⟫둘⟪

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Viele Stunden lag ich nun auf den Boden im Wohnzimmer. Der Geruch dieses Parfums hatte mich so benebelt, dass ich nicht mehr in der Lage war bis in mein Schlafzimmer zu gehen, geschweige denn mich in mein Bett zu legen. Wie besessen roch ich an meinen Shirt, dass noch immer nach diesen Duft an sich haften hatte. Es wirkte so beruhigend auf mich. Für eine kurze Zeit machte ich die Augen zu und dachte nach. Mein ganzes Leben dachte ich schon nach. Nie kam ich zur Ruhe. Wie könnte ich ihn nur finden? Es müsste doch einen Weg geben. Seufzend raufte ich mir die Haare. Wie sah er wohl aus? War er um einiges älter als ich? Auf jedenfalls musste er sicherlich eine schöne Person sein.

Und eine gute...

So sehr ich ihn gerne treffen würde, durfte ich meine ganzen Gedanken und meine Zeit nicht nur an ihn verschwenden. Ich musste auch bisschen lernen. Der nächste Donnerstag beim Psychologen würde voll mit kleinen Konzentrationsübungen sein und dafür musste ich mich einfach mehr anstrengen. Nach etwas mehr als einer Stunde schaffte ich es dann, mich vom Boden aufzuraffen. Langsam lief ich in mein kleines aber feines Schlafzimmer und suchte mir meine Schlaf-Klamotten zusammen. Vorher ging ich aber noch duschen. Wieder trug ich mir etwas aus der Probeflasche auf. Ich musste sparsam sein.

Wieso ist es nur so schwer dich zu finden...

Noch für ein paar Stunden setzte ich mich vor die Flimmerkiste. Wie immer lief nur sinnloses Zeug. Manche nannten es auch »Volksverdummung«. Langsam reichte es mir. Ich stellte die Kiste aus und streckte mich kurz. Dann ging ich ins Bett. Der Tag war recht anstrengend für meine Verhältnisse. Bevor ich mich ins Bett legte,  nahm ich noch meine Tabletten und Vitamine.

Morgen werde ich nach dir suchen und ich werde dich finden. Egal wie lange ich suchen muss.

Recht schnell und recht gut fiel ich in den Schlaf. Dann fing ich an zu Träumen. In letzter Zeit träumte ich von dem Jungen. Ich stellte mir vor, wie er aussehen könnte, was sein Name sein könnte, wie es ihm jetzt ging...

-

Mitten in der Nacht erwachte ich. Mir war plötzlich eine Idee in den Kopf gekommen, die nicht mal so dumm schien. Falls es diesen Jungen noch geben sollte, war er sicher im Krankenhaus, so wie alle anderen Leute, die mit im Unfall eingewickelt waren. Sicher musste das Stadtkrankenhaus eine Liste mit den damals betroffen Patienten haben.  So etwas vergisst man nicht. Seufzend strich ich mir durch die Haare. Im Moment konnte ich mir gerade wirklich in den Hintern beißen. Warum bin ich nicht früher darauf gekommen? Ich tastete nach meinem Handy und kniff sofort die Augen zu, als mich das Display-Licht blendete. Schnell verdunkelte ich es. 2:00 AM zeigte die Uhrzeit. Gut so. Wenigstens hätte ich noch paar Stunden Schlaf.  Das grelle Licht vom Handy hatte mich nur um so mehr müde gemacht.  Meine Augen schmerzten gerade wirklich und es tat gut sie zu schließen.

-

Die Sonne prallte durch das Fenster direkt in mein Gesicht. Ich hasste es. Die Helligkeit war nicht wirklich mein Freund. Seufzend drehte ich mich vom Fenster weg und griff nach meinem Handy. 9:00 AM. Innerhalb der nächsten Stunde duschte ich, aß etwas, zog mich an, stylete mich und ging dann zum Bus. Ich wohnte nicht all zu weit vom Krankenhaus entfernt, also würde es nur 10 Minuten dauern. Trotz dass es schon Herbst war, war es recht warm. Von weitem konnte ich schon den Bus sehen. Sobald er hielt, kaufte ich mir eine Fahrkarte und setzte mich auf einen freien Platz. Natürlich hatte ich noch angst beim Bus fahren, doch heute war ich zu faul zu laufen.

Was ist überhaupt aus dem Busfahrer geworden...? Ist er gestorben? Hmm...ich werde gleich einfach nachfragen.

10 Minuten später stieg ich dann auch schon aus. Meine Beine trugen mich bis zur Rezeption. Dort blieben sie dann stehen. »Entschuldigen Sie?«, ich verbeugte mich kurz und sah dann die Dame an. »Mein Name ist Jeong...«, jetzt musste ich nachdenken. Meinen Namen hatte ich in letzter Zeit irgendwie wieder öfter vergessen. »Jeong...H...Hoseok! Jeong Hoseok. Ich war damals in den Busunfall involviert und jetzt wollte ich fragen, ob es eine Liste von den Verletzten gibt...ich suche nämlich nach dem Jungen, der mich gerettet hatte...«. Die Frau sah mich an und tippte dann etwas in ihren Computer ein. Sie stand auf. Kurz lief sie nach hinten in einen Raum und kam mit mehreren Zetteln wieder. »Einige sind noch hier im Krankenhaus. Sie haben die Erlaubnis sie zu besuchen«, lächelte die Frau. Ich verbeugte mich dankend. Sofort machte ich mich auf die Suche nach den ersten Leuten. Jedes mal bevor ich ein neues Zimmer betrat, klopfte ich an der Tür. Größtenteils waren es ältere Herrschaften. 8 Leute waren im Krankenhaus. Die restlichen, kurz zählte ich nach, 32 Leute müsste ich so suchen.

Das wird lange dauern...sehr lange...

Ein kleines seufzen entfloh mir. Die nächste Person war Bae Da Bin. Diesmal lief ich, da es eigentlich nur ein Katzensprung zu der Frau war. Etwas zögerlich und schüchtern klingelte ich, als ich an ihrer Wohnung ankam. Niemand fragte durch die Gegensprechanlage, es wurde einfach die Tür geöffnet. Langsam lief ich die drei Stockwerke nach oben. Es war anstrengender als gedacht. Naja, kommt davon wenn man sich nicht genug bewegt. Keuchend kam ich an und suchte die Tür zur Wohnung. Frau Bae stand schon dort. »A-Annyeong«, gab ich Keuchend von mir und verbeugte mich. »Ihch bin-«, »Kommen Sie erstmal zu Atem, bevor Sie mir etwas erzählen«, meinte Frau Bae mit einem leicht besorgten Unterton. Heutzutage waren die Leute viel freundlicher.

Nach einigen Minuten hatte ich mich dann beruhigt. »Ich heiße Jeong Hoseok und war damals ein Opfer des Busunfalls. Ich suche meinen Retter, doch ich weiß nicht wie es heißt...haben sie vielleicht einen Sohn?«, »Ja, doch ich denke er war nicht mit in dem Bus. Möchten sie vielleicht kurz rein kommen und einen Tee trinken? Haben Sie vielleicht Hunger? Sie sehen sehr dünn aus«, Frau Bae rutschte etwas zur Seite. »Nein danke, ich würde mich gerne wieder auf die Suche machen. Danke für Ihre Auskunft«, »Aber das ist doch kein Problem. Ich wünsche ihnen viel Erfolg bei der Suche und viel Gesundheit«. Die ältere Dame sah mich lächelnd an. Ich verbeugte mich tief, bedankte mich mehrmals. Dann machte ich mich zu der nächsten Person auf der Liste.

10 Stunden vergingen und nur 6 Leuten hatte ich einen Besuch abgestattet. Keiner von ihnen war es. Meine Laune war im Keller. Diese Misserfolge zogen mich ziemlich runter, aber ich durfte nicht down sein. Bald würde ich ihn finden und dabei war ich mir sehr sicher. Morgen würde ich 5 folgende Personen aufsuchen und nach ihnen fragen. Diese hießen Kim Ki Young, Kim Jin Hye, Kim Seok Jin, Kim Nam Joon und Lee Eun Bin. Zuerst einmal würde ich alle Kims durchgehen und dann Eun Bin. Still betete ich, dass es einer von den hier aufgelisteten Personen war oder das wenigstens jemand von Ihnen wüsste, wer mein Retter war. Auch wenn er nicht mehr in Seoul sein sollte...So groß war Südkorea nicht.  Unser Land ist sehr klein und ich würde mir wenn es sein muss, die Zeit nehmen und auch in anderen Städten suchen. Ich warf wieder einen Blick auf meine Uhr. 9:51 PM. Zeit fürs Bett.

Lauf mir bitte nicht weg. Ich brauch dich.

Gerade so schaffte ich den Bus. Schweigend sah ich aus dem Fenster. Müde, ich war sehr müde. Die Sucherei war anstrengend. Am liebsten hätte ich jetzt meine Augen geschlossen und geschlafen, doch ich musste leider Gottes umsteigen. Nach gefühlten 2 Stunden kam ich zu Hause an.

Bett. Bett. Bett. Bett. Bett.

Das war das einzige was mir noch durch den Kopf ging.

»Bleib doch bitte stehen. Ich möchte mich bei dir bedanken, lauf nicht weg! lauf nicht weg!« Mein Herz pochte wie wild und meine Beine waren so schwer, wie es nur in einem Alptraum sein konnte. Tränen füllten meine Augen und versperrten mir die sicht. Atemlos schniefte ich und versuchte so meine verstopfte Nase zu befreien. Bitte nicht meine Nase. Wo war er? Ich kann ihn nicht riechen. Schreiend streckte ich meine Hand nach der verschwommen Person aus. Doch sobald der schrei meinen Mund verlassen hatte, wurde ich zurückgeschleudert.  Den ganzen Weg, den ich so mühsam gerannt bin. »NEIN NEIN NEIN!«, kreischte ich unter Tränen. Dunkelheit machte sich um mich breit und nahm mir meinen Atem, meine Luft, meinen Geruchssinn.

Parfum;『2seok/jinhope』Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt