47.Kapitel

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Sei höflich zu allen,
aber freundschaftlich mit wenigen; und diese wenigen sollen sich bewähren, ehe du ihnen Vertrauen schenkst.
~George Washington

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Es war Jan Kalaschnikov.
War er das nicht schon immer?

Er hat eine Tochter.
Ich weiß, dass sie Elvira heißt.
Ihr Alter?Sie sieht aus wie fünfundzwanzig.
Sie sieht ihrem Vater nicht ähnlich , nur die Augen sind sie Gleichen, die mich hasserfüllt anstarren.

Was habe ich getan? Wer war ich , dass mir so etwas passieren musste?

Frustriert seufze ich.
Ich bin Ellie Maria Steining.
Ich sehe nicht auffällig aus. Ich bin sicher keine Augenweide, der man ein zweites Mal einen Blick zuwirft , aber ich bin auch kein Gollum 2.0!
Und mein Charakter?
Ich war immer die zurückhaltende , aber offene Brünette.
Ich bin eine Optimistin. Und dann gerät meine beste Freundin in die Hände eines Schwerverbrechers , treffe meinen Arschloch-Bruder wieder und werde schon wieder entführt!
Warum kanm ich kein normales Leben haben?
"Pero una vida normal es muy aburrido!"(=Aber ein normales Leben ist viel zu langweilig!) ,würde meine Madre jetzt sagen.

Ach Madre , wenn du mich jetzt sehen würdest...

Ich stand auf und trete an das kleine Gitterfenster , das die Sonnenstrahlen durchscheinen lässt.

Ich sehe eine Weide.
Sie hat ein paar Blumen , aber sonst besteht sie nur aus grünem Gras.
Hinten endet sie , wo der Wald anfängt.

Ich umfasse die Gitterstäbe und bestaune diese Weide wie ein kleines Kind.
Es gibt nichts besonderes daran , doch das ist es, was ich so bestaune.
Sie ist so NORMAL.

Ich hatte in letzter Zeit viel zu viel mit besonderem zu tun.
Jan Kalaschnikov,Entführungen und so viel mehr.

Ich setze mich auf den harten Steinboden und lasse los.
Ich verbanne meine Emotionen und mir laufen still die Tränen herunter.
Es ist der letzte Schritt , bis alles gleichgültig wird.
Wenn du verstehst.
Wenn du brichst , aber versuchst , dich zu retten.
Wenn du kalt wirst.

Mir ist klar , dass ich hier wahrscheinlich nicht mehr herauskommen werde.
Niemand würde mich retten.
Ich würde meine Familie nie wieder sehen.
Mara würde nie ihre Große Schwester haben.
Meine Freunde...
Amelie , Sarah , Felix , Daniel und Tim...
Jake...ich würde ihm verzeihen. Ich würde ihm IMMER verzeihen.
Er war für mich alles. Immer noch.

Doch nun ist das alles vorbei.
Ich wische mir den Rest der Tränen mit der Hand weg und schließe meine Augen.

Nur ums Überleben kämpfen.

Die Tür wird quietschend geöffnet und jemand tritt hinter mich.
Ich schaue stur aus dem Fenster und stehe auf,um mich umzudrehen.

" Du ?",ich beiße meine Zähne zusammen.

" Etwas ist anders an dir.",überlegt sie und mustert mich.

An meinen Augen bleibt sie hängen.
"Ah...die kleine Steining ist gebrochen."
Sie lacht hämisch.

Doch ich grinse nur triumphierend: "Niemand kann mich brechen."

"Tu nicht so. Ich erkenne die Kälte in deinen Augen. Dies ist die Kälte , wenn man bricht."

"Woher willst du das so genau wissen?",frage ich skeptisch.

Sie lacht wieder. Doch dieses mal ist es ein bitteres Lachen.
"Glaub nicht , dass ich eine leichte Kindheit hatte."

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