Kapitel 3

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"Ich bin Madame Maor und ihr seid zu spät.", sagte sie und ihre Augen blitzten uns über die Brillengläser hinweg an. Alle blickten sofort zu Boden und gingen die Treppe hinauf, außer mir, ich starrte die Frau mit interessiertem Blick an. Floraidh zog an meinem Ärmel. "Komm wir müssen gehen.", sagte sie und zerrte förmlich an mir. Madame Maor kam auf uns zu und rückte ihre Brille zurecht, der Wolf an ihrer Seite schnupperte interessiert an meinem Bein. "Du bist neu.", sagte sie und drehte sich um. "Das ist jedoch keine Entschuldigung für Unpünktlichkeit.", sagte sie streng und ging dann die Treppe empor. Wir gingen ihr hinterher und kamen an sechs verschlossene Türen, die anderen standen auch davor und sahen verdutzt in die Gegend. "Was sollen wir hier? Die Türen haben ja gar keine Knäufe!", rief eines der Mädchen. "Wie sollen wir denn weiter gehen?", sagte ein anderes. "Mädchen, ihr habt doch alle eine Fähigkeit, die eine mehr, die andere weniger stark ausgeprägt, die Türen entscheiden nun welches euer Element ist und somit wer euer Lehrer für die nächsten drei Jahre.", sagte sie, als ich mich nach ihr umsah schwebte sie etwa zwei Köpfe über allen anderen um alles im Blick zu haben. "Jede der Türen zählt zu einem anderen Element, Feuer!", sie zeigte auf die erste Tür, die aussah als wäre sie verrußt. "Wasser!", ihr Finger wanderte zur zweiten Tür aus deren Öffnungen Wasser ins Nichts zu fließen schien. "Erde und Natur!", sie zeigte auf eine mit Moos bewachsene Holztür. "Luft.", sie zeigte auf eine Tür von der kühle, fast greifbare Luft aus strömte. "Und Kristall.", sie zeigte auf die vorletzte Tür. Diese bestand zur gänze aus verschiedenen Edelsteinen und schien von innen her zu schimmern. "Was ist mit der letzten Tür?", fragte eines der Mädchen, Madam Maor blickte sie belustigt an. "Die Toilette.", sagte sie dann mit ernstem Blick, "Denn selbst die stärkste Hexe hat gewisse Bedürfnisse.", sie richtete ihre Brille. Alle fingen an zu kichern, mich eingeschlossen. "Ruhe! Mädchen!", rief die strenge Stimme von Madame Maor. "Wer von euch kennt sein Element denn schon und weiß es einzusetzen?", sofort gingen alle Hände hoch, alle außer meiner. Madame Maor nickte zufrieden. "Dann stellt euch jetzt bitte in einer Reihe auf.", die Mädchen taten wie ihnen geheißen. Ganz nach vorne drängte sich ein Mädchen mit pinken Haaren und ziemlich engen und kurzen Klamotten, zu kurz für meinen Geschmack. Neben ihr, etwas verunsichert war ein zweites Mädchen, dass ihr wie ein Schoßhund folgte, sie hatte blass, braune Haare. Ich stellte mich ganz ans Ende der Reihe Floraidh stand direkt vor mir. Das Mädchen mit den pinken Haaren ging zielstrebig auf die Kristalltür zu und ließ die Kristalle zur Seite schweben als wären sie nie da gewesen. Das Mädchen mit den blass, braunen Haaren folgte ihr etwas tapsiger als sie, aber dennoch entschlossen öffnete sie die Kristalltür. Das nächste Mädchen in der Reihe ging auf die Wassertür zu. Sie hob einen Arm der sich daraufhin in Wasser verwandelte. Sie ließ das Wasser in das Türschloss kriechen und mit einem klacken öffnete sich das Schloss. Nach ein paar weiteren Wasser- und Kristall Mädchen ging nun ein Mädchen auf die Erden Tür zu. Sie ließ das Moos an der Tür erblühen und die Tür öffnete sich freiwillig. Danach ging ein Mädchen zur Feuertür, sie ließ eine Stichflamme aus ihrer Hand schießen und verbrannte somit die verrußte Tür, die sich hinter ihr jedoch wieder aufbaute. Ich erschrak bei dem Anblick der Stichflamme etwas, sowas hatte ich noch nie zuvor gesehen. Viele weitere Mädchen gingen durch die Türen, doch eines fiel mir auf, dass keines der Mädchen durch die Luft Tür ging. Schließlich war Floraidh an der Reihe, sie ließ ihren ganzen Körper in Flammen aufgehen und durchschritt die Tür als wäre sie aus Papier. Nun waren nur noch ich und Madame Maor in dem Raum, etwas unsicher wippte ich vom einen Bein auf das andere. "Na los, mach schon wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.", sagte sie schnippisch und richtete wieder ihre Brille. "Welches ist dein Element?", fragte sie und sah mich über ihre Brille hinweg an. "Ich weiß es nicht.", sagte ich ehrlich, denn ich wusste es wirklich nicht, ich vermutete es ja nur. "Dann müssen wir wohl alle ausprobieren.", sagte sie entnervt. Sie zog mich an meinem Ärmel zur ersten Tür und presste meine Hand gegen das verrußte Holz, doch nichts geschah, sie ging weiter zur nächsten Tür, doch außer, dass wir beide nass wurden passierte auch dort nichts. Wir gingen weiter zur Erdentür, doch auch da, keine Reaktion. Sie zerrte mich vorbei an der Lufttür zur Kristalltür und presste meine Hand dagegen, ich konnte die kühlen Steine unter meiner Handinnenfläche spüren, doch es passierte auch hier nichts. "Wieso haben wir die Lufttür übersprungen?", fragte ich mit Skepsis in der Stimme. "Weil es sehr unwahrscheinlich ist, aber du hast auf keine andere... Das kann eigentlich nicht sein.", sie nahm meine Hand und drückte sie gegen die Lufttür. Ein kühler Wind umgarnte mich und ich nahm den Rhythmus der Luft in mich auf und ohne es zu wollen summte ich das stille Lied der Luft und die Tür sprang auf. Madame Maor sah mich mit geweiteten Augen an und ging ein paar Schritte zurück, dann besonn sie sich wieder auf ihr Amt und richtete ihre Brille. "Na los, treten sie ein junge Hexe.", sagte sie und machte eine ausladende Handbewegung. 

Hexen - Die ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt