6-...Und das Trauminternat

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Eine etwas älter aber extrem luxuriös aussehende Fassade, prunkvolle Türen und Fenster... Und dazu gähnende Leere. Verständlich, da schließlich Sommerferien waren, und wohl niemand in 6 oder sogar 8 Wochen Ferien im Internat bleiben wollte.

Wir parkten auf den Parkplätzen vor dem Gebäude und machten uns dann auf den Weg zur Tür. Nachdem wir geklingelt hatten, öffneten uns eine extrem elegant gekleidete junge Frau und ein Mann, ebenfalls elegant im Anzug, die Tür: "Guten Tag, sie müssen wohl Familie Herzbaum sein?", wir nickten, "Dann darf ich Sie gleich reinbeten für eine kurze Tour!".

Wir betraten das Gebäude und stellten schnell fest, dass es von innen genauso schön war wie von außen. Man konnte nur noch staunen, ich war wirklich sprachlos.

Ich fragte mich nur, ob ich hier überhaupt reinpassen würde. War ich so vernünftig, organisiert, ordentlich, dass ich so ein Elite-Internat besuchen konnte. Und konnten wir uns das überhaupt leisten?

Die Frau zeigte uns erst Speisesaal und Gemeinschaftsräume, alles war einfach nur beeindruckend. Keine Ahnung, wie ich das jetzt beschreiben soll, aber es war einfach wunder- wunderschön!

Auch die Zimmer und die Klassenräume, die sie uns zeigte waren echt schön. Schön und modern eingerichtet und einfach nur zum Wohlfühlen.

Nach einer 1 1/2 h Führung gab uns die nette Dame noch einige Prospekte mit und wies uns dann darauf hin, dass wir unsere Anmeldungen ziemlich bald abgeben mussten. Wir verabschiedeten uns freundlich und fuhren dann wieder nach Hause.

Schon im Auto begannen die Diskussionen - bzw. Leas Monolog: "Also ich will auf jeden Fall auf das Internat! Das war ja mal mega cool! So modern und edel und nicht so heruntergekommen wie diese andere Schule. Außerdem wollte ich schon immer mal auf ein Internat! Seit ich damals Schloss Einstein geschaut habe! Das wäre...." blablabla...

Lea konnte wirklich reden wie ein Wasserfall. Da war sie wirklich ganz anders als ich. Viel selbstbewusster.

Irgendwann unterbrach Papa dann Lea aber doch: "Josy, was meinst du eigentlich dazu? Willst du auch lieber auf das Internat? Ihr wollt ja nicht auf unterschiedliche Schulen gehen oder?"

Hm... Eigentlich würde ich das sogar sehr gerne. Endlich Ruhe von Lea, die ständig alles besser konnte und wusste. Aber das konnte ich ihm natürlich nicht sagen. Und obwohl ich eigentlich wirklich nicht der Typ für ein Internat war, überzeugte es mich wohl immernoch mehr als diese heruntergekommene Schule. Also antwortete ich: "Joaa, denk schon..."

Merkt ihr es? Lea redet von sich aus eine halbe Stunde durch und ich gebe sogar nur drei Worte von mir, wenn ich gefragt werde. Ich ärgerte mich so oft darüber, dass ich einfach so unglaublich schüchtern war. Es verbaute mir einfach sooooooo viele Wege!

Wir legten uns also mehr oder weniger schon auf das Internat fest, womit ich mit etwas mulmigem Gefühl auch relativ zufrieden war.

Trotzdem war ich unglaublich geschockt, als Papa am Abendbrot bekannt gab: "Man kann sich bei diesem Internat über das Internet anmelden. Das kann ich dann gleich wohl mit euch beiden machen!"

Mir fiel beinahe das Brot wieder aus dem Mund. War mein Schicksal jetzt schon geschrieben? Hatte ich mich da innerlich wirklich schon für entschieden? Eigentlich war ich ja mit keiner der beiden Varianten einverstanden und schätzte das Internat einfach nur als leichter zu ertragen ein. Aber gut, konnte ich jetzt noch was tun?

Nachdem wir also die ganzen komplizierten Formulare im Internet ausgefüllt hatten, saß ich nur noch nachdenklich in meinem Bett und beschloss, zum ersten Mal wirklich mein Tagebuch zu nutzen.

Drei schöne Dinge...
1. Internatsgelände bestaunt
2. Brot zum Frühstück
3. Brot zum Abendessen

Traurig, aber mehr viel mir einfach nicht ein. Konnte ich mich schon als depressiv bezeichnen? Oder wie nannte man sowas wie mich?

Dann  begann ich meinen eigentlichen Tagebucheintrag zu schreiben:

Liebes Tagebuch,
ich weiß, dass du mich eigentlich noch gar nicht kennst, aber ich glaube trotzdem, dass ich dir vertrauen kann...

Heute sind Lea, Papa, Jonas und ich zu einer Schule und einem Internat gefahren, zwischen denen wir uns entscheiden mussten. Die Schule war wirklich alt und schäbig und dass Internat war wirklich wunderschön. Deshalb haben wir uns schon heute Abend beim Internat angemeldet. Meinst du, das war die richtige Entscheidung?

Ich habe echt Angst. Ob ich überhaupt gut genug für so ein Elite-Internat bin? Und ob ich da jemals neue Freunde finden werde? Ich bin einfach viel zu schüchtern... Ich vermisse  Noah so... Mit ihm war einfach alles perfekt und jetzt ist alles schwierig. Ich hoffe, das kurbelt sich in nächster Zeit noch ein und auf dem Internat wird es nicht so schlimm wie ich es mir vorstelle...

LG Josy

PS: Eine Frage an meine neue Heimat: München? Darf ich mir was  wünschen?

Was ich mir wünschte, erzählte ich natürlich keinem. Sonst würde es ja nicht in Erfüllung gehen.

Obwohl es noch sehr früh war, legte ich nur noch meinen Laptop weg und machte mich bettfertig, um danach eigentlich sofort einzuschlafen. Es war ein anstrengender Tag gewesen...

München? Darf ich mir was wünschen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt