Kapitel 2

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Es war Sonntag Nachmittag. Ich ging zu Papas Freund von der Arbeit. Ich hatte gerade erfahren, dass er sterben würde. An diesem Tag. Ich wollte versuchen, ihn zu retten. Ich musste nur die Straße überqueren und wäre bei ihm zu Hause. Aber es legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich um. Vor mir stand ein Mann, seinen Alter schätzte ich auf Ende 20. Er sah mich lächelnd an
„Hallo. Ich bin Andreas Klemann.“, stellte er sich vor.
„Hallo...“, zögerte ich. “Entschuldigen Sie mich, Andreas, aber ich habe keine Zeit.“
Ich ging los und der Mann folgte mir.
„Ja, ich weiß. Ich will dich auch nicht aufhalten. Aber bist du Anna Dearlan?“
Ich hatte die Straße überquert, blieb stehen und drehte mich wieder zu dem Mann um.
„Sie wissen, wer ich bin? Woher?“, wollte ich überrascht wissen.
„Ich glaube, du solltest dich lieber beeilen.“, meinte er aber und ging los.
Erstaunt folgte ich ihm. Beeilen musste ich mich wirklich.
„Andreas, woher wissen Sie meinen Namen?“
„Ich weiß vieles über dich. Jetzt mach schon inne, sonst wird er sterben.“
Was?!
„Woher wissen Sie das?“, rief ich.
„Ich habe schon gesagt, ich weiß vieles. Erledige erstmal deine Sache, danach können wir reden.“
„Sie sind seltsam.“, murmelte ich.
„Nicht seltsamer als du. Wo ist das Haus?“
Boah, woher weiß er das?! Ach egal, keine Zeit.
Mit einem Nicken deutete ich auf das Haus vor uns. „Wollen Sie mir jetzt überallhin folgen?“
„Was dagegen?“
„Sie machen mir Angst.“
„Ach, du musst keine Angst vor mir haben. Ich will dir helfen.“, beruhigte er mich.
„Helfen?“, vergewisserte ich mich verständnislos.
„Ja, helfen. Hast du herausgefunden, ob der Mann weiterleben soll?“
Ich werde verrückt.
„Nein, das kann ich nicht.“
„Und ob. An deiner Stelle würde ich mich noch mehr beeilen.“
Er geht mir langsam auf die Nerven. Besserwisser. Ich konnte nur die Augen verdrehen.
Ich öffnete die Tür und stieg im Treppenhaus die Treppe einen Stock nach oben. Und der Mann, dieser Andreas, folgte mir. Auch wenn er schwieg, nervte er.
Es gab drei Türen. An die Eine klopfte ich. Ein kleiner Junge öffnete uns die Tür und sah mich überrascht an. „Anna? Was machst du hier?“
Ich blickte nach hinten. Der Mann war nicht mehr da. Vielleicht war er unten geblieben? Aber ich hattee ihn mir folgen gehört. Ach, was kümmert mich das schon?
„Jacky, ist dein Papa zu Hause?“, fragte ich freundlich.
„Ja, er ist in seinem Arbeitszimmer.“
Jack ließ mich in die Wohnung rein und ich ging zum Arbeitszimmer.
„Hast du jetzt raus, ob man dem Mann helfen kann?“, fragte plötzlich eine bekannte Stimme hinter meinem Rücken.
Gelangweilt war er. Andreas stand wirklich hinter mir! Hatte er etwa auch Fähigkeiten?
„Wie -“, setzte ich an, doch er unterbrach mich.
„Später bitte. Deine Antwort?“
„Ich kann das nicht.“
Zum Glück war ich doch nicht in das Zimmer gegangen.
„Doch. Du hast noch Zeit. Konzentrier dich. Sonst wirst du niemandem helfen können. Das hattest du doch schon.“
Er hatte natürlich recht. Na gut, ich würde versuchen, was er wollte. Ich machte einen schweren Atemzug, schloss die Augen und konzentrierte mich auf den Mann hinter der Tür. Ich fühlte nur den Tod. Nichts weiter. Kälte. Unglaubliche Kälte. So fühlte es sich an. Das Gefühl war richtig unangenehm.
Ich öffnete die Augen. „Was ist, wenn ich mich irre? Wenn ich das doch nicht kann?“
„Was fühlst du?“
„Kein Leben. Gar kein.“
„Dann gehen wir.“, zuckte er die Schultern.
„Aber -“
„Zweifle nicht an dir.“
Ich erzitterte. Andreas sah mich fragend an.
„Er ist gestorben...“, erklärte ich leise.
„Dann gehen wir lieber.“
„Was?“, wunderte ich mich.
Wir sollten der Familie zumindest bescheid sagen.
Andreas zuckte erneut die Schultern. Und ging. Er verließ einfach so die Wohnung. Seltsamer Mann. Ich musste ihm folgen, ohne dem kleinen Jacky ein Wort zu sagen. Ich brauchte ja noch die Antworten.
„Andreas, warten Sie! Sie schulden mir noch was!“
Ich war wieder auf der Straße. Der Mann tauchte plötzlich hinter meinem Rücken auf. Wie macht er das?!
„Können deine Fragen warten?“
„Eh... Eigentlich schon... Wollen Sie mich entführen?“
„Nein.“, antwortete er ernst.
Ich seufzte. „Dann zeigen Sie den Ort zum Reden.“

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