Als er aufwachte, machte sich noch vor seinen Kopfschmerzen sein Hunger bemerkbar. Schlaftrunken tastete er nach den Schmerztabletten auf seinem Nachttisch. Eine stärkere Dosis als noch vor zwei Monaten, auch wenn ihm seine Ärztin davon abgeraten hatte.
Wenig später inspizierte er den Inhalt des Kühlschranks und blätterte durch die wenigen Kochbücher, die seine Mutter nach der Scheidung mit in die neue Wohnung genommen hatte. Früher hatten sie abends alle gemeinsam gegessen und Angelo hatte oft noch wen mitgebracht – auch Mädchen. Am Ende zauberte er aus dem Wenigen, das er im Kühlschrank gefunden hatte, einen Gemüseauflauf, den er mit Käse über backte.
Finja schrieb ihm zurück, als er längst wieder in seinem Bett lag und sich unruhig von einer Seite zur anderen wälzte, weil er nicht mehr einschlafen konnte.
„Hast du Zeit zum Telefonieren", fragte sie und wieder schlich sich der Gedanke in seinen Kopf, das das eigentlich nicht sein sollte, er die Nacht einfach vergessen sollte und Finja und Chris ihre Probleme alleine regeln sollten, den sie gingen ihn nichts an.
Trotzdem zögerte er keine Sekunde mit seiner Antwort. Als sie ihn schließlich anrief, setzte sein Herzschlag kurz aus und er räusperte sich, bevor er ran ging. Er fragte sie sofort, wie es ihr ging und auch, wenn er es nie zugeben würde, hatte er sich wirklich Sorgen um sie gemacht.
„Mir geht es ganz okay", antwortete sie und erzählte ihm, dass sie morgen ein Vorspiel hatte.
„Wo spielst du vor?"
„Juilliard school in New York"
Er pfiff anerkennend durch die Zähne und gab den Namen der Schule bei google ein. Aufnahme, Ausbildung, berühmte Absolventen, er scrollte durch die Suchergebnisse.
„Wie spät ist es eigentlich bei dir?", fragte sie plötzlich, der Themenwechsel kam unerwartet.
Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr und unterdrückte das dringende Bedürfnis zu gähnen: „0:45"
„Wenn du lieber schlafen möchtest, kein Problem, du hast morgen Schule und ich hab dich Montag schon um deinen Schlaf gebracht", es war ihr offensichtlich peinlich, dass sie ganz auf die Zeitverschiebung vergessen hatte und ihm somit, was keiner leugnen konnte, ein zweites Mal seinen Schlaf raubte.
„Ich bleib lieber wach", entgegnete er und versuchte es danach klingen zu lassen, das er jede Nacht mit einem anderen Mädchen telefonierte und es nichts besonderes war, auch wenn es genau das war. Die meisten Mädchen gingen ihm ab dem Zeitpunkt auf die Nerven, an dem sie ihn anschrieben.
„Echt?", sie klang verwundert.
„Ich telefoniere schließlich ja gerade mit einem Mädchen, das eine süße Stimme hat, nicht schlecht aussieht und trotz Freund meine Wenigkeit bevorzugt", er versuchte es sarkastisch klingen zu lassen, aber eigentlich war es ein misslungenes Kompliment.
„Chris und ich haben nicht mehr miteinander geredet seitdem"
Es überraschte ihn. Viel eher hätte er erwartet, dass sie ihm in der Nacht noch einen langen Entschuldigungstext geschrieben hatte und dann wieder alles gut gewesen wäre. Innerlich lachte er über seine eigene Naivität. So funktionierte Liebe nicht, jedenfalls nicht zwischen Chris und Finja.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragte sie zögerlich.
„Mein Motorradhelm ist noch bei Chris und ein paar andere Sachen auch, Kleidung und so was. Kannst du das für mich holen? Ich will einfach nicht mehr zu ihm"
„Klar", hörte er sich selbst antworten, bevor er überhaupt begriff, was er versprach.
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Finja
Teen FictionEr gibt einen Fick auf Gefühle, weil es sich ohne besser lebt. Doch was, wenn er sich doch verliebt? Was, wenn sie seine erste große Liebe ist? Und was wenn er erkennen muss, dass es manchmal mehr um die Geschichte geht, als um das Ende?