Aufgewacht

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Schläfrig öffneten sich die Augen und offenbarten funkelnde Rubine. Er bewegte sich etwas und atmete zischend ein. Sein gesamter Oberkörper schmerzte und zog und er konnte sich kaum bewegen, ohne vor Schmerzen das Gesicht zu verziehen. Er drehte den Kopf und sah eine weiße Wand.

Er drehte den Kopf, sah dabei eine weiße Decke und dann ein anderes Bett, indem ein Mädchen lag. Lange, dunkelbraune Locken waren über das Kissen verteilt, lagen auch über ihrem Gesicht. Die kleine Stupsnase war mit Sommersprossen besprenkelt und die langen, dichten Wimpern warfen dunkle Schatten auf ihre Wangen.

Er überlegte, warum sie in Straßenkleidung und auf der Decke schlief, bis er den dünne Schlauch entdeckte, der mit der Nadel in ihrer Armbeuge verbunden war. Er verfolgte den Schlauch, kam zu dem Blutbeutel an dem Gestell und landete in seinem eigenen Arm, wo ebenfalls eine Nadel in der Armbeuge steckte.

Nachdenklich versuchte er sich zu erinnern, was denn passiert war. Doch bevor er zu einem Ergebnis kommen konnte, öffnete sich die Tür und eine junge Krankenschwester trat ein. Sie sah ihn an, entdeckte, dass er wach war, und schlug kichernd die Augen nieder. „Du bist schon wach, das ist sehr gut. Deine Freunde wollten dich gleich besuchen kommen. Sie waren extrem besorgt um dich."

Myung runzelte die Stirn und versuchte sich zu erinnern, warum man besorgt um ihn sein müsste, doch ihm fiel nichts ein. Kurz blitzten Momente des Konzertes vor seinem inneren Augen auch. Die Kreischende Menge, der Beginn seines Lieblingssongs, die geschwenkten Lichter. Doch nichts, was für die Schmerzen verantwortlich sein könnte.

„Hast du Schmerzen?" Myung sah die junge Frau an, als wäre sie dumm, bevor er sich zusammen riss. „Mein Oberkörper schmerzt bei jeder noch so kleinen Bewegung." Sie sah ihn zweifelnd an, nickte dann aber. Mit einem zweifelnden Blick spritzte sie ihm etwas und die Schmerzen ließen etwas nach. „Hast du Hunger?"

„Nein." „Du musst trotzdem etwas essen. Ein Stiche war in der Magengegend, deshalb kannst du wohl Schmerz und Hunger nicht richtig unterscheiden. Ich bringe dir eine Suppe." Myung sah sie fragend an, doch sie nahm es nicht wahr und wuselte aus dem Raum. Er blickte ihr nach, besah sich die geschlossene, ebenfalls weiße Tür und dachte nach. Seine Gedanken kreisten um das Stiche, dass die Schwester ihm gesagt hatte.

Die Tür öffnete sich wieder und die Schwester trat mit dem Tablett ein. Sie stellte es ihm auf die Beine und fuhr die Rückenlehne hoch. Myung besah sich sein Essen, was sich als leichte Suppe und Joghurt herausstellte. Auch eine kleine Vase mit Blumen stand da und wurde von ihm mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtet.

Die Schwester beobachtet ihn, wie er feststellte, obwohl sie sich gerade über die junge Frau im anderen Bett beugte. Er zwang ein Lächeln auf sein Gesicht und betrachtete die Schwester, die rot anlief und sich nun wirklich der Braunhaarigen zu wand. Myung nahm widerstrebend den Löffel in die Hand und begann die Suppe zu löffeln.

„Ich werde jetzt gehen. Deine Freunde werden demnächst wohl kommen. Du solltest dich nicht zu sehr anstrengen und dich nicht bewegen, damit deine Wunden nicht wieder aufplatzen. Es könnte auch sein, dass du wieder müde wirst wegen dem Schmerzmittel." Myung nickte leicht, doch es könnte ihm nicht egaler sein.

Als die Tür geschlossen war, lege er den Löffel zur Seite und betrachtete dafür das schlafende Gesicht seiner Zimmerpartnerin. Sie schlief ganz entspannt und schien sich nicht daran zu stören, dass sie in einem Krankenhaus war. Er kam nicht darum herum zu bemerken, wie er sich ihr Gesicht einprägte und leicht errötete, als sie leise seufzte und den Kopf seitlich drehte, als wolle sie sich ihm präsentieren.

Ertappt wand er sich wieder dem Tablett zu, schob aber die Suppe nur durch den Teller. Er hob den Kopf erst wieder, als er hörte, wie sich die Tür öffnete. Nun sah er seiner Band genau in die Augen und in Sicinnos Augen sammelten sich Tränen. „Es geht dir gut." „Du bist wach." „Man bin ich froh." Leicht überrumpelt sah er seine Teamkameraden an und erwiderte dann ihr erleichtertes Lächeln.

„Was ist denn überhaupt passiert? Mein Kopf fühlt sich ziemlich schwammig an und ich weiß nicht, warum ich überhaupt hier bin. Und wer ist sie?" Er deutete auf die junge Frau und sah dann zu seinen Freunden, die ihn leicht geschockt ansahen.

„Du wurdest nach dem Konzert nieder gestochen. Erinnerst du dich wirklich nicht?" wollte Yesung wissen und setzte sich auf die Bettkante. „Ich wurde niedergestochen. Aber... warum? Von wem?" Hilflos zuckte Gyeong mit den Schultern. „Sie wissen es noch nicht. Sie erhoffen sich Hilfe oder Hinweise von dir. Bisher haben sie aber keine Anhaltspunkte."

„Und sie?" Er deutete erneut auf die Braunhaarige, die noch immer schlief. „Du hattest viel Blut verloren und sie hatten deine Blutgruppe nicht vorrätig, weshalb sie einige Sorgen hatten. Laut der Schwester hat sie das mitbekommen und weil sie auch Rhesus 0 negativ ist, hat sie dir Blut gespendet. Du verdankst ihr wohl einiges. Sonst müsstest du viel länger im Krankenhaus bleiben."

Myung sah zu dem Mädchen hinüber und dachte über das Erfahrene nach. Es wunderte ihn, sie schien ihm ohne groß darüber nachzudenken Blut gespendet zu haben. „Wusste sie, wer ich bin?" „Laut der Schwester nein. Dein Name war nicht gefallen, als sie sich freiwillig meldete und sie zeigte auch sonst keine Auffälligkeiten, als sie hier in das Zimmer kam. Es schien, als würde sie dich wirklich nicht kennen."

Myung atmete auf und sah sie erneut an. Er wusste nicht, warum sie es getan hatte, aber er war ihr sehr dankbar dafür. „Sie ist etwas Besonderes." Stellte auch Hyung fest und besah sie sich jetzt auch genauer. Er musste zugeben, er war neugierig geworden, als er gehört hatte, dass eine vollkommen Fremden Blut gespendet hatte und damit seinem Freund das Leben ein Stück einfacher gemacht hatte. Nur so hatte er sie sich nicht vorgestellt. Eher eine ältere Frau, weil jeder in diesem Alter sie und ihre Gesichter kannte, nun gut. Sie war das wohl die große Ausnahme.

Myung gähnte und hatte Mühe die Augen offen zu halten. „Wir gehen dann besser wieder." Meinte Gyeong und scheute die Band aus der Tür, während Myung schon wieder am Einschlafen war und es gar nicht mehr so richtig mitbekam.

Und was meint ihr? Sollen Sicinnos und Hyung ein Paar sein?

Engel GesuchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt