„Forbidden Passion" von Wiwaldi94 ist ein Buch mit acht Kapiteln (Stand: 2. September 2016), das der Kategorie Romantik zugeordnet ist.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden Protagonisten Leon und Magnus, die beide vor einem Jahr ihr Abitur bestanden, ein FSJ gemacht und ihr Leben schon weitestgehend geplant haben. Doch ihnen wird ein Strich durch die Rechnung gemacht, denn Magnus fällt wegen einer dem Leser zu diesem Zeitpunkt noch unbekannten Ursache ins Koma, kurz nachdem er Leon gestanden hat, dass er mehr für ihn empfindet als nur freundschaftliche Gefühle.Titel, Cover und Klappentext suggerieren dem Leser sofort, dass hier eine Geschichte vorliegt, die sich mit dem Thema Homosexualität auseinandersetzt.
Das Cover ist sehr schlicht gehalten, was mir sehr gut gefällt, jedoch hat es bis jetzt noch keinen direkten Bezug zur Geschichte wie ich finde. Das hier ist keines dieser Werke, die mit dem Hashtag BoyxBoy locken und dann zur Hälfte ein Lemon sind oder die Thematik nur unreflektiert zum Polarisieren nutzen. In „Forbidden Passion" geht es mehr um die Auswirkungen der Gefühle, auch auf das Umfeld der beiden Protagonisten und das könnte auch beim ersten Eindruck mehr herausgestellt werden. Zum Titel gebe ich jetzt erstmal kein Urteil ab, denn die Geschichte steht noch am Anfang und als Arbeitstitel ist er völlig legitim. Später würde ich jedoch auf etwas zurückgreifen, das die Geschichte sich von anderen abheben lässt.Der Klappentext ist kurz und prägnant. Er wird eingeleitet von einer Frage („Was eine gute Freundschaft ausmacht?"), die dann auch auf die übliche Art und Weise beantwortet wird: Freunde halten in jeder Lebenslage zusammen. Im nächsten Satz, der auch schon der letzte ist, wird gesagt, dass Magnus und Leon eine tiefe Freundschaft verbindet, die durch ein Geheimnis gefährdet werden könnte. Ich finde das könnte an dieser Stelle noch mehr konkretisiert werden. Da durch die restliche Aufmachung eh schon klar ist, was dieses Geheimnis sein wird, ist es Unsinn, es noch weiter zu verschleiern. Viel interessanter wäre es, die Situation zu beschreiben, in der die beiden sich befinden, nachdem Magnus von seinem FSJ aus Afrika zurückgekommen ist. Der Unfall sollte auch angedeutet werden, denn schließlich wird man als Leser schon auf Seite eins damit konfrontiert.
Alles in allem ist der erste Eindruck nicht schlecht, aber noch ausbaufähig.Wie eben schon angedeutet, handelt es sich hierbei um ein Buch, das sich sehr bemüht, die Auswirkungen der plötzlich aufkeimenden Gefühle zweier bester Freunde zu zeigen. Dabei wird sich aber nicht nur auf die beiden Ich-Erzähler konzentriert, sondern auch das soziale Umfeld mit einbezogen, dem meiner Meinung nach dieselbe Relevanz zugesprochen wird wie Leon und Magnus, was mir sehr gut gefallen hat. Allerdings hapert es hier etwas an der Umsetzung.
Alle Figuren werden an passender Stelle eingeführt und im Laufe der Handlung immer weiter charakterisiert. Hier ist aber schon ein erster Kritikpunkt. Es kommt mir so vor, als seien die Nebendarsteller dieser Geschichte nur wenig mehr als Pappaufsteller. Sie haben zwar gewisse Handlungsmuster, aber diese wirken sehr simpel und nach Schema A gestrickt. Vor allem Nora und Eileen könnten mehr Individualität vertragen. Majas Auftritte als Magnus' große Schwester waren bis jetzt zu kurz, als dass ich da schon final urteilen könnte.
Das Buch lebt von seinen Figuren und diese haben alle das Potenzial, um den Plot lebendig und dynamisch zu machen. Gerade da es keine weltbewegende Handlung gibt, ist das hier besonders wichtig und man sollte kein Konflikt- sowie Identifikationspotenzial für den Leser verschwenden, denn eine gute Basis ist bei allen schon vorhanden.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass die Geschichte zwar abwechselnd von Magnus und Leon erzählt wird, aber nicht auf derselben zeitlichen Ebene. Magnus beleuchtet die Zeit vor seinem Koma, Leon die währenddessen. Dadurch werden Fragen aufgeworfen, die dann an ganz anderer Stelle wieder beantwortet werden, sodass eine schöne Spannung entsteht.
Gleichzeitig liegt hier aber auch der Nachteil. Leons Handlungsstrang hat denke ich viel weniger Ereignisse, über die es zu berichten gilt als der von Magnus, der das ganze von hinten aufrollt und nach und nach immer mehr über die sich anbahnende Liebe offenbart. Noch ist es nicht dazu gekommen, aber ich befürchte, dass es bei Leon irgendwann redundant wird und die immer selben Konflikte erneut angesprochen werden, während die Geschichte in der Vergangenheit noch weiterläuft. Das könnte vermieden werden, indem Magnus mehr „screentime" bekommt oder Leon auch manchmal in der Vergangenheit schwelgt.
Von den beiden ist Leon übrigens der Interessantere. Er ist sehr religiös (was sich leider im späteren Verlauf nicht mehr so zeigt und dringend wieder aufgegriffen werden sollte) und hatte bzw. hat depressive Phasen, spricht sogar von suizidalen Gedanken. Das finde ich allerdings etwas übertrieben, denn bis jetzt hat sich davon in seiner Perspektive noch nichts gezeigt. Es müsste entweder mehr ausformuliert werden oder etwas reduziert werden. Zusätzlich aufgebauschtes Drama hat diese Geschichte nicht nötig.
Magnus hingegen ist ganz darauf fixiert, dass er seine Freundin eigentlich gar nicht so liebt wie er sollte, sondern stattdessen bemerkt, dass sein bester Freund diesen Platz in seinem Herzen eingenommen hat. Es ist durchaus realistisch, dass ihn das hauptsächlich beschäftigt, allerdings würde mich auch noch interessieren, was sein FSJ in Kenia für Auswirkungen auf ihn hatte.
Beide haben einen klar unterschiedlichen Charakter, auch wenn der verwendete Schreibstil es manchmal nicht ganz klar zeigt.
Allgemein ist der Ausdruck noch recht holprig und enthält die ein oder andere fehlerhafte Konstruktion, z.B. falsch eingesetzte Präpositionen. Das stört den Lesefluss. Ebenso wie die nichtvorhandene Verwendung des Genitivs. In der wörtlichen Rede erwarte ich den nicht, aber wenn da etwas steht wie „die Eltern von Leon" anstatt „Leons Eltern", muss ich das schon beanstanden.
Gefehlt haben mir auch die Übergänge zwischen manchen Szenen und einiges geschah mir zu schnell. Mehr Zeit auf die Balance zwischen innerer und äußerer Handlung zu verwenden, hätte gutgetan, denn entweder das eine oder das andere ist zu finden, nie beides in ausgewogenem Maße zusammen. Gelegentlich werden auch unnötige Details eingebunden, wie eine konkrete Beschreibung von Leons Geschwistern oder von Noras Freundin Victoria. Wenn das nebenbei einfließt, ist es kein Problem, aber die Taten der Figuren sollten vorrangig für sie sprechen lassen.
Rechtschreibfehler gab es auch vereinzelt sowie eine teils fehlerhafte Kommasetzung und das Fehlen mancher „dass" mit Doppel-s. Die Regeln sollten sich noch einmal durchgelesen werden.
Auch Tempusfehler waren leider immer wieder zu finden, was sehr schade ist. Am besten man bleibt grundsätzlich im Präteritum und drückt Vorzeitigkeit mit dem Plusquamperfekt aus.Alles in allem ist „Forbidden Passion" eine Geschichte mit viel Potenzial, das sowohl auf inhaltlicher als auch sprachlicher Ebene längst nicht ausgeschöpft wurde. Der Stil ist nicht schlecht, hat aber noch einiges an Überholung nötig und muss noch reifen. Die Charaktere bieten mehr an, als bis dato genutzt wurde und stellen so eine große „Angriffsfläche" dar, um den Plot zu verbessern. Langweilig wurde mir beim Lesen dieses noch sehr kurzen Werkes selten. Ich denke nach einer Überarbeitung wird der Autor ein nettes, lesenswertes Buch geschaffen haben, das über dem Wattpad-Durchschnitt liegen wird. Auf vielen Ebenen tut es das jetzt schon.
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Buchbewertungen - Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit
RandomIch denke der Titel dieses Buches spricht für sich. Hier gibt es Buchbewertungen für jeden, der nett danach fragt. Ehrlich und bestenfalls hilfreich.