Grinsen in der Dunkelheit

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Lässig an eine Gassenwand gelehnt, eine glühende Zigarette im Mund, besah sich der Schatten die große, hell angestrahlte Halle. Von seinem Standpunkt aus erahnte man zwar nur das Licht, dass vor dem Eingang eine umwerfende Show zeigen sollte, doch daran war der Schatten nicht interessiert. Man sah ein gehässiges Lächeln unter der Kapuze seines schwarzen Hoodies hervorblitzen, das eiskalt und entschlossen wirkte.

Ja, er wusste es. Er hatte es im Gespür. Sein Plan würde nicht fehlschlagen. Er hatte alles genau ausgekundschaftet. Dieses Mal nicht, dieses Mal würde er Erfolg haben und Myung ein für alle Mal vernichten. Er würde sein Gesicht vom Antlitz der Welt löschen und niemand würde wissen, dass er es war.

Und er wusste, er wäre Tod wenn jemand herausfand, dass er diese Tat begangen hatte. Er konnte das Geschrei der Fans bis hier draußen hören. In der Halle musste das Gebrüll ohrenbetäubend sein. Doch es interessierte ihn nicht. Er warf die Zigarette zu Boden und trat sie mit seinen schweren Stiefeln aus, sodass man in der Gasse nur noch Schemen sehen konnte.

Sie würden zu diesem Ausgang hinauskommen. Die Halle hatte mehrere. Einmal wegen der Sicherheit und zum anderen um den Stars eine Abreisen ohne Fans zu ermöglichen. Sie könnten theoretisch aus jedem Ausgang hinaus, aber dieser war der wahrscheinlichste. Er glaubte fest daran, wusste, dass er richtig lag.

Woher er dieses Wissen nahm wusste er nicht, doch es interessierte ihn auch nicht. Für ihn war nur wichtig, dass sein Plan gelingen sollte und das fehlerfrei. Er hatte alles geplant. Nichts sollte, nichts durfte schief gehen. Heute war der große Tag gekommen.

Himmel. Er hörte sich ja schon an wie eines dieser Fangirls, die die Band bei jedem Konzert belagerten, die zu Unzeiten aufstanden um die besten Karten zu bekommen und ihrem Star nun die Liebe gestehen wollte. Doch das war er nicht. Ganz und gar nicht. Wieder erschien das kalte, zufriedene Grinsen auf seinem Gesicht.

Heute Nacht würde sich alles ändern. Und er selbst hätte alles verändert. Ja, er würde es schaffen. Er würde alle dem ein Ende setzen und nichts würde diesen Plan zerstören. Er würde es nichts und Niemandem erlauben diesen Plan zu durchkreuzen. Um nichts in der Welt.

Das Geschrei aus der Halle wurde noch einen Tick lauter und er fragte sich wie man es in der Halle aufhielt ohne einen Hörschaden zu bekommen. Doch nach und nach wurde es leiser, bis man kaum noch etwas hörte.

Dafür strömten nun die Fans, vor allem Mädchen und junge Frauen aus der Halle, mit roten Wangen und redeten über das Konzert. Sie schwärmen laut über die Band, diskutierten die neuesten Gerüchte und berichteten aufgeregt ihren Freundinnen, dass sie ganz genau wüssten, durch welchen Ausgang die Band die Halle verlassen werde.

Doch niemand blieb bei seinem Ausgang stehen, was ihn kalt ließ. Er wusste, nur die wenigsten kannten diesen Ausgang, weshalb er davon ausging, dass er für diese extrem beliebte Boyband gewählt wurde. Und er würde geduldig warten, bis sie kamen. Er hatte Geduld, er konnte warten. Wenn es nötig wäre sogar die ganze Nacht, doch er wusste, dass es sich nur um Stunden handeln konnte.

Lange Stunden, die er mit nichts anderes verbrachte als zu rauchen, zu warten und sich seinen Plan wieder und wieder auszumahlen. Seine Hand umschloss den von seiner Körperwärme erwärmte Gegenstand in seiner Hosentasche, als eine unauffällige Limousine vor dem Ausgang hielt.

Keine sonderlich Lange, keine Auffällige, eigentlich nur ein Luxuswagen, der doch etwas länger war als gewöhnlich und getönte Scheiben hatte. Doch bei der Dunkelheit bemerkte es niemand. Doch er wusste, gleich war es soweit. Er hatte nur darauf gewartet.

Der Erste, der das Gebäude verließ, war der Manager der Band, Gyeong. Ein ziemlich junger Typ, der allerdings durch seine erfolgreichen Schützlinge ebenfalls einen Kometenhaften Aufstieg hingelegt hatte. Trotzdem wusste niemand wie alt der Schwarzhaarige war. Erkennbar war er an dem Anzug und der dicken Uhr, die er immer trug. Wobei der Anzug variiert, die Uhr blieb allerdings immer dieselbe.

Über den Manager gab es fast so viele Gerüchte wie über die Band selbst und die meisten hatte er an diesem Abend schon gehört. Ob der Manager mit einem aus der Band ein Verhältnis hatte, die abstrusesten Ideen, wie er zu seiner Uhr kam, oder dass er ein Adliger war, aller war dabei gewesen.

Ihn interessierte der Manager aber nicht, weshalb er seinen Blick auf die nächste Person richtete, die aus der Tür trat. Wieder ein Schwarzhaariger, diesmal aber mit sehr heller Haut. Die weiße Kleidung verstärkte das Ganze noch und ließ die dunklen Augen noch mehr hervor treten. Sie waren allerdings sehr dunkelblau und nicht schwarz. Yesung.

Auch über ihn gab es Gerüchte in Hülle und Fülle. Am hartnäckigsten hielt sich wohl das, dass er ein Engel sei, den man verstoßen habe, weil Gott ihn nicht hören konnte ohne zu weinen. Wenn man ihn fragte war das der größte Quatsch, den er seit langem gehört hatte, aber ihn fragte keiner und der junge Mann war ihm auch egal.

Als nächsten kamen zwei junge Männer, die sich unterhielten. Einer wirkte ziemlich schmal, da er ziemlich groß war. Auch er hatte schwarze Haare, die er gewollt zerstrubbelt trug. So sah es aus, was wäre er gerade erst aus dem Bett gefallen. Seine Augen sollten von Nahm als dunkles Blau zu erkennen sein, doch so nah war er Hyung nie gekommen und er hatte es auch nicht vor.

Sein Gesprächspartner war deutlich kleiner, aber als einziger der Truppe blond. Die blonden Haare und die schwarzen Augen waren sein Markenzeichen, genauso wie der Ring im rechten Ohrläppchen. Sicinnos.

Über die beiden gab es ein hartnäckige Gerücht, eines der einzigen, die seiner Meinung nach möglich waren. Die beiden sollten schwul und ein Paar sein, aber sie stritten es vehement ab. Ihm war es egal. Jetzt waren nur noch zwei Personen abwesend und er hoffte, dass Myung wie immer erst als letzter erscheinen würde.

Und er hatte Glück. Als sich die Tür erneut öffnete, sah man die hellbraunen Haare von Yun. Die dunkelbraunen Augen und die manchmal tollpatschige Art machten ihn zu einem Liebling bei den Fans, auch wenn jeder wusste, dass Yun ein Frauenheld war.

Langsam und sich selbst im Schatten haltend, näherte er sich der Tür, das eiskalte Grinsen von der Kapuze verborgen, die Hand in der Tasche fest um den mittlerweile warmen Gegenstand geschlossen. Jetzt fehlte nur noch er. Myung, Fanliebling und Objekt seines Plans. Alles war bis hier hin perfekt verlaufen, jetzt musste Myung nur noch durch die Tür treten.

Und das tat er auch. Schwarze Haare mit roten Strähnchen, ebenfalls helle Haut und rot schimmernde, geheimnisvolle Augen. Dazu die Geheimnisse, die um ihn herum existierten und prompt war der mysteriöse Bandleader der Liebling der Massen. Jeder liebte es, sich über ihn das Mail zu zerreißen, doch an dem jungen Mann schien alles abzuprallen.

Er schob sich näher an ihn heran und dann, als Myung direkt an ihm vorbei ging, ging alles ganz schnell. Er warf sich auf den Sänger, der zu perplex war um irgendwie zu reagieren, riss die Hand aus der Tasche und noch mit dieser Bewegung klappte die Klinge aus dem Klappmesser. Schnell, aber hart stach er auf den Brustkorb des Sängers, auf dessen Hüfte er saß ein. Immer und immer wieder.

Über die Schulter sah er zum Wagen und damit zu den anderen, die nun herankamen um ihrem Kollegen zu helfen. Geschwind sprang er auf und machte sich in der Dunkelheit davon, das erschrockene Keuchen des Sängers noch immer im Ohr, der ihn so geschockt angesehen hatte.

Sein Grinsen war triumphierend. Ja, er hatte es geschafft. Er hatte einen bekannten und beliebten Sänger umgebracht. Niemand sollte sich ihm in den Weg stellen, ob bewusst oder unbewusst. Das Messer warf er, nachdem er es in einer öffentlichen Toilette gewaschen hatte, in einen Gully und nahm dann bei der nächsten Gelegenheit die U-Bahn. Niemand würde herausfinden, dass er der Täter war. Niemand.


Engel GesuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt