Der Morgen nach der Party

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Myung wachte mit einem brummenden Kopf auf. Er merkte sofort, noch mit geschlossenen Augen, dass er am Abend zuvor etwas getrunken haben musste. Einen wirklich heftigen Kater hatte er nicht, aber einen, den er schon bemerkte. Seine Gedanken wanderten zu dem Abend zuvor.

Er erinnerte sich, dass Sicinnos unbedingt Yuanas Geburtstag feiern wollte. Als sie angekommen waren, hatte sie gewirkt, als wäre ihr das alles absolut über. Sonderlich froh wirkte sie auf jeden Fall nicht und so, wie sie den Alkohol herunter gestürzt hatte, war sie es auch nicht. Er wunderte sich im Nachhinein, warum er sie beobachtet hatte.

Warum er zu ihr gegangen war auf der Terrasse, dass wusste er noch genau. Sie hatte so sehnsüchtig, so alleine gewirkt, dass er nicht anders gekonnt hatte. Und es war ja auch angenehm gewesen. Sie hatten den gesamten Abend dann zusammen verbracht und Myung bemerkte, dass er ihre Gesellschaft wirklich genossen hatte.

Er öffnete die Augen und sah zur Decke seines Himmelbettes und der schwarze Himmel schob sich in sein Blickfeld. Erst jetzt, bemerkte er die ungewohnte Wärme an seinem Körper und sofort schob sich ein panischer Gedanke in seinen Kopf. Hatte er mit jemandem geschlafen?

Das könnte ihn alles kosten, auch wenn alle auf der Party mehr oder weniger bekannt gewesen waren. Sollte das an die Presse und vor allem an die Fans gehen, konnte er sich auf etwas gefasst machen. Die Fans nahmen so etwas wirklich nicht gnädig auf, dass wusste er. Das wussten sie alle.

Vorsichtig sah er an sich herunter und entdeckte Yuana, die an ihn geschmiegt neben ihm lag, allerdings ein Shirt trug. Erleichtert atmete er auf, auch weil er fühlte, dass er selbst eine Boxer trug. Sie hatten sicher nicht miteinander geschlafen, sonst wären sie mit Sicherheit noch immer nackt. Er stand vorsichtig auf, schaffte es dabei, dass Yuana nicht aufwachte, und zog sich ein Shirt über den Kopf.

Nur in Shirt und Boxer trat er durch die Tür auf die Terrasse und genoss die morgendliche Luft, die noch recht frisch war. Es weckte seine Lebensgeister und er sah, dass sie heute auf jeden Fall einen Putzdienst rufen müssten. Die Terrasse sah aus und er machte sich keine Illusionen. Im Inneren würde es nicht anders aussehen. Das würde Ärger geben.

Fröstelnd trat er wieder in sein Zimmer, warf ein Blick auf Yuana und stellte fest, dass sie noch immer schlief. Er tappte zu seinem Schrank, stockte und drehte sich um, sah erneut zu der jungen Frau in seinem Bett. Was er sah, konnte er kaum glauben.

Dunkelbrauen Locken lagen um das schön geschnittene Gesicht, die Wimpern warfen Schatten und er fühlte sich in der Zeit zurück versetzt. Er hatte dieses Gesicht bereits schlafend gesehen, sie sogar eine ganze Weile dabei gemustert. Vor ihm lag sein Engel, die junge Frau, der er in gewisser Weise sein Leben verdankte.

Hastig griff er nach irgendwelchen Klamotten und flüchtete sich in sein Bad, das er hastig hinter sich abschloss. Er konnte es kaum glauben. Sein Engel lag friedlich schlafend in seinem Bett und war auf der Party gestern gewesen. Warum hatte er sie nicht gesehen? Und woher kannte er das Gesicht?

Er stützte sich auf das Waschbecken und sah in den Spiegel, wobei seine Finger auf etwas stieß, was er nicht identifizieren konnte. Er sah nach unten und entdeckte Haare, Yuanas Haare. Vorsichtig hob er sie hoch und bemerkte erst dann, dass er eine Perücke in den Händen hielt. Nun setzte sich ein Bild in seinem Kopf zusammen.

Er ließ die Perücke fallen und taumelte beinahe geschockt zurück. Sein Engel war Yuana. Das Mädchen, das ihm das Leben rettete. Das Mädchen, das in Deutschland spurlos verschwunden war. Das Mädchen, das mehr Geheimnisse zu hüten schien, also irgendwer sonst. Sie lag nun in seinem Bett, friedlich schlafend und er stand schockiert im Bad und konnte es nicht fassen.

Er sank zu Boden und überlegte, was er nun tun wollte. Er wollte sich auf jeden Fall bei ihr bedanken, aber wie würde sie darauf reagieren? Wie solle er sich entschuldigen? Er kannte sie ja nicht wirklich und mit Yuana hatte er ja seine Probleme gehabt. Das war schon die ganze Zeit so gewesen.

Er musste sich eingestehen, dass es nicht so war. Er hatte ihr Dinge vorgeworfen, die nie gestimmt hatten. Er hatte sie als laut und kritisch gesehen, aber das war sie nur am Set gewesen. Gestern hatte er gemerkt, dass sie still war, es genoss in der Masse unterzugehen, aber wenn sie Alkohol trank auch aus sich heraus gehen konnte.

Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen, als sich ein Bild vor sein inneres Augen schob. Yuana, die in BH und Jenas auf dem Tisch tanzte, zunächst alleine, dann mit Nico, einem guten Freund von Yesung. Der Junge wusste, wie man tanzte, doch Yuana hatte alle überrascht, denn die war ganz deutlich betrunken und konnte trotzdem mit ihm mithalten.

Sie hatte aber auch einen wunderschönen Körper. Schlank, mit den Ansätzen von Bauchmuskeln und alles in einer gleichmäßigen, nur leicht gebräunten Haut. Das war nicht nur ihm aufgefallen, sondern auch einigen anderen, wie er durchaus mitbekommen hatte. Überall hatte man getuschelt und es hatte ihn gestört.

So im Nachhinein fragte er sich, warum es ihn gestört hatte. Eigentlich sollte es ihn doch gar nicht interessieren. Doch das tat es und wie. Auch jetzt, ganz deutlich im Nachhinein wollte er sie am liebsten an sich ziehen und sie vor den Blick aller anderen verbergen. Die sollte ihm gehören, nur er sollte sie so sehen.

Was dachte er denn da? Er schüttelte den Kopf, doch er wollte sich nicht vertreiben lassen. Hartnäckig hielt er sich in seinem Kopf und Myungs Gedanken kreist immer wieder darum. Um ihren Körper und das Verlangen eben diesen zu besitzen.

Myung stand auf und stieg in die Dusche, drehte das Wasser auf eiskalt und dann voll auf. Er biss sich auf die Lippen um nicht zu schreien, denn er wollte auf keinen Fall irgendwen wecken. Dann müsste er sich erklären und das wollte er auf keinen Fall. Zumal alle immer schlecht drauf waren, wenn sie geweckt wurden und zu dieser Zeit wäre mit viel Glück nur Yun wach. Den Rest würde er wecken und das hassten alle und wie Jena darauf reagieren würde, wusste er nicht.

Engel GesuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt