20. Tägliche Routine

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Song: Happy Birthday to You

Sylvester. Noch so ein verhasster Tag in meinem Leben, aber diesmal aus einem anderen Grund: heute war mein 19. Geburtstag.
Um meine Aufgaben für heute alle erfüllen zu können stand ich wieder um acht Uhr morgens auf und tapste, noch schlaftrunken, zum Badezimmer, wo bald darauf kochend heißes Wasser meinen Körper runterrann. Ich wusch mir gründlich meine Haare und meinen Körper und genehmigte einmal, länger als 10 Minuten zu duschen. Lauthals und richtig schön schief sang ich mit meiner Musik mit.
"Please tell Rosie, i'm not gonna come back til' September 'cause music is my best friend. Once you tell her to water the flowers, i want to remember 'cause music is my best friend."

Meine Laune hatte sich mit der heißen Dusche schon um einiges gebessert, im Gegensatz zu den Temperaturen, denn diese waren noch ein ganzes Stück gesunken über Nacht, sodass ich fast in meinen Schrank kroch, um meine dunkelblaue Thermoreithose zu suchen. Zum Glück hatte ich meine gefütterten Stiefeletten schon rausgestellt. Den Hollisterpullover zog ich noch drüber und meine Weste und meine Fleecejacke legte ich, bereit zum Mitnehmen, auf mein Bett. Meine Wimpern tuschte ich noch kurz und eine Schicht Concealer durfte auch nicht fehlen. Zufrieden ging ich runter in die Küche und nahm mir zwei Äpfel mit, einen für mich und einen für Dark Devil.

"Guten Morgen mein Schatz. Na, was machen wir heute?" Er entdeckte sofort den Apfel in meiner Hand und nahm ihn gierig daraus. Manpfend und mit Apfelschaum ums Maul versuchte er, mich anzustupsen, doch ich wehrte ab. "Danke Dicker, du kannst mir später gratulieren, aber nicht mit Schaum vorm Maul. Zum Glück ist niemand mehr hier, deshalb könnten wir eigentlich rumblödeln, aber wir müssen ein wenig arbeiten an ein paar Lektionen. Naja gut, fast niemand ist mehr hier, Ben ist leider noch hier." Ich berührte mit meiner Nase seine mittlerweile wieder sauberen Nüstern und zog ihm das Halfter über den Kopf, den Strick klickte ich in den Haken ein.
Nach dem Putzen und Satteln wurde schnell die dicke Winterjacke gegen eine Weste und eine Fleecejacke getauscht und gleich darauf betrat Dark Devil mit seinem Reiter den sandigen Boden der großen Halle.
Die Füße in den Bügeln trabte Devi leichtfüßig unter mir an und ich ging in den leichten Sitz auf den Zirkel.
Nach der Lösungsphase und einigen Stellen und Biegen widmeten wir uns den fliegenden Zweierwechseln und den Pirouetten.
Und als ob mein Pferd mir ein Geschenk zum Geburtstag machen wollte und er wusste, dass niemand mir etwas schenken würde, wollte er mir einen perfekten Trainingstag schenken: Die Wechsel liefen so gut wie noch nie, schön sauber durchgesprungen und bergauf. Die Pirouetten waren schön auf der Hinterhand getreten und gleichmäßig gedreht, es sah einfach alles mal wieder harmonisch aus zwischen uns beiden. Überglücklich klopfte ich ihm den Hals ab und lehnte mich dann auf diesen. "Danke Baby."
"Sehr gut, dass sah doch schon echt super aus." Ich schreckte hoch.
Fuck, ich habe Zuschauer!

"Was machst du hier?" Ich nahm meine Kopfhörer mit der Musik aus meinen Ohren. "Einen guten Ritt begutachten. Sah harmonisch aus." Ben lächelte mich an. "Danke." murmelte ich immernoch erstaunt und ritt aus der Halle, direkt an Ben vorbei, doch leider folgte er mir, leicht humpelnd.
"Wieso humpelst du?" fragte ich. Er überlegte kurz. "Blöd umgeknickt."
Lüge! schrie meine Intuition, doch ich hielt meine Klappe.

"Was machst du heute so noch?" fragte er mich. "Meinen Geburtstag begießen." Ich lächelte, doch das Lachen erreichte meine Augen vermutlich nicht.
"Du hast Geburtstag? Heute?" irritiert schaute er mich an. "Ja?" antwortete ich. Was wollte er jetzt von mir?
"Ich hab auch heute. Herzlichen Glückwunsch." entgegnete er. "Dir auch alles Gute. Wieso bist du nicht bei deinen Eltern?" Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, kehrte aber schnell wieder zurück. "Lohnt sich nicht hinzufliegen. Bis später." Er bog in Richtung Führanlage ab.
Seltsamer Typ.

Schnell löste ich den Sattelgurt und nahm Sattel und Trense von ihm ab. Danach machte ich wieder seine Winterdecke drauf und das nächste Pferd wartete schon auf mich.
Mit grummelnden Magen und vier gerittenen Pferden am Morgen setze ich mich an den Mittagstisch mit meinen Yoghurt. Tolles Mittagessen, aber wenn man keine Lust hat zu kochen, dann bleibt einem nur schnelle Küche.
Nachdem ich den leeren Yoghurt in den Müll getan hatte zog ich mich wieder an und machte mich wieder auf in Richtung Stall, jetzt warteten sechs weitere Pferde auf mich.
Nachdem ich Day Dream und Mon Dieu am Strick in die Führanlage gebracht habe, summte mein Handy in meiner Tasche.

Eingegangene SMS von unbekannter Nummer. Wer schreibt denn noch SMS, wenn es Whatsapp und Snapchat gibt.
Schnell entsperrte ich mein Handy und öffnete die SMS:
Heute Abend. Acht Uhr vor dem Stall. Um festliche Kleidung wird gebeten. Ich erwarte dich.
XOXO Ben

Was zur Hölle wollte dieser Typ von mir? Und woher hat er meine Nummer?
Fuck, will er ein Date? Oh Gott, bitte nicht, ich brauche aktuell keinen Freund oder so. Ich bin jetzt zwar 19 Jahre alt, aber Typen bringen immer nur Ärger, egal welchen Alters.

Boys?- No, thanks!#Wattys2017  [ABGESCHLOSSEN✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt