46. New/ old arrival: Irland

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5 Seconds of Summer - Long way home

Ganz früh am Morgen standen wir bereits im Stallzelt und luden all die Sattelschränke ein. Frühstück oder ausreichend Schlaf? Fehlanzeige.

Ich machte die Pferde fertig, zog ihnen Decken und Halfter auf und Transportgamaschen an. Dann führte ich alle drei in meine LKW und stieg ein. Vor mir lag jetzt eine lange Fahrt, zuerst nach England, dann mit der Fähre nach Irland.
Alessia und Florence würde ich erst in Irland wieder sehen, da alle beide noch ein paar Kisten aus England holen musste, bevor jede von ihnen in ihr eigenes Haus zog. Mein komplettes Zeug war bereits in meinem neuen Zuhause, wo auch mein hübscher Audi stand und wartete.

Auf der Fahrt stellte ich mir dann die Frage, ob ein LKW bei McDonalds durch den Drive-In passte.
Feststecken wäre nämlich nicht so cool, meine Sponsoren wären nicht begeistert, wenn ihr kostbarer, teurer LKW kaputt oder zerkratzt wäre.
Also ließ ich es lieber bleiben, stattdessen stieg ich lieber aus und ging rein. "Zwei Kaffee und eine Pommes Mayo bitte."
Gerade wollte ich mich an einen Tisch setzen, da ertönte eine Stimme hinter mir. "Du kannst wohl immer noch nicht ohne deinen Kaffee am Morgen, oder?" Erschrocken drehte ich mich um. Der braunhaarige Junge winkte mich aufmunternd zu sich.

Die letzten fünf Jahre hat das ignorieren und nicht treffen so gut funktioniert, wieso musste ich ihm jetzt immer wieder über den Weg laufen.
Widerwillig ließ ich mich auf die Bank gegenüber ihm fallen und stellte mein Tablett ab.
"Und, wohin geht's jetzt , nach Aachen?" fragte er mich lächelnd.

Hat der Stimmungsschwankungen oder wieso ist er in einem Moment nett und im anderen ein totaler Arsch?

"In mein neues Zuhause, zurück nch Dublin." Bei dem Gedanken musste ich lächeln, wie ich mich freute auf meinen Stall.
"Und für dich? Wohin geht's denn?"
"Auch zurück nach Dublin, zu meinem eigenen Stall." Er grinste, mit den niedlichsten Grübchen der Welt. Na klasse, jetzt flammen alte Gefühle wieder auf.

"Hey Amazone, warte mal." Ich wollte gerade gehen, doch er hielt mein Handgelenk fest und hinderte mich daran. Tief schauten seine Augen in meine, eine Art Déjà-vu durchzuckte meine Gedanken.
"Fuck, du bist so schön geworden." murmelte er gegen meine Lippen, während ich sie ausgiebig musterte. Er bemerkte meinen Blick und lächelte wissend. "Danke."
Jetzt bloß nicht weich werden, Cassy!
"Fuck. Ich kann nicht anders." Seine Lippen pressten sich plötzlich zärtlich auf meine und mein Körper zündete ein Feuerwerk der Gefühle, mein Bauch kribbelte, mein Herz pulsierte laut und kräftig gegen meinen Brustkorb.

Atemlos lösten wir uns voreinander. "Fuck, sorry, das hätte nicht passieren dürfen." Gestresst fuhr er sich durch die braunen Haare, doch ich antwortete gar nicht mehr, ich zog lediglich seinen Kopf zu mir herunter und küsste ihn abermals.
Seit fünf langen Jahren hatte ich endlich wieder das Gefühl, vollständig zu sein, zu leben.
Im Regen zu tanzen.

"Cassy. Bitte." murmelte er in den Kuss herein, löste sich dann einfach so von mir.
"Ich kann das nicht. Du wolltest nur Freundschaft, ich kann mir nicht gerade selber schon wieder das Herz brechen, indem ich dich küsse." Traurig sah er mich an.
"A-Aber Ben. Ich-" Okay, einmal kurz sammeln. Einatmen. Ausatmen.
"- Ich habe dich vermisst. Mein Herz hat dich vermisst. Mein Friendzone-Ding damals war sowas von dumm von mir, das habe ich spätestens auf dem Abiball gemerkt, jetzt, fünf Jahre später, flammen diese alten Gefüjle wieder auf. Verdammt Ben, ich.-"
Tränen sammelten sich in meinen Augen, ich habe es verbockt, wie immer.
"Du hast mich also schon vergessen gehabt? Du hattest jemals Gefühle für mich? Wieso dann diese scheiss Freundschaftssache?" Er sah mich erstaunt an.
"Weil ich zu dem Zeitpunkt keine Ahnung von Liebe hatte. Ja, ich habe mich abgelenkt, zwar mehr schlecht als recht, aber mit Erfolg funktioniert das immerhin halbwegs. Jetzt, mit 24, merke ich dann aber schon, dass mir etwas fehlt: dieses behinderte Ding namens Liebe."

Sanft fassten seine Finger unter mein Kinn und drückten es leicht nach oben, sodass ich ihm in die Augen schauen musste.
So standen wir also, im McDonalds, uns tief in die Augen schauend. Gab definitiv romantischere Orte für das Gestehen seiner Gefühle.

"Du willst mir also sagen, dass das Freundschaftsding aufgehoben ist?" Seine Augen sprühten vor Freude. "Jap, aber du bist ja eh schon vergeben, an die Blondine von der Gala." murmelte ich traurig und befreite sich aus seinen Händen, die irgendwann mal meine ergriffen hatten.
Kurz zögerte ich noch, vielleicht bestritt er ja, dass Blondie seine Freundin ist.

Er bestritt es nicht. Er hat eine Freundin, Verlobte, vielleicht sogar Ehefrau! Scheiße!
Im Wegrennen noch hörte ich ihn "Warte!" rufen, doch ich wollte nur noch weg, bevor ich wieder in Tränen ausbrechen würde.
Schritte folgten mir. Kann er nicht einmal das tun, was er tun sollte? Nur dieses eine Mal.
Meine Schritte beschleunigten sich ins Laufen, bis ich in die Fahrerkabine stieg und vom Parkplatz runterrollte. Er war vergeben, hatte mich aber geküsst. Auch noch ein untreues Arschloch, na dann.

Mein Weg führte mich nach Rotterdam, wo schon eine Fähre wartete, die ich kriegen musste, sonst würde ich wohl in Wochen nicht zu Hause sein.
Die Überführung dauerte nicht lange und so fuhr ich auch schon ein paar Stunden später, quer durch England, auf dem Weg nach Irland.
Ja England war wirklich schön, meine fast zweite Heimat neben meiner Finka auf Mallorca, immerhin war ich hier die letzten fünf Jahre, doch jetzt war dieses Heimatgefühl und die Verbundenheit zu Irland wieder da.
Mein Körper kribbelte aufgeregt, in ein paar Stunden würde ich schon wieder in meinem Haus sein.
Schnell parkte ich den LKW auf der Fähre und verließ die Fahrerkabine, um die Seeluft noch einmal zu genießen. Die See und das Wasser war mein zu Hause, mein Surferherz machte Luftsprünge, bei dem Gedanken, dass ich endlich wieder surfen konnte neben dem Training mit Devi.

Mit dem hübschen Sümmchen an Preisgeld plante ich schon, ein weiteres Pferd zu kaufen. Obwohl, Devi war mein Ein und Alles, erstmal konzentrierte ich mich auf die Ruhepause, die jetzt erstmal folgen würde. Die letzten Monate waren von harten Training bestimmt gewesen, jetzt folgte Erholung für uns beide.
Kurz schlüpfte ich in den Lkw, um nach den Pferden zu sehen. Diese standen friedlich dösend in ihren Boxen, mümmelten an ihrem Heu oder tranken Wasser, es ging ihnen also allen gut, sehr gut sogar.

Die Überfahrt verlief sehr entspannt, die Pferde machten keine Zicken und ich entspannte zunehmend.
Langsam setzten sich die Räder wieder in Bewegung und ich schaltete das Navi ein, mein eigenes Heim rückte immer näher! .

Boys?- No, thanks!#Wattys2017  [ABGESCHLOSSEN✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt