⟫셋⟪

214 20 3
                                    


Schweißgebadet schreckte ich hoch und keuchte stark. Ich war auf der Couch eingeschlafen, der TV leuchtete grell.

Es war nur ein Traum. Alles ist gut.

Meine Haare lagen wirr auf meinem Kopf. Einige Stränen klebten an meiner Stirn. Langsam rappelte ich mich von der Couch auf, um den Gang ins Badezimmer anzutreten. Ich musste unbedingt duschen. Schnellstens versuchte ich die Kleidungsstücke von meinem klebendem Körper zu bekommen. »Aish...«, gab ich zischend von mir, als das eigentlich viel zu enge Hosenbein nicht so wollte, wie ich es gerne hätte.

5 Minuten später hatte ich mich dann von allem befreit und stieg unter die Dusche. Das Wasser hatte ich schon vor 10 Minuten aufgedreht. Es dauerte immer ewig, bis es warm wurde. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und genoss das warme Nass. Aus einem unerklärlichen Grund konnte ich diese starken Arme wieder spüren. Sie waren warm und hielten mich liebevoll. Ein kurzes Zucken durchfuhr meinen ganzen Körper, es holte mich zurück in die Realität. Wie ich es hasste, aus meiner sicheren Traumwelt gerissen zu werden. Auch wenn der Alltag nicht mehr allzu grau war wie direkt nach dem Unfall, erfreuten mich die kleinen bunten Kleckse nicht viel.

Etwas fehlt...ein gewisser Klecks fehlt...Er fehlt.

Das Radio lief leise im Hintergrund des rauschenden Wassers. Heute brauchte ich recht lange für die Haar-und Körperwäsche. Sobald ich dann damit fertig war, stieg ich aus der Wanne und sah mich im Spiegel an. An meinem Bein war eine große Narbe. Dort steckte nach dem Unfall ein riesiger Glassplitter darin. Ich konnte froh sein, das er nicht all zu tief drinnen steckte. Hätte ich nicht dieses Glück gehabt, wäre mein Bein jetzt ab. »Tzh, Glück...«, murmelte ich und sah mich von oben bis unten an. Mir fiel auf, dass meine Haut im Gesicht langsam wieder fad wurde. Ich wollte nicht wieder in dieses nie endende Loch voll Dunkelheit, Trauer und Antriebslosigkeit fallen. Nie wieder. Schnellstens wendete ich meinen Blick zu meinem Handtuch und begann mich trockenzurubbeln. Sobald ich das Bad verließ, schaltete ich das Licht aus. Das Radio stellte sich mit dem Licht ab. Ohne darüber nachzudenken, zog ich Klamotten aus meinem Schrank. Hauptsache, sie hielten warm. Im Wohnzimmer warf ich dann einen Blick auf die Uhr. 1:37 AM. Das Duschen hatte mich müder gemacht, als ich mir gedacht hatte. Kaum hatte ich meine alte Position wieder eingenommen, verfiel ich wieder in einen tiefen Schlaf.

Gegen 9 Uhr weckte nich die Musik vom TV. Knurrend schaltete ich das komische Gedudel aus. Kurz sah ich an mir runter. Mein Magen knurrte nicht, also musste ich auch nichts essen. Ich ließ mir noch 2 Minuten zum richtig wach werden, eh ich dann Aufstand und mir was ordentliches anzog. Heute würde ich natürlich wieder weiter suchen. Die nächsten Wochen würden warscheinlich dafür drauf gehen, doch das interessierte mich nicht. Es gab nichts wichtigeres, als ihn zu finden.

Wie waren die Namen doch gleich...? Kim Jin Hye, Kim Nam Joon, Kim Ki Young, Kim Seok Jin, Lee Eun Bin...?

Ich suchte mir die Liste mit den Verletzten. Diesmal konnte ich verdammt stolz auf mich sein und ich war es auch. Anscheinend brachten diese komischen Aufgaben im Krankenhaus doch etwas. Ein paar Handgriffe später war ich dann völlig ausgerüstet und vorbereitet für die Suche. Die erste Person, zu der ich gehen würde, wäre Kim Jin Hye. Ich sah mir kurz ihre Adresse an. Im Kopf versuchte ich die Route dort hin zu planen, was mir aber nicht all zu leicht fiel. Am besten würde ich dann einfach Menschen nach dem Weg fragen. Genau das tat ich dann auch. Nach 2 Stunden verlaufen, herumfragen und verzweifelten Seufzen, hatte ich endlich die Wohnung gefunden. Noch einmal atmete ich tief durch und betätigte dann die Klingel. Die Tür wurde mal wieder ohne Nachfragen geöffnet. Langsam lief ich die Treppen nach oben. Ich konnte etwas schnauben hören. Dort stand ein dicklicher Mann mit einem vergilbtem Unterhemd, Boxershorts und fettigen Haaren in der Tür. Er stank nach Alkohol. Sofort verbeugte ich mich freundlich. »Annyeonghaseyo. Mein Name ist Jeong Hoseok und i-», »Was willsu hier?!«, brüllte er. Dabei spuckte er etwas. Seine Art lies mich zurückschrecken. »I-Ich wollte Fragen ob Kim J-Jin Hye zu sprechen i-ist, ich suche n-«, »Verschwinde! Sieh szu dasu Land gewinns'!«, er griff hinter sich und holte eine Gasflasche hervor. Ohne zu zögern begann ich zu rennen. Die Flasche kam kurz hinter mir auf und zersprang in tausende, grün schimmernde Scherben. »WENN ICH DISCH NOCH EINAL HIER SEHE, DANN BISSU TOT FREUNDSCHN!«. Seine tiefe Stimme hallte durch das ganze Treppenhaus und jagte mir kalte Schauer den Rücken hinunter. Unten angekommen, kramte ich keuchend in meiner Tasche und holte einen Stift raus. Hinter Kim Jin Hye setzte ich ein Fragezeichen.

Nur noch 4 für heute, vielleicht auch weniger. Hoffentlich...

Die nächste Person war Kim Nam Joon. Mir fiel auf, das er oder sie nicht weit weg von mir wohnte. Sofort lief ich den ganzen Weg wieder zurück. Es dauerte nun keine zwei Stunden, da ich den Weg jetzt kannte. Total in Gedanken versunken lief ich durch die Menschenmasse, als mich etwas aus meinen Gedanken riss. Es war das Parfum. Ich konnte nicht erkennen, aus welcher Richtung es kam. Panisch blickte ich umher, versuchte die Person ausfindig zu machen. Nach einigen Sekunden war der Duft schon wieder Verflogen.

Das Schicksal hasst mich.

Dieses hin und her gelaufen machte mich langsam recht hungrig. Nachdem ich Kim Nam Joon den Besuch abgestattet hatte, würde ich erstmal etwas essen gehen. »Abenteuer tun sich nicht gut auf leeren Magen«, kam es einfach so aus mir herausgeschossen. Diesen Satz hatte mein Abeoji früher immer gesagt. Das erzählte zumindest Eomoni so am Telefon. »Hm...«, kam es noch einmal aus mir und kassierte noch mehr schiefe Blicke als vorher. Die restlichen 20 Minuten die ich mit laufen verbracht hatte verflogen schnell.

Vielleicht hatte mich der Ehrgeiz gepackt, vielleicht war ich zu verbissen an die Sache gegangen, vielleicht erhoffte ich mir zu viel. Vor der Tür feuchtete ich meine Lippen etwas an und klingelte dann. »Wer ist da?«, eine tiefe und ruhige stimme sprach. »Guten Tag, mein Name ist Jeong Hoseok. Ich bin auf der Suche nach jemandem. Vor 2 Jahren gab es einen heftigen Busunfall hier in Seoul. Jemand hat mich damals gerettet und diesen Jemand suche ich jetzt. Dürfte ich vielleicht rein kommen?«. Die Tür wurde geöffnet. Ich musste nicht lange laufen, da Namjoon im Erdgeschoss wohnte. Sobald ich die Tür sehen konnte, erblickte ich einen großen, blonden Jungen mit einer Protese als Hand. Wie immer verbeugte ich mich.

"Komm rein", meinte er. »O-Oh, ok. Gerne«, ein verlegenes und überraschtes Lachen drang aus mir. Ich folgte ihm in die Wohnstube, wo er sich auf sein Sofa setzte. »Also, Jeong Hoseok. Du suchst jemanden, der dich gerettet hat. Weißt du wie er aussah?«, »Nein, ich konnte ihn nicht sehen aber...Aber ich habe ihn gerochen. Warte kurz!«, meine Hand verschwand in meiner Tasche und holte die kleine Flasche mit dem Parfum heraus. »Genau so roch er«. Namjoon nahm mir das Pröbchen aus der Hand und nahm eine Nase. Er überlegte etwas.

»Ich kenne Jemanden, der immer so gerochen hat. Kim Seok Jin heißt er. Er war, glaube ich, auch mit bei dem Unfall dabei. Warte, ich suche nach seiner Nummer«, mit seiner unechten Hand griff er nach seinem Handy und entsperrte es. Dann tippte er darauf herum. »Hast du Stift und Zettel parat? Oder hast du ein Handy?«, »Ja, natürlich«, sofort holte ich mein Handy raus und öffnete meine Notizen. Namjoon diktierte mir die Zahlen und sagte mir nochmal den Namen. »Ich weiß nicht ob er die Nummer noch hat und ob er noch hier in Seoul wohnt aber ich wünsche dir viel Glück. Falls du irgendwie weiter Hilfe brauchst, ich stehe dir gerne zur Verfügung«, gab er lächelnd von sich. Es sah so rein und unbeschwert aus. 

Ich dachte, er würde mir ein guter Freund werden

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Ich dachte, er würde mir ein guter Freund werden. »Vielen, vielen Dank!«, ich verbeugte mich tief, mehrmals. Es konnte nicht oft genug sein. »Hey, das reicht«, lachend hielt er meine Schulter fest. »Lass dich
einfach nicht unterkriegen und gib die Hoffnung nicht auf. Wäre schön, wenn du mir dann erzählen könntest ob er dran gegangen ist, oder nicht«, »Natürlich! Ich werde dich ganz sicher davon erzählen! Vielen dank nochmal!«. Namjoon brachte mich zur Tür und winkte mir mit seiner großen, echten Hand hinterher.

Vielen Dank, Kim Nam Joon. Ich glaube du hast wirklich meinen Tag gerettet...

Parfum;『2seok/jinhope』Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt