von nun an. Doch ein letztes Sagen habe ich noch."

Ich senkte meinen Kopf tiefer als sie aufhörte zu sprechen und sich ihre Füße mir näherten. Ich hielt mich schwer zurück die Augen fest zuzukneifen.

Ich konnte es einfach nicht glauben. Es war unmöglich!

Sie stand mir nun so nah, dass ich ihren starken Parfüm riechen konnte. Ich war schockiert und ängstlich.

Noch nie stand eine Frau mir so nahe.

Und schon gar nicht die Herrin!

Ich schluckte als ich bemerkte dass sich Speichel in meinem Mund gesammelt hatte.

Ihre älter aussehende Hand hob sich und streifte an meinem Oberkörper.

Sie tat es extra!

Ihre Hand streichelte über meinem dreckigen Hemd, dass nicht mehr sauber ging, und führte sie zu meinem Kragen. Ihre Haut berührte die meine, was mir eine Gänsehaut brachte.

Was hatte sie vor?

So was hatte ich noch nie in meinem Leben erlebt!

Was wenn jemand kommen würde und die Herrin und mich so vorfinden würde?!

Ich wäre des Todes verurteilt!

„Mein armer Jehan.",hauchte sie.

Meine Augen weiteten sich.

„Du warst mir ein treuer und ... nun gut ein leicht tolpatschiger Diener. Doch! Du warst mir stets ergeben und hilfsbereit. Es ist eine Schande dich hergeben zu müssen... doch... so verlangt er es."

Er.

„Ich erinnere mich an die Schaumbäder die du mir immer eingerichtet hattest. Sie waren immer das schönste an dem Tage wusstest du das?", sie senkte ihre Stimme und näherte sich mir noch mehr. Nervös und schwitzig lehnte ich meinen Kopf etwas zurück. Ihr Atem streifte meinen Hals, ihre für mich verbotene Körperwärme wärmte mich noch weiter auf.

Ihre langen Fingernägel kratzten an meinem Adamsapfel. Ich wagte mich es zu denken: Verführerisch leckte sie sich über ihre Lippen.

„Weißt du, wie oft ich daran gedacht hatte dich mit bei mir im Bad zu haben? Deine starken Arme um meine, deine Beine um meine und dein..", sie kicherte und schüttelte den Kopf. Sie kippte ihr Kopf nach links und sah mich nachdenklich an. Ihre Augen durchbohrten meine doch ich widerstand und erwiderte sie nicht. Sie waren verboten für mich. Von Anfang an.

„Eine Schande. Vergeudung.", sagte sie und brachte endlich wieder Platz zwischen uns.

Erst als sie sich umgedreht und das kleine leere Zimmer verließ erlaubte ich es mir wieder zu atmen.

Elefanten In LondonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt