Kapitel 2
Niall wachte mit einem Stöhnen auf, als er den Schrei aus dem Zimmer neben ihm hörte. Er hielt sich ein Kissen über den Kopf, um alle Geräusche auszublenden, aber dann hörte er das leise Schluchzen seines jüngeren und seines älteren Bandkollegen durch die Wände. Er war sich nicht sicher, ob sie einfach nur im Schlaf redeten, wie es schon öfters der Fall gewesen war, oder ob sie wirklich weinten. Der junge irische Mann schaute hinüber zu seinem schlafenden Bandkollegen, der schnarchend im Bett lag. Zayn konnte wirklich immer schlafen und wachte von nichts auf. Niall verdrehte seine Augen und drehte sich um, aber eine Gänsehaut durchzog seinen Körper, als er wieder dieses Wimmern hörte. Leise stand er auf, rieb sich über die Augen und legte die Bettdecke zur Seite. Er schlüpfte aus dem Bett und durchquerte den Raum. Seine Hand ging in Richtung Zayn und er überlegte, ob er ihn aufwecken sollte oder nicht. Dann schüttelte seine Hand Zayn leicht und er hörte ein lautes Grummeln unter der Decke. Ein Lächeln schlich sich auf Nialls ernstes Gesicht, als er ihn noch einmal schüttelte.
„Niall, was?“
„Ich höre, wie Liam und Harry nebenan weinen.“ flüsterte Niall.
Zayn verspürte auf einmal ein panisches Gefühl und er stolperte aus dem Bett. Niall griff nach Zayns Arm und hielt ihn fest.
„Wieso weinen sie?“ murmelte Zayn.
„Ich bin mir nicht sicher, aber sie haben mich damit aufgeweckt.“ flüsterte Niall.
Es wurde still im Raum und sie hörten die lauten Schluchzer, die aus dem Raum neben ihnen kamen. Zayn griff nun nach Nialls Arm und zog ihn aus dem Zimmer. Vor der Tür von Liams Zimmer blieben die zwei wie erstarrt stehen und tauschten einen besorgten Blick aus. Niall klopfte schließlich zwei Mal an der Tür und blieb still dort stehen. Als es keine Antwort gab, klopfte Zayn an der Tür, er wurde ungeduldig und aufgeregt.
„Harry! Was ist los?“ Nialls irischer Akzent echote durch das leere Haus.
Niall zitterte und verschränkte seine Arme vor seiner Brust, um sich warm zu halten, da er sich nun nicht mehr in der Wärme seines Bettes befand, was er deutlich bevorzugte.
„Ich komme jetzt rein!“ schrie Zayn und öffnete die Tür.
Die zwei Jungs erstarrten im Türrahmen, als sie das Chaos vor ihnen sahen. Niall sah sofort Liam, wie er auf dem Boden saß und sich gegen das Bett lehnte. Liams ganzer Körper zitterte mit jedem Atemzug, denn es wurde immer schwieriger für ihn zu atmen. Zayn erblickte Harry, wie er in einer Ecke des Zimmers zusammengerollt war. Er sah so zerbrechlich aus, und er sah so aus, dass, wenn er sich bewegen würde, er zerbrechen würde. Nur war er schon zerbrochen. Harry hatte sich noch nie so diminuiert und verbrannt in seinem Leben gefühlt, und seine Tränen wollten nicht aufhören. Er war in der Verfassung, in der er entweder gleich zusammenbrechen oder ausflippen würde. Zayn spürte sofort eine Welle von Terror, genauso wie Niall, da die zwei ihre Freunde noch nie so gesehen hatten.
„Wo ist Louis?“ fragte Zayn instinktiv.
Kaum hatte der Name Zayns Lippen verlassen und Harry ihn gehört hatte, schrie Harry laut und sein Rachen zog sich zusammen, als eine erneute Welle von Tränen ausbrach. Er japste nach Luft und seine Augen weiteten sich. Zayn wusste sofort, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, und er fiel neben Harry auf seine Knie und nahm den Jungen in seine Arme, wollte Harry beruhigen. Niall war genauso schnell an Liams Seite und wischte die Tränen von Liams Wangen. Nialls Hände zitterten, er hatte noch nie zuvor in seinem Leben jemanden so stark weinen sehen.
„Was passiert hier?“ Niall starrte Liam an, und dieser blickte ihn mit tränengefüllten Augen an.
Liam entfuhr ein Wimmern und er gab Niall das nun zerknitterte weiße Papier, das neben seinen Beinen gelegen hatte. Niall fürchtete sich vor dem, was nun kommen würde, doch was auch immer er nun lesen würde, er musste sich innerlich darauf vorbereiten. So schlimm konnte es nun auch wieder nicht sein, es war ja niemand gestorben. Zayn beobachtete Niall, als dieser das Papier auseinanderfaltete und hielt Harry noch immer fest in seinen Armen. Als Niall begann, den Brief zu lesen, spürte er, wie jeder Schutz, den er gerade eben aufgebaut hatte, in sich zusammenfiel und jedes einzelne Wort, das er las, brannte. Er dachte immer wieder passiert das gerade wirklich? Das kann nicht wahr sein. Louis würde uns niemals verlassen. Kaum hatte er die letzten Worte gelesen, fiel die erste Träne auf seine Wange. Er tat nun das, was er in solchen emotionalen Situationen am besten konnte. Er umarmte Liam ganz fest und vergrub sein Gesicht in Liams Schulter. Liam strich über Nialls Rücken und weinte noch immer leise. Zayn war nun sehr besorgt, war das ein Brief vom Management, der sagte, dass ihre Band vorbei wäre? Zayn griff nach dem weißen Papier, das aus Nialls Händen gefallen war, und entfaltete es. Harrys zitternde Hand griff nach Zayns Handgelenk, so hart, dass Zayns Haut ganz weiß unter Harrys Fingerspitzen wurde.
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199 Letters
FanfictionWas würdest du tun, wenn dein bester Freund Selbstmord begehen würde? Was würdest du tun, wenn es keinen Weg gäbe, ihm zu helfen? Alles, was übrig geblieben ist, sind 199 Briefe. Das einzige, was er für dich dagelassen hat. ©larrystyIinson (Übe...