7-Das neue Leben im Internat

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Zeitsprung: 4 Wochen später-Ende der Sommerferien

Ich dackelte mit meinem Koffer meiner Schwester Richtung Eingang hinterher. Heute war das Internat ein ganz anderer Ort. Unglaublich viele Menschen die das Paradies hier "bevölkerten". Und ich sollte jetzt dazu gehören.

Wir betraten die große eindrucksvolle Eingangshalle und folgten dann den Schildern Richtung "Neue Internatsschüler". Wir kamen in einem großen Saal an. Im ersten Moment war ich sehr geschockt, weil um mich herum eigentlich nur kleine Kinder saßen. Doch dann realisierte ich, dass es eigentlich ziemlich logisch war, dass die meisten Neuen 5. Klässler waren, die gerade auf eine weiterführende Schule wechselten.

Wir setzten uns irgendwo nach hinten und warteten bis etwas passieren würde. Nach einiger Zeit räusperte sich die uns schon bekannte Direktorin und stellte sich als Frau Dr. Hellbach vor. Sie erklärte uns einige organisatorische Dinge und wies uns dann unseren Paten zu.

Nachdem schon einige 5. Klässler ihre Paten bekommen hatten, wurde mein Name aufgerufen. Ich stand auf und ein wirklich sympathisch aussehendes Mädchen kam auf mich zu: "Hey, du musst dann wohl Josy sein. Ich bin Nele." Ich nickte und schüttelte die Hand, die sie mir hinhielt. "Na dann komm mal mit!"

Wir verließen den großen Saal. Und erst als ich die Ruhe auf dem Flur wieder genießen konnte, bemerkte ich wie laut es darin eigentlich gewesen war.

Gerade begann ich einige Orte der Schule von unserer Führung wieder zu erkennen, als Nele plötzlich anfing zu singen:

"Hier geht's lang geradeaus! Los mir nach schließlich kenn ich mir hier aus..."

Kam das Lied nicht irgendwie aus dem Kindergarten? War Nele noch ganz normal? Ich war wieder etwas eingeschüchtert. Was wenn sie erwartete, dass ich sowas auch machte? Ich konnte sowas nicht.

"Los sing mit!"

WAS?! Ich würde auf keinen Fall mitsingen.

Doch gerade als ich überlegte im Erdboden zu versinken, weil der Moment so peinlich war, bemerkte ich, dass ich schon am Mitsingen war!

"Hier geht's lang geradeaus! Los mir nach schließlich kenn ich mir hier aus...", sangen wir gemeinsam.

Blamierte ich mich gerade vor der ganzen Schule? Ich wusste es nicht. Aber irgendwie fühlte es sich befreiend an. In Neles Beisein machte es mich wirklich glücklich. Auch wenn die Hälfte der Schulgemeinschaft mich vermutlich jetzt schon abgestempelt hatte. Um ehrlich zu sein, hätte sie das aber wahrscheinlich auch, wenn ich hier wie ein schüchterner graues Mäuschen durch die Gegend gelaufen wäre...

Also lief ich noch eine Weile singend mit Nele durch die Gegend, bis wir schließlich an einer Zimmertür ankamen, die Nele aufgeregt öffnete: "Tadaaa, das ist das Zimmer von dir, mir, und Emma, die wirst du noch kennenlernen!"

Ich lachte. Ich setzte mich auf das Bett, auf das Nele dann zeigte und machte es mir erstmal gemütlich. Irgendwie war es doch ganz schön hier. Ich fühlte mich echt wohl. Wo Lea wohl war? Auch wenn ich das wahrscheinlich nie offen zugeben würde, hoffte ich, dass ihr Zimmer möglichst weit weg von meinem war. Sonst stand ich sowieso immer nur in ihrem Schatten. Und das nervte manchmal wirklich enorm.

Jetzt packte ich aber erstmal meinen Koffer aus, während ich mich noch etwas mit Nele unterhielt.

München? Darf ich mir was wünschen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt