2-Der erste Eindruck

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Ich wachte auf, weil es um mich herum irgendwie ungewöhnlich laut wurde. Nachdem ich mich für einen Moment umgeschaut hatte, erkannte ich, dass ich immer noch im Auto saß und wohl eingeschlafen war.

Mittlerweile schienen wir aber schon in München angekommen zu sein. Es war unglaublich laut und bei einem Blick aus dem Fenster realisierte ich, dass das wohl an den tausenden Autos liegen musste.

Ich wusste nicht wie, aber außer mir und Papa, der ja am Fahren war, schienen alle noch zu schlafen. Ich beobachtete also einfach weiter die Umgebung. Es wurde immer voller und chaotischer. Ich überlegte ernsthaft, ob man hier seinen Führerschein überhaupt bestehen konnte...

Kurze Zeit später wurde es allerdings schon wieder deutlich leerer und die Gebäude wurden etwas schäbiger. Um ehrlich zu sein, begann ich gerade damit, dieses Viertel vor München durchaus gruselig zu finden, als Papa plötzlich rief: "So, alle aufwachen, wir sind daaa!"

Kennt ihr das, wenn ihr einfach gerade so richtig skeptisch oder genervt seid und andere so überglücklich und gut drauf, dass es euch einfach nur nervt? Genau so ging es mir in diesem Moment. Hier konnte man sich ja nicht mal aus dem Haus trauen. Es sah aus, als ob aus der nächsten Ecke gleich ein Mörder springen würde. Und das obwohl es noch nicht mal richtig dunkel war.

Mama musste meine skeptischen Blick bemerkt haben, denn sie ging relativ schnell darauf ein: "Mensch Josy, jetzt guck doch nicht so. Von innen ist die Wohnung echt schön. Und München ist halt teuer und wenn man gerade seinen Beruf aufgegeben hatte, kann man sich eben keine Luxuswohnung leisten!"

Da hatte sie wohl recht... Änderte aber nichts daran, dass es hier einfach unheimlich komisch war.

Als wir mit unseren ersten Koffern das Treppenhaus betraten, wurde mir richtig flau im Magen. Ich blieb kurz stehen und spürte plötzlich von hinten zwei starke kräftige Arme, die sich um mich legten. "Das wird schon Josy, keine Sorge!", flüsterte mir Jonas ins Ohr.

Ich folgte meinem Vater das Treppenhaus hinauf. Anscheinend gab es nichtmal einen Aufzug. Kurz nachdem ich fragen wollte, wann wir denn endlich ankommen würden, weil ich wirklich nicht mehr konnte, blieb mein Vater vor einer Tür stehen und kramte den Schlüssel aus seiner Tasche, den wir schon vorher per Post zugeschickt bekommen hatten.

Das Türschloss klemmte erst etwas, die Tür öffnete sich nach ein paar Versuchen aber letztendlich doch.

Um mal ganz ehrlich zu sein: Die Wohnung war winzig, hässlich und einfach merkwürdig. Alles war grau und schien kaputt und es gab nur wenige Räume: Das Zimmer meiner Eltern, mein Zimmer, Leas Zimmer, das Bad und ein Zimmer, in dem Wohnzimmer und Küche waren.

Jonas wollte ja schon ziemlich bald ausziehen und schlief deshalb vorerst in meinem Zimmer auf einer Luftmatratze.

Da wir uns vorerst ein Zimmer teilen würden, durfte ich mir dann wenigstens das größere Zimmer aussuchen.

"Toll... Nur weil Jonas jetzt für ein paar Tage bei Josy schläft, darf sie jetzt für immer das größere Zimmer haben oder wie? Das ist ja mega ungerecht!", beschwerte sich Lea. Aber ich warf ihr nur einen genervten Blick zu und verzog mich in mein neues Zimmer.

Es war noch sehr leer, farblos und ungemütlich, aber man konnte bestimmt was daraus machen, dachte ich mir. Jonas folgte mir ins Zimmer und machte erstmal seine Luftmatratze fertig. Ich fing währenddessen an, meine Klamotten in den Schrank zu räumen.

Als ich dann noch die letzten Sachen aus meiner Handtasche nehmen wollte, fiel mir wieder das Paket von Noah ein. Gott, wie aufregend! Wie konnte ich das nur vergessen... Ich musste es unbedingt aufmachen!

München? Darf ich mir was wünschen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt