5-Die schlimmste Schule

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Mein Vater klingelte an der verrosteten Klingel neben der alten Tür und eine etwas ältere Dame öffnete schließlich. Sie begrüßte uns recht freundlich und bat uns dann schließlich hereinzukommen.

Das Innere des Gebäudes wirkte genauso kalt wie die Außenseite. Alles war grau und leer und schien irgendwie auch dreckig. Mir wurde ganz komisch bei dem Gedanken, dass ich eventuell bald hier zur Schule gehen würde. Die Vorstellung, dass meine Noten hier auch nur einen Deut besser werden könnten, war absolut absurd. Um ehrlich zu sein, wirkte der ganze Komplex eher wie ein Gefängnis als wie eine Schule. Man fühlte sich richtig bedrängt.

Während uns die Frau, die sich irgendwann als Frau Heimer vorstellte, noch einige Klassenzimmer und die Turnhalle zeigte, wurde mir langsam klar, dass ich mich vielleicht doch für das Internat entscheiden würde. Auch Jonas warf mir einen geschockten Blick zu. Hier gab es wirklich keine gute Lernatmosphäre.

Frau Heimer schien mit der Zeit auch nicht mehr sonderlich freundlich. Sie wirkte aufgesetzt und schien Langeweile und Trotz zu unterdrücken. Wahrscheinlich war sie eine dieser Horror-Direktorinnen, die den Schülern schon den kleinsten Spaß verdorben. Bei diesem Gedanken am die ganzen Film-Direktorinnen musste ich dann doch etwas schmunzeln.

Wir verließen das Schulgelände, nachdem mein Vater noch die Kontaktdaten mit der Schulleiterin ausgetauscht hatte.

Auch wenn wir alle wussten, dass wir uns mit Sicherheit nicht für diese Schule entscheiden würden, beschlossen wir im Auto, noch keine Entscheidung zu fällen, bevor wir nicht das Internat gesehen hatten.

Ich würde also für meine restliche Schulzeit auf ein Internat gehen? Das konnte ich mir einfach überhaupt nicht vorstellen... Aber schlimmer als dieses Häufchen Elend, das sich Schule schimpft, konnte es wohl kaum sein. Ich meine, Papa hatte sogar mal irgendwas von einem Elite-Internat erwähnt. Ob ich da mit meinen Noten überhaupt überleben konnte? Vermutlich nicht. Und als Bauernmädchen passten wir beide wahrscheinlich überhaupt nicht in das Bild des Internats. Konnte man sich da dann noch vernünftig integrieren? Oder würden die einen einfach nur auslachen, weil man noch nie mit einer Straßenbahn gefahren war oder noch nie in einem Hochhaus gelebt hatte?

Naja, wir mussten uns das Internat sowieso erstmal anschauen. Die Fahrt dauerte dieses mal deutlich länger, sodass ich irgendwann sogar einschlief.

Als ich aufwachte und verwirrt auf die Uhr schaute, stellte ich fest, dass wir schon 4 Stunden gefahren waren. Das Internat war also wirklich weit weg von unserer Wohnung.

Ich schaute aus dem Fenster und alles schien wieder etwas ländlicher. Felder, Wälder, Bauernhöfe usw. Nur zwischendurch begegneten uns noch Züge und Straßenbahnen, die vermutlich zurück nach München in die Innenstadt führten. Eigentlich perfekt für mich. Ich wäre nicht mehr so überfordert von diesem ganzen neuen Großstadtzeugs und konnte mit der Bahn trotzdem gut die Innenstadt erreichen. Wahrscheinlich lag das Internat einfach auf der anderen Seite von München als unsere Wohnung. Sonst wären wir ja jetzt schon total außerhalb, oder?

Ich dachte noch ein wenig darüber nach, als ich mitbekam, dass Papa sich darüber beschwerte, dass wir so lange brauchen würden wegen des Staus eben. Also war es wohl doch gar nicht so weit außerhalb? Ich war völlig verwirrt... Und könnte jetzt überhaupt nicht mehr sagen, wo wir hier waren.

Wir fuhren noch eine Weile weiter durch die Gegend bis wir schließlich in eine unglaublich lange Ausfahrt in einen Park einbogen.

WOW! Das Gelände hier war wirklich wunderschön! Ein kleiner Wald, ein See, ein kleiner Spielplatz. Einfach ein Traum. Wir fuhren bis zum Ende der Auffahrt, wo uns zwei große Gebäude erwarteten, die einfach nur atemberaubend waren...

München? Darf ich mir was wünschen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt