München? Darf ich mir was wünschen?

11-Schule

Er saß in der letzten Reihe und warf mir ein bemitleidendes Lächeln zu. Wenn ich nicht wüsste, dass mit mir sowieso niemand etwas anfangen würde, würde ich fast behaupten, dass er etwas Süßes an sich hatte. Aber da ich für eine Beziehung viel zu schüchtern war, verliebte ich mich lieber erstmal gar nicht...

Meine Augen konnten sich erst vom strahlenden Lächeln trennen, als unsere Lehrerin, die sich als Frau Werner vorstellte, uns auf englisch begrüßte und wir mit "Good morning Mrs. Werner" antworteten.

Dann fing sie mit ihrem Unterricht an, der wirklich unglaublich interessant war. Wir hatten Diskussionen oder malten Lernplakate. Dann gab sie uns noch die Lektüre "The Great Gatsby" mit, die wir bis zur nächsten Woche lesen sollten. Na toll...

In der Pause saß ich mit Nele im Aufenthaltsraum. Emma kam einmal rein, begrüßte Nele und einige andere Mädchen, würdigte mich allerdings keines Blickes. Ich hatte noch nicht einmal die Möglichkeit, mich bei ihr zu entschuldigen.

Nach dem Klingeln hatte ich Mathe. Ich ging zu meinem Raum, den mir Nele noch schnell zeigte und setzte mich einfach irgendwo hin. Noch war irgendwie keiner da. Ich begann schon daran zu zweifeln, ob ich überhaupt im richtigen Raum war, als drei Jungs herein kamen und sich hinter mich setzten. Wie konnte es anders sein? Der Lasagne-Junge, dessen Namen ich einfach immer noch nicht kannte, war natürlich auch dabei.

Danach stolzierten noch gefühlt 100 weitere Jungs herein und ich fragte mich langsam, ob ich in einem Jungskurs gelandet war. Dann kam jedoch ca 1 Sekunde vor dem Klingeln noch ein Mädchen herein, dass mir überhaupt nicht sympathisch war. Auf der einen Seite neben mir saß schon irgendein Junge, sie setzte sich auf die andere Seite, da eigentlich nichts anderes mehr frei war.

Sie roch extrem nach Parfüm und war übertrieben geschminkt. Außerdem trug sie einen Mini-Rock und einen viel zu großen Ausschnitt. Obwohl sie unglaublich eingebildet wirkte, sprach sie mich an: "Hey... Josy?", ich nickte, "Du bist doch die Schwester von Lea oder? Die ist ja mal mega cool drauf, dann bist du bestimmt auch nett..."

Ab diesem Moment hörte ich ihr nicht mehr zu. Außerdem kam auch die Lehrerin ins Zimmer, die von den anderen Schülern als Frau Bienenstock begrüßt wurde. Sie war sehr edel gekleidet und zeigte eine strenge Miene. Meine Erwartungen an diese Frau wurden schon im nächsten Moment erfüllt, als sie uns streng bat uns zu setzten, anfing etwas an die Tafel zu schreiben und einen Jungen aus der hinteren Reihe sofort anschrie und neben ihren Tafelanschrieb an die Tafel schrieb, weil er sein Heft nicht rausgeholt hatte.

Na toll... Das konnte ja was werden. Ich schrieb irgendwas mit Flächen uns Funktionen ab und malte daneben die Graphen von der Tafel in mein Heft. Verstanden hatte ich allerdings überhaupt nichts.

Auch Frau Bienenstock gab uns am Ende gleich eine Hausaufgabe auf. Sie teilte uns 15 Zettel mit irgendwelchen Aufgaben aus, die wir bis zur nächsten Stunde lösen und dann abgeben sollten. Aber ich hatte doch gar nichts verstanden? Und soweit ich das verstanden hatte, war Nele fast genauso schlecht in Mathe wie ich. Sowohl Lea als auch Emma werde ich im Moment mit Sicherheit nicht fragen.

Ich verließ den Raum, unterhielt mich in der Pause wieder mit Nele und überstand mit ihr dann auch noch 2 Stunden Bio.

Beim Mittagessen saß Emma zwar gegenüber von mir, ignorierte mich allerdings weiter. Langsam zweifelte ich echt daran, ob sie mir jemals verzeihen würde. Wegen so einer dummen WhatsApp-Nachricht, die ich nicht einmal selber geschrieben hatte...