Kitty LoLa - Fashionblog eines It-Girls

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Ein Titel wie »Kitty LoLa – Fashionblog eines It-Girls« impliziert, dass es sich bei dem so benannten Buch um einen Vertreter des Genres ChickLit handelt, seichte Unterhaltung für Frauen, die auch schnell mal in die Klischeekiste abrutscht und dann eher nervt. Doch trotz des ziemlich nichtssagenden und, wie ich im Nachhinein finde, unpassenden Namens, habe ich versucht, möglichst vorurteilsfrei an den bis jetzt elf Kapitel umfassenden Roman von crystalleemonaid heranzugehen, wurde allerdings keines Besseren belehrt, wenn auch auf andere Weise, als ich vermutet hatte.

Die Situation von der aus der Plot seinen Lauf nimmt, ist recht simpel und schon oft verwendet. Protagonistin Lola hat eine (nicht ganz so saubere) Trennung hinter sich, über deren Hintergründe der Leser vorerst im Unklaren gelassen wird, infolge deren sie alle zu ihrem erfolgreichen Modeblog gehörenden Social-Media-Accounts stillgelegt hat.

Als die deprimierte Modedesignstudentin dann auch noch ihren Ex-Freund mit seiner neuen Flamme sieht, ist sie völlig am Boden und der Abend, den sie mit ihrer besten Freundin und Kommilitonin Nele sowie ihrem, zu diesem Zeitpunkt als Quotenschwuler präsentierten, besten Freund Bright verbringt, endet in einem Saufgelage samt Filmriss.

Damit sollte wohl der endgültige Grundstein für das weitere Geschehen gelegt sein, doch nach einigen weiteren Kapiteln, die mich als Leser ausgesprochen verwirrt zurückgelassen haben. Und das aufgrund vorenthaltener Informationen, welche einem erst im Nachhinein als Erklärung vorgehalten werden, und anscheinend als humoristisch erachteter Einlagen, die eher zum Kopfschütteln veranlassen und am Verstand der handelnden Figuren zweifeln lassen. Ich erachte es nämlich als äußerst unrealistisch, stundenlang menstruierend durch die Gegend zu laufen und nur wegen eines minimalen Konflikts die beste Freundin nicht einmal nach einem Tampon zu fragen oder wenigstens nach der Möglichkeit, mal ihr Badezimmer zu benutzen. Es ist zwar gut, mit Tabuthemen, die eigentlich keine sein sollten, zu brechen, doch das auf Kosten der Nachvollziehbarkeit der Charaktere und allgemein jeglichen Realismus' zu tun, ist der absolut falsche Weg.

Nach einigem Hin und Her kommt in Kapitel 10 dann die Handlung ins Rollen. Lolas Blog wird wieder aktiviert, allerdings nicht von ihr und anstatt hübsche Outfits werden Fotos der durchzechten letzten Nacht präsentiert und sollen die arglose Protagonistin bloßstellen.

Doch richtig darauf reagieren kann sie gar nicht, denn gleichzeitig wird Lola mit der Nachricht konfrontiert, dass ihr bester Freund vielleicht gar nicht so schwul ist, sondern die Gefühle, die sie anscheinend seit längerem für ihn hegt, erwidert und dann bekommt sie auch noch ein Handy zugeschickt, auf welchem sie zum Mitglied eines mysteriösen Clubs auserkoren wird, dessen einziger Sinn es wohl ist, irgendwelche Aufgaben, die man zugeschickt bekommt, zu lösen, gleichzeitig aber kein Wort darüber zu verlieren, was das überhaupt für ein ominöser Verein ist.

Da das bisher letzte Kapitel aus den sogenannten Clubregeln besteht, kann ich nur Mutmaßungen darüber anstellen, in welche Richtung sich das Buch entwickeln wird, doch auf Basis dessen, was ich schon gelesen habe, erachte ich es als äußerst wahrscheinlich, dass sich irgendwann ein zu hundert Prozent stringenter Handlungsverlauf abzeichnen wird, weswegen auch ein angemessener Spannungsbogen unwahrscheinlich wird.

Nebst übertriebener Plotpoints, ist das wohl größte Manko des bisherigen Textes, die mangelhafte Ausarbeitung beziehungsweise Darstellung der Charaktere. Selbst Lola, aus dessen Sicht die Geschichte in der dritten Person erzählt wird, wirkt blass und zeichnet sich höchstens dadurch aus, dass sie sich gelegentlich über Dinge beschwert. Selbst ihre Handlungen geben keine Auskunft darüber, was für ein Mensch sie wohl ist.

Dass es sich bei den anderen Figuren, die bis jetzt relevant sind und sich an einer Hand abzählen lassen, nicht anders verhält, macht die Sache auch nicht besser. Bright ist reich, lehnt sich gegen seinen Vater und das konservative Elternhaus auf, wo er nur kann, doch sonst zeichnet ihn nichts aus. Nele ist sogar noch zweidimensionaler und scheint eher als ruhige Opposition zu fungieren und als Mittel zum Zweck herhalten zu müssen.

Ansonsten treten noch ein Hotelangestellter auf, von welchem Lola kurzzeitig annimmt, er hätte sie während ihres Filmrisses entjungfert und Madame Kitten, Hotelbesitzer und Transvestit, bei dem ordentlich in die Klischeekiste gegriffen wurde.

Dabei sind individuelle und gut ausgearbeitete Charaktere gerade in einem Handlungsverlauf, dessen Grundstrukturen schon so oft verwendet wurden, das A und O.

Bei keinem dieser Akteure habe ich das Gefühl mehr zu sehen, als nur eine Möglichkeit, den nur schwerlich erkennbaren Plot voranzutreiben, der überlagert ist mit überkonstruierten Szenen, die unterhaltsam sein wollen. Dabei ist eher Fremdschämen angesagt.

Der Schreibstil kann leider auch nicht mehr viel herausreißen, trägt sogar eher noch zu den Problemen bei. Zwar nutzt die Autorin einen abwechslungsreichen Satzbau und Wortschatz, doch die sehr bildliche Sprache ist einfach zu viel für das, was erzählt wird. Es scheint, als wollten die Metaphern Inhaltlosigkeit überdecken, hauptsächlich, was die innere Handlung betrifft. Von einer solchen ist nämlich so gut wie gar nichts zu erkennen, was zu großen Teilen dazu beiträgt, wie profillos und oberflächlich auf mich wirkt.

Dass genau die Oberflächlichkeit der Modewelt kritisiert werden soll, ist übrigens auch keine Ausrede, denn dafür müsste alles noch stärker überspitzt und karikiert werden.

Zudem lesen sich die Dialoge, vorrangig in den ersten Kapiteln, sehr stockend, da hinter fast jede wörtliche Rede ein Begleitsatz gesetzt wurde. Der dadurch entstandene Mangel an Dynamik trägt auch seinen Teil dazu bei, dass das Figurengefüge nicht richtig zum Vorschein kommt.

Alles in allem ist das, was von » Kitty LoLa – Fashionblog eines It-Girls« bis jetzt geschrieben ist, ein Haufen aufeinanderfolgender Ereignisse ohne roten Faden, der auch dadurch nicht zu erkennen ist, dass es den Charakteren an Substanz fehlt.

Dabei müsste das Buch gar nicht schlecht sein, ich habe nur den Eindruck erlangt, dass die Autorin mit Betriebsblindheit geschlagen ist, denn etwas mehr Struktur sowie Input der richtigen Art und das Ganze könnte wirklich unterhaltsam sein.

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