Doch keine Koreanerin?

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Im Auto herrschte eine erschöpfte Stille. Das Tanztraining hatte den Jungs alle noch vorhandene Energie, die sich nach einem Auftritt in einer Fernsehshow noch gehabt hatten, geraubt. Yun und Sicinnos schliefen, letzterer an Hyung gelehnt, der Musik hörte und aus dem Fenster sah. Yesung beschäftigte sich mit seinem Handy, war aber ebenfalls leise.

Myung saß neben dem Manager und sah aus dem Fenster. Noch immer beschäftigte ihn das Mädchen, auch wenn er schon lange nicht mehr so ruhig war, wie in den Tagen nach dem Angriff. Von diesem fand man nichts in den Medien, sie hatten es geschafft es vollständig daraus zu halten. Aber gefunden hatten sie nichts, keine Spur von dem Mädchen oder ihren Begleiterinnen.

Auch wenn er dazu nie etwas sagte, so merkten alle doch, dass seine Gedanken noch immer um sie kreisten. Wann immer sie etwas Freizeit hatten, schien er vom Blick aus dem Fenster oder an eine weiße Wand gefesselt. Wie ein Tier stürzte er sich in seine Arbeit, machte mehr als alle anderen, nur um sich abzulenken wie es schien.

„Wie kamen wir eigentlich darauf, dass sie Koreanerin ist?" wollte Gyeong wissen, der im Kopf noch einmal alles überdachte, weil es nicht gut für die Band wäre, wenn jemand den Leader so sehen würde. Es würde sein Image, dass sich gerade eh ein wenig änderte, auf den Kopf stellen und ihnen allen vermutlich Probleme bereiten.

„Sie sprach flüssig und fehlerfrei." „Was nicht heißt, dass sie keine Ausländerin sein kann. Nach einer Asiatin sah sie zumindest nicht aus. Vielleicht solltet ihr eure Fans weltweit fragen, ob sie so jemanden kennen. Es kann ja nicht schaden." murmelte er vor sich hin und nun sah sein Schützling ihn an.

„Würde es nicht komisch kommen?" Gyeong seufzte. „Auch nicht komischer, als dein Verhalten in letzter Zeit. Es ist ein Wunder, dass das noch nicht aufgefallen ist." „So auffällig?"  Nun schien Myung wirklich überrascht von diesem Kommentar.

„Wenn unsere Fans dich sehen würden, könntest du auch gleich auf unseren Fanseiten schreiben, dass du in eine Fremde verliebt bist. Auffälliger geht es überhaupt nicht, man." meint Yesung, der sich nach vorne lehnt und sein Handy in seiner Hosentasche verschwinden lässt.

„Und versuche gar nicht, dich raus zureden, denn es ist wirklich so. Schon gleich, weil die Fans ja eh immer auf die schrägsten Ideen kommen. Das weißt du selbst am Besten." Myung grinste und drehte sich zu seinem Mitmember um. „Mit wem haben sie dich wieder verkuppelt, dass du so wunderbar draufbist?"

„Celine aus Karma." grummelte der und lehnte sich mit verschränkten Arme wieder in seinen Sitz. „Warum zur Hölle denken alle, wir hätten was miteinander? Wir können uns ja nicht mal leiden, auch wenn wir immer so tun müssen als ob."„Vermutlich verwechseln die Fans verliebte Spannung mit Aggressiver." grinste Myung und Yesung äffte ihn nach.

„Aber immerhin bin ich nicht in irgendwen verliebt." „Ich bin nicht..." „Oh, doch. Und wie verliebt du bist. Aber erst mal müssen wir deine Prinzessin ja finden. Und das scheint ja zu einem richtigen Problem zu werden. Schade für dich." „Sie ist keine Prinzessin." „Ach nein? Was ist sie denn dann für dich? Oh richtig, du nennst sie ja Engel."„Und? Was dagegen?" „Hört auf ihr Zwei! Einen Streit können wir jetzt wirklich nicht gebrauchen.!"

Beide senkten die Köpfe. Wenn ihr Manager laut wurde, dann kuschten sie alle. Er konnte wirklich furchteinflößend werden, wenn er sauer war und soweit wollte ihn niemand treiben. Die restliche Autofahrt verlief schweigend, denn die beiden wagten es nicht, ihren Manager mit einem Wort vielleicht noch mehr zu reizen als sowieso schon.

In der Tiefgarage des Wohnhauses wurden erst mal die schlafenden geweckt und dann fuhren sie in die Wohnung, wobei auch den anderen Mitgliedern das Schweigen von Myung und Yesung auffiel. Beide schienen sich wortlos einen Kampf zu liefern und keiner wollte nachgeben, doch immer wenn Gyeong hinsah, sahen sie ganz unauffällig auf einmal woanders hin. Der Manager schüttelte nur den Kopf und schickte sie duschen.

Alle folgten dem Befehl, wollten sie doch auch den Schweiß endlich von ihren Körpern haben und sich ausruhen. Yesung und Hyung kamen als erste wieder aus ihrem Zimmer und belegten den Billardtisch, der sowieso ihr liebstes Möbelstück in der ganzen Wohnung war. Schnell waren beide in ihr Spiel vertieft und bekamen von den anderen nichts mehr mit.

Yun und Sicinnos blieben eh auf ihren Zimmern und Myung setzte sich zu dem Manager an den Tisch. Gemeinsam überlegen sie sich einen Text, den sie online stellen können, ohne zu viel zu verraten oder eine Gerüchteküche zum kochen zu bringen. Leicht fiel es ihnen nicht, aber schlussendlich hatten sie einen Text, den sie auch gleich in koreanisch und in englisch auf die Seiten der Band stellten.

„Nun, haben wir wenigstens das erledigt. Mal sehen ob wir die Fremde jetzt identifizieren können."„Hat sich wegen dem Film schon etwas ergeben?" „Nein. Man hat die Zusage, dass das Drehbuch am Montag geschickt wird und auch das Yuana selbst kommen wird um mit dem Filmteam zusammen zu arbeiten. Aber sie macht daraus ein ziemliches Geheimnis." Gyeong grinste etwas, denn die Autorin trieb damit schon die letzten dreieinhalb Wochen die Schirmherren des Projekts die Wände hoch.

Ihr schien das aber vollkommen egal zu sein. Sie ließ sich nicht beirren und machte einfach damit weiter, egal wie ärgerlich der Ton in den Mails wurde. Ob sie wirklich unbeeindruckt war oder sich nur so gab, dass war ein Geheimnis, doch Gyeong tippte darauf, dass es ihr wirklich egal war.

Aber nicht nur die Schirmherren hatten so ihre Probleme, sondern auch die Musiker, die bei dem Projekt ausgewählt worden waren. Keiner wusste, wie seine Rolle war, wen man spielte oder ob die Charaktere denen aus Mondschatten ähneln würden. Alle hatten das mittlerweile auf englisch gelesen und es war das Gesprächsthema der Künstler untereinander. Gyeong wollte nicht wissen, wie die Diskussionen am Montag enden würden, oder an dem Tag, an dem alle die Drehbücher erhielten.

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