57.Kapitel

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Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.
~Mahatma Gandhi

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Ich bin am Ende.

Ich habe Angst...Angst , alle zu verlieren , die ich liebe.
Wenn ich sterbe , werde ich sie nie wieder sehen...
Das darf nicht passieren!

Ich muss überleben...

Mein Krebs macht sich langsam wirklich bemerkbar.
Ich habe bereits drei Kilogramm Gewicht verloren und Kopfschmerzen sind bereits Alltag, ich feiere die Tage , an denen sie ausfallen.

Ich kann mich damit beruhigen , dass sicher alles wieder gut wird , aber es belastet vor allem eine Person:meine Madre.

Sie ringt sich ein gefaktes , schwaches Lächeln ab , wenn sie mein Zimmer betritt und lacht gar nicht mehr.

Mein Padre dagegen arbeitet bis abends , weshalb er mich nicht so oft sieht. Aber wenn er nach Hause kommt und mich begrüßt, wirkt er müde und kraftlos.

Wir konnten es Mara nicht mehr verschweigen , sie ist für Lügen zu alt.
Ihre Reaktion darauf bricht mir immer noch das Herz....
Zuerst starrte sie nur gerade aus und realisierte es langsam. Dann fing sie an zu weinen und als ich sie umarmen wollte , schrie sie , dass sie nicht angesteckt werden will und rannte weg. Vor mir.

Ich liege heulend im Bett...denn Mara hat Angst vor mir. Sie hat sich die Tage über nur aus der Entfernung blicken lassen und immer ein wenig misstrauisch gewirkt...

Noah ist zum Glück noch ein Baby...
Obwohl er bald drei Jahre alt wird.

"Ellie..."
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen und entdecke Felix, der in mein Zimmer getreten ist.
Er besucht mich als einziger von den vier , weil er und ich vortäuschen , dass ich eine schlimme Grippe habe und die anderen sich sonst anstecken würden.
Während Felix bei mir ist, denken unsere Freunde , dass er seinen Cousin besucht , der hier in der Nähe wohnt.

Ich finde es schrecklich, die anderen zu belügen , aber ich will sie schützen. Und das geht nur , indem ich sie anlüge.

" Wie geht es dir?"
Felix sieht mich besorgt an und ich erwidere:"Alles gut, und jetzt geh zu Sarah! Genieß dein Leben , Felix!"
" Aber du bist-"
"Okay , also bitte tu mir diesen Gefallen und verschwende deine Gedanken an andere Dinge als meine Krankheit!"
Ich scheuche ihn mit Handbewegungen aus meinem Zimmer und sobald ich die Haustür zugehen höre , atme ich erleichtert auf.
Felix meint es nur gut , aber er darf die anderen Leute nicht vernachlässigen!

Plötzlich bekomme ich einen Hustenanfall und Luftnot.
" Madre!",schreie ich so laut wie es geht und halte meinen Hals , während mir Tränen über das Gesicht laufen.

Ich hasse es , dabei zu weinen , aber jedes mal erlebe ich das Gefühl , dem Erstickungstod nahe zu sein , aber dann nie mit dem Tod erlöst zu werden.
Und heute ist es besonders schlimm.
Ich sehe schon das Schwarz, welches am Rand meiner Sicht schwebt , und schließe erleichtert meine Augen. Bald ist es vorbei...

Meine Madre stürzt ins Zimmer und bringt mich zum Auto.
Sofort startet sie den Motor und rast los.

Warum werde ich nicht ohnmächtig?!

Das Schwarz ist zwar immer noch da , doch es breitet sich nicht aus und beseitigt das Erstickungsgefühl nicht.
Meine Kehle schnürt sich zu und ich schnappe japsend nach Luft.

Als wir bereits vor dem Krankenhaus stehen , verteilt sich endlich das Schwarz und ich lasse mich in das Schwarz fallen.

"Wir haben, während sie nicht bei Bewusstsein war , einige Untersuchungen gemacht und ich kontaktiere Sie , sobald ich die Ergebnisse habe.",sagt eine Stimme.
Ich öffne langsam meine Augen, wohlwissend , dass das grelle Licht mich blenden wird.
Ich liege in einem Behandlungszimmer auf einer Liege und sowohl Herr Adelbauer als auch meine Madre sind anwesend.

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