Langsam lösten wir uns voneinander. »Komm, trink deinen Kakao aus. Du hast ja dein Parfum verloren, also gehen wir ein neues holen«, »Ich brauch nur eine Probe, für eine ganze Flasche hab ich kein Geld und zum Psychologen muss ich heute auch noch.« Ein leises Seufzen drang aus mir. »Nun gut, dann bringe ich dich dort hin. Kommst du danach zu mir? Ich mach uns Abendbrot und reden können wir dann auch noch ein bisschen«, »Ja, ich komme dann vorbei«, wir tranken unsere Tassen aus und gingen dann los. Wir schwiegen den ganzen Weg über. Zumindest tat ich das. Namjoon versuchte mich aufzuheitern, woran er aber scheiterte. »Ich bin gegen um neun oder halb zehn bei dir«, murmelte ich und betrat dann das Gebäude. Er sah mir hinterher und nickte knapp.
»Du bist heute nicht sehr gesprächig, oder?«, fragte mich Lee-sshi. Wir saßen nun schon 30 Minuten in der selben Position. Ich hatte ihm nicht einmal geantwortet. »Hoseok, bitte rede mit mir«, »Ich fühle mich nicht. Ich fühle nichts an mir. Ich fühle mein Gesicht nicht, egal ob ich lache oder weine...Ich zerbreche...Mein Gesicht zerbricht und somit auch meine letzte Chance, meine Gefühle zu zeigen...« Lee-sshi nickte und sah mich an. »Was genau geht denn in dir vor?«, »Ich werde ihn nie finden. Er ist bestimmt tot...Ich konnte mich nicht bei ihm bedanken...«, meine Augen füllten sich mit Tränen. »Du darfst nicht aufgeben, Hoseok. Such einfach weiter, du wirst ihn si-«, »Sie verstehen das nicht! Sie wissen nicht, wie es sich anfühlt! Ich kann nicht mehr! Es werden immer mehr Fehlschläge sein und am Ende ist er wirklich tot! SIE HABEN DOCH ÜBERHAUPT KEINE AHNUNG, WIE ES SICH ANFÜHLT WENN MAN NACH EINER PERSON SUCHT DIE MAN NICHT MAL WIRKLICH KENNT, ABER IN EINER WEISE LIEBT!«. Ich stand vor ihm, keuchend, weinend, fertig. »Bitte Beruhig dich, setz' dich bitte wieder hin«, »WOZU?! WOZU SOLL ICH MICH SETZEN?! ES IST SINNLOS! MEIN LEBEN IST SINNLOS OHNE IHN! ICH ERTRAGE ES NICHT MEHR, NUR WEGEN IHM NICHT GLÜCKLICH SEIN ZU KÖNNEN!« Langsam lief ich zur Tür. »Auf Wiedersehen«, kam es gemurmelt aus mir. Leise zog ich die Tür hinter mir zu. Lee-sshi sah mir nur hinterher.
Mein Weg führte mich zurück zum Unfallort. Wie ferngesteuert lief ich auf die Straße und kniete mich vor das aufgesprühte Kreuz. Langsam beugte ich mich nach vorn. Autos hupten, blieben stehen und umfuhren mich. Doch ich...Ich bekam von alledem nichts mit. Ich war viel zu tief versunken. Zu tief in das Loch, welches unendlich schien. Nach einiger Zeit fing ich an zu schreien, zu weinen, auf die Straße zu schlagen. Meine Ellenbogen hatte ich auf den Asphalt gestützt, meinen Kopf legte ich zwischen meine Ober- und Unterarme, während meine Hände auf meinem Hinterkopf ruhten. Jedes Schluchzen ließ meinen Körper erzittern. Ein leises Platschen ertönte neben mir. Es fing an zu regnen. Einige Menschen waren aus ihren Autos ausgestiegen, doch sie liefen wieder zurück um in ihren Autos Schutz vor dem Regen zu finden. Eine ganze halbe Stunde blieb der Verkehr hinter mir still stehen, bis einige Leute dann einfach los fuhren. Alle umfuhren mich, außer eines. Es blieb neben mir stehen, kurz darauf ging eine Autotür auf und auch schon wieder zu. »Hoseok, steh auf«, sprach eine sanfte Stimme. Ich wagte es nicht, nach oben zu schauen. Wer auch immer es war, diese Person sollte wieder gehen. »Hoseok, ich bin es, Haneul. Komm schon, steh auf bevor dir etwas passiert...«, »Ich will aber nicht mehr aufstehen, ich will nie wieder aufstehen...Warum passiert sowas immer mir? Warum muss ich so viel durchmachen? Mein Leben hasst mich und ich hasse mein Leben.« Nun richtete ich mich doch langsam auf und sah Haneul an. »Danke«, entfloh es mir leise, eh ich umdrehte um auf den Gehweg zu laufen. Manche Autofahrer hupten, auch zeigten sie Haneul böse Gesten doch sie konnte gerade nichts anderes tun, als mir hinterher zu sehen. Langsam lief ich im Regen die Brücke entlang. Immer wieder ließ ich mir die Frage durch den Kopf gehen, ob ich springen sollte. Kurz bevor ich das Ende der Brücke erreichte, blieb ich stehen. Ich sah nach unten. Meine Kleidung war ganz durchnässt. Ein letztes mal sah ich nach oben, wobei mir unzählige Regentropfen ins Gesicht fielen. Dann kletterte ich über das Geländer.
Nur ein Schritt und du bist befreit. Tu es, dann wird es dir für immer gut gehen.
Irgendwas in mir hielt mich zurück. Wieso musste es jetzt sein? Ich wollte doch einfach nur der ganzen Scheiße entfliehen. »HOSEOK! KOMM DA SOFORT RUNTER!«, hörte ich jemanden von weitem schreien. Kurz darauf vernahm ich schnelle Schritte, eh ich am Arm gepackt und über das Geländer gezogen wurde. Völlig außer Atem hielt Namjoon mich im Arm. Meine glasigen Augen sahen den Gehweg hinunter. Dort standen mehrere Menschen. Warscheinlich wäre keiner zu mir gekommen, um mich zu retten. »Warum bist du hier? Woher weißt du das...?«, »Haneul«, keuchte er mir nur als Antwort vor. Ich wusste nicht, dass die beiden ebenfalls Kontakt hatten. »Lass uns...ugh...«, er stützte sich am Geländer ab und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Nach einer Minute war er halbwegs wieder bei Atem. »Wir gehen jetzt nach Hause«, meinte er, woraufhin er mich nun über die Brücke schleppte. Ich wollte nicht laufen, ich wollte gar nichts tun. Haneul wartete an dem Gehweg. »Ich nehme euch mit, Jungs. Steigt ein«, rief sie durch das offene Fenster. Namjoon öffnete mir die Tür. »Rein da, sonst wirst du noch krank«, befahl er. Langsam setzte ich ein Bein in das Auto, eh ich mich auf dem Sitz niederließ.
20 Minuten fahrt hatten wir nun hinter uns, als wir ausstiegen. Wir bedankten und verabschiedeten uns höflich bei Haneul. Gerade als ich mich umdrehen und gehen wollte, packte Namjoon mich am Handgelenk. »Entweder schläfst du bei mir oder ich bei dir. Entscheide dich jetzt, ich möchte nicht krank werden», »Ich will allein sein«, gab ich nur leise dazu. »Natürlich, ich werde dich jetzt, in dieser Situation allein lassen. Hoseok, du warst kurz davor dich umzubringen, da lasse ich dich doch nicht allein!«, rief er. Leicht wütend drückte er mein Handgelenk zu. »Du tust mir weh...«, gab ich noch leiser als zuvor von mir und sah auf meine Hand. Sie wurde langsam weiß. Dieser Druck schmerzte ganz schön. »Entscheide dich jetzt. Sonst kommst du mit zu mir und das ohne Wiederrede, verstanden?«, Namjoon sah mir bedrohlich in die Augen. Er machte mir gerade sehr angst. So kannte ich ihn gar nicht. Still begann ich in Richtung Namjoons Wohnung zu laufen. »Geht doch«, seufzte der Große.
Still beobachtete ich die kleinen Tropfen, welche aus dem Wasserhahn in mein Badewasser fielen. Dieses platschende Geräusch hallte durch das ganze Bad. Namjoon hatte mir ein heißes Bad vorbereitet. Er meinte, dass ich danach sofort ins Bett sollte. Ich war müde. Doch welches Müde? Ich wusste es selbst nicht. Ich fühlte es nicht mal wirklich. Meine Glieder waren schwer, das fühlte ich.
Langsam schloss ich meine schweren Augenlider und ließ mich ins Wasser gleiten.Du lässt mir keine Wahl...Ich lasse mir keine Wahl...Bitte lass mich dich schnell finden....
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Parfum;『2seok/jinhope』
FanfictionVor 2 Jahren kam der 18 Jährige Schüler Jeong Hoseok beinahe bei einem Busunglück um. Er überlebte jedoch nur, da ein unbekannter, gut riechender Junge ihn noch rechtzeitig zu sich zog, um ihn zu schützen. Nach dem Unfall fand er sich im Krankenhaus...