48. Luke?!

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Wieder einmal wachte ich überglücklich auf.
Log ich mir zumindest selber vor, überglücklich war ich seit über fünf Jahren nicht mehr gewesen, aber was soll man auch anderes machen, wenn man den einen nicht vergessen kann.
Richtig, sich ablenken oder einfach nichts tun.
Schnell schob ich jedoch den Gedanken beiseite und bewunderte stattdessen mein zweites Tattoo. Jetzt zierte meinen rechten Knöchel ein Kompass und meinen linken Knöchel ein Anker.
Der Kompass stand für die vielen Richtungen, die mein Leben nach dem Autounfall meiner Eltern eingeschlagen hat. Ich habe studiert, reite erfolgreich, blogge nebenbei immernoch, surfe ein wenig. Das alles waren die besten Winke des Schicksals und die besten Richtungen, die es für mich hätte geben können.
Der Anker hingegen zeigte zum einen die tiefe Verbundenheit zum Meer, für einen Surfer quasi verpflichtend, und zum anderen stellte dieses Tattoo Dark Devil und mich da. Er war mein Rettungsanker, gab meinem Leben anfangs einen Sinn, er nahm es so an, wie ich war. Er liebte mich, ich liebte mich, wir sind Seelenverwandte.
Beim langsamen Anziehen meiner Reitklamotten dachte ich dann nochmal über Ben nach.

Wir waren im McDonalds, haben uns schon wieder geküsst, ich hab ihm meine Gefühle gestanden.
Er hat eine Freundin.

Mit voller Wucht klatschte mir dieser traurige Fakt wieder in mein Gesicht. Daran konnte auch der quirlige, kleine Rappe unter mir nichts retten. Mein Pferd verdiente zwar eine Pause, doch diese Pause wollte ich ohne Trainimg und mit Spassprogramm bestreiten.

Ohne Sattel und nur mit Halsring ging es also raus in das große Gelände um den kleinen Hof herum, den ich bis jetzt noch nicht kannte.
Wir ritten einen Weg, gesäumt von Aleen links und rechts entlang, die Sonne zeigte sich mal wieder und so erfüllte angenehme Wärme die Luft.
Wir verließen den Weg und kamen auf eine lange Graswiese, die wir trabend überquerten bis hin zu einem großen Wald, an dessen Anfang mein Pferd dann das Tempo bestimmen durfte.

Die Landschaft flog nur so an mir vorbei, Tränen des Windes sammelten sich in meinen Augen, die Sicht wurde unscharf. Allein das Donnern der Hufe auf dem Waldboden hörte ich laut und deutlich. Mein Herz pumpte schnell gegen meine Brust, mein Atem beschleunigte, ich ging noch weiter in den leichten Sitz.
Langsam, ganz langsam, nahm er das Tempo raus, bis wir im lockeren Schritt dahingingen.
Moment mal, diesen Platz hier kenne ich doch. Dieser See, diese Bank, diese Wiese.
Mein Rückzugsort! Er hat ihn wiedergefunden, ich hatte ihn vergessen.
"Dicker, was wollen wir denn hier? Denkst du, ich muss Nachdenken?" murmelte ich gegen den Hals meines Pferdes, zur Antwort bekam ich ein Schnauben.
"Nein Baby, heute nicht. Auf nach Hause." Ich machte leichten Druck und er setzte sich wieder in Bewegung, im lockeren Schritt liefen wir zurück zum Hof.
Devi war schon trocken, deshalb brachte ich ihn zurück auf die Weide und tauschte ihn gegen Greenie.
Mit Greenie ritt ich auch im lockeren Schritt eine Runde in das traumhafte Gelände, schließlich wollte ich mein eigen Grund und Boden auch sehen und begutachten wie zuvor die Stallungen und die Boxen.
Und wieder einmal wurde mir bewusst, dass ich einen unfassbaren Glücksgriff getötigt hatte. Das Ausreitgelände bestand aus verpachteten Feldern, einem großen Wald, Wiesen und sogar eine mögliche Strecke für einen Vielseitigkeitskurs.

Zu so einem günstigen Preis mussten die Interessenten doch Schlange stehen, doch ich hatte dieses riesige, wunderschöne Gut bekommen.
Als nächstes ubd letztes ging Moon an den Start, doch ihn ließ ich nur locker in der Führmaschine seine Runden ziehen, denn er sah immernoch fix und fertig aus.
Währenddessen mistete ich und streute alle Boxen neu ein. Morgen würde ein erneuter großer Tag werden, morgen ging ich auf einen Auktion. Ein neues Pferd sollte einziehen in meinen Stall.
Genaue Pläne? Immernoch Fehleinzeige, wie immer eigentlich.
Ein schwarzer Audi A8 rollte auf meinen Hof.
Wer war denn das? Ich kenne niemanden mit einem Audi A8 in schwarz.

Total überfordert stand ich da, am Tor zu den Stallungen, die Mistgabel noch in der Hand.
Die Tür ging auf und es stieg ein großgewachsener, junger Mann aus, der sich suchend umschaute. Sein Blick traf meinen und er begann zu lächeln.
Die Mistgabel küsste den Boden, ich hatte sie vor Erstaunen einfach losgelassen. Währenddessen lief der Junge freudestrahlend auf mich zu und schloss mich in eine Umarmung, die ich nicht erwiderte, so geschockt war ich.

"Freust du dich nicht, mich wiederzusehen?" Enttäuscht blickten seine Augen meine an. "D-Doch klar. Woher weißt du, dass ich hier bin?" flüsterte ich, Tränen der Freunde in den Augen. "Hab den Artikel in der Zeitumg gelesen, wohne ja gleich neben an." Er grinste.
"Ich habe dich vermisst, Cassy. Schau dich an, wie schön und erfolgreich du geworden bist." Er packte mich an den Schultern.
Mein cooler 32-jähriger Betreuer aus dem Kinderheim stand tatsächlich nochmal vor mir, hier und jetzt, leibhaftig!
"Ich kann das gerade nicht realisieren. Luke, du bist es wirklich. Wollen wir ins Haus, dort weiterreden?"
Er nickte und so gingen wir ins Wohnzimmer.
"Du weißt echt immernoch, was ich am liebsten trinke." Er grinste, als ich die Kaffeemaschine einschaltete.
"Du bist doch mein Lieblingskumpel, natürlich weiß ich, was du am liebsten trinkst." Ich boxte ihm leicht gegen seine stählernen Schultern.
"Du gehst immer noch in die Mukkibude? Und wie geht es Whitney?"
"Natürlich. Ich ohne Fitnessstudio? Und Whitney geht es sehr gut, wir erwarten unser erstes Kind." Seine Augen funkelten so hell wie die Sterne in der Nacht. Er war glücklich, das sah man ihm an.
"Du wirst Vater?" Ich starrte ihn aus großen Augen an.
"Du hast schon richtig gehört. Und ich bin hier, um dich zu fragen, ob du Patentante werden möchtest?" Aufrichtig blickte er mich an.
Er meinte es ernst, ich soll die Patentante seines ersten Kindes werden, ich, Cassy McAllister!
"Womit habe ich dich nur verdient?" murmelte ich gegen seine harte Brust in der Umarmung.
"Deine Vergangenheit ist ja auch traurig genug, da musst du ja einmal Glück haben. Und wie läuft das jetzt bei dir mit der Liebe? Endlich vergeben?" Er grinste glücklich, doch meine Augen strahlten lediglich Trauer aus.
"Es gäbe da wohl einen..."

Boys?- No, thanks!#Wattys2017  [ABGESCHLOSSEN✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt