Kapitel 13

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Ich habe sie doch eben noch gesehen! Es kann doch nicht sein, dass ich Liana schon wieder verloren habe. Wir sind in der Nähe der ersten Stadt, vielleicht ist Chioraidh dort gelandet. Oder vielleicht hat sie einmal auf mich gehört und ist nicht dort hin geflogen, sonder im Wald gelandet um dort hinzugehen. Als ich den Boden berührte sah ich bereits ihre Fußabdrücke. Sie liefen in Richtung der Stadt. Ich wusste es... Ich stieg wieder in die Luft, ein gellender Schrei zerriss die kalte Nachtluft. "Chioraidh!", mir war sofort klar, dass sie es war. Dann verstummte der Schrei, ihr musste etwas schlimmes widerfahren sein, wenn sie so schrie. Ich flog auf das Zentrum der Stadt zu. Nach einer weile kam ich an dem Gebäude an. Ich hörte wie Glas splitterte und sah über mir einen tosenden Sturm, dass konnte nur sie sein. Keine andere Hexe und kein Zauberer hatte solch eine Kraft. Ich schlug kräftig mit meinen Flügeln um nach oben zu gelangen, doch der Sturm war zu heftig, als ging ich auf den Boden und in das Gebäude. Ich lief die Treppen so schnell ich konnte hinauf. Völlig durchnässt von Schweis kam ich oben an und sah gerade noch wie Chioraidh Murga, etwas aus der Hand zu reißen schien, bevor sie zu Boden sank. Ich schlang meine Arme um sie und hob sie vom Boden auf. Der Sturm nahm ab, ich sah wie Chio ihre Rußeule, fest in einer Hand hielt. Ich ignorierte Murga, meine ganze Aufmerksamkeit War auf Chio gerichtet. Ich breitete die Flügel aus und flog über den dunklen Wald. Unter dem Gewicht ihres leblosen Körpers wurden meine Arme schwer. Unentwegt sah ich nach ihr, ob sie noch atmete, ob sie irgendein Lebenszeichen von sich geben würde, doch sie wachte nicht auf. Das einzige was mich ein wenig beruhigte War der flache Atem, immer wenn sie ihre Brust hob und senkte konnte ich durchatmen. Am Schloss angekommen legte ich sie in mein Bett und schloss das Fenster. Grandach betrat den Raum, sie sah aufgewühlt aus. "Stimmt es? Dass was man sich erzählt.", fragte sie besorgt. "Ich fürchte schon.", meine Augen ruhten auf Chioraidhs Körper, immer wieder prüfend ob sie atmete. Alle Muskeln angespannt, bereit um zu ihr zu rennen und sie wieder zu beleben. " Wir müssen sie hier wegbringen. Sie muss wieder in die Menschenwelt nur da ist sie sicher vor Murga.", sagte Grandach. "Nein.", meine tonlose Stimme ließ Grandach zusammen fahren. "Ich werde sie hier behalten und beschützen, komme was wolle!", sie legte mir eine Hand auf die Schulter. "Verliebte Männer können so töricht sein.", Ich spürte eine Wärme an der Stelle wo sie mich berührte. Dann wurden meine Augen schwer. Nein ich durfte nicht einschlafen, ich konnte mich nicht bewegen. Ich sah wie Grandach Chio nahm und mit ihr fortging. Tränen schossen mir in die Augen, ich versuchte zu schreien, doch vergebens. Dann wurde mir ganz schwarz vor Augen.

Als ich aufwachte lag ich in meinem Bett, in meinem Kinderzimmer. Mein Körper fühlte sich schwer an. Ich stand langsam auf, mein Kopf dröhnte. Ich nahm einen Schluck Wasser aus einem Glas auf meinem Nachttisch. Es schmeckte als würde es schon seit Monaten dort stehen. Ich verzog das Gesicht und ging zum Fenster. Draußen sah ich die altbekannte Straße. Doch etwas stimmte nicht, diese Kopfschmerzen. Ich hatte das Gefühl ich hätte etwas wichtiges vergessen, doch mir fiel nicht ein was. Ich ging die Treppe hinunter in die Küche. Meine Mutter stand am Herd und machte Spiegeleier. "Guten Morgen!", sagte sie fröhlich zu mir. "Hi. Mama sag mal, weißt du woher ich diese furchtbaren Kopfschmerzen habe?", fragte sich und ging zur Gefriertruhe. Dort holte ich mir einen Kühlbeutel und legte ihn mir auf die Stirn. ich sah wie die Hand meiner Mutter zitterte als sie nach dem Salz griff. Etwas stimmte nicht. "Du...also...weißt du..", "Guten Morgen!", eine laute tiefe Männerstimme kam aus dem Flur. Ein breitschultriger, alter Mann stand dort und schien uns zu belauschen. "Wer sind sie?", ich runzelte die Stirn und sah ihn Böse an. Er kam mir so bekannt vor, als hätte ich ihn schon einmal gesehen, doch mir fiel nicht ein wo. Plötzlich fing er an zu grinsen. "Ich bin der Freund deiner Mutter, dass weißt du doch!", sagte er belustigt, doch ich konnte seine Anspannung fühlen. "Kommen Sie mir ja nicht zu nah.", sagte ich, ich stolperte eine paar Schritte zurück und hob die Hand. Der Mann warf sich auf den Boden, die Hände über dem Kopf verschränkt als wäre ich Gemeingefährlich. Ich ging die Treppe hoch und sah zum Fenster. Ich beobachtete wie der Mann gehen wollte, doch meine Mutter schien ihn anzuflehen zu bleiben, sie schien vor etwas Angst zu haben, dann sah sie zu meinem Fenster hinauf. Was sollte dass alles? Ich versuchte mich zu erinnern, doch je mehr ich mich versuchte zu erinnern desto größer wurden meine Kopfschmerzen. Ich spürte einen Wind und hörte wie hinter mir Sachen zu Bruch gingen. Ich drehte mich um und sah mein verwüstetes Zimmer, doch was hatte das getan? Ich konzentrierte mich und spürte etwas wie eine kleine Last auf meinem Rücken ich hob die Hand um zu tasten was dort auf meinem Rücken saß. Doch ich fühlte Federn. In völliger Panik ging ich zu meinem Spiegel und sah hinein, doch dort War nichts. Ich konzentrierte mich erneut auf dass was ich vergessen hatte und sah wie hinter meinem Rücken etwas wie hinter einem dicken Schleier zu schlagen begann, es sah fast aus wie Flügel, doch dass konnte nicht sein! sich lief die Treppe wieder herunter und in den Wald hinter unserem Haus. Es kam mir vor wie ein Deja Vu.
Die Bäume schienen vor mir auszuweichen. Ich ging tiefer in den Wald und sah etwas...nein, jemanden, ein Mädchen etwa in meinem Alter. Sie schien nach etwas zu suchen. Über mir knackte ein Ast, eine Eule krächzte. Schon wieder ein Deja Vu. Das Mädchen drehte sich zu mir um, ich kannte ihr Gesicht, doch ich wusste nicht woher. "Chioraidh!", sie rannte auf mich zu. Doch sie kam nicht näher. "Chio, du musst Aufwachen!", schrie sie mir zu. Doch ihre Stimme klang so weit weg. Liosa... "Liosa!", rief ich und streckte die Hand nach ihr aus, doch ich entfernte mich immer weiter von ihr.
Ich öffnete die Augen und sah zum Sternen verhangenen Nachthimmel hinauf. Ein Blutmond stand in voller Blüte. Ich war in einem Wald und ich wusste wieder alles.
Ich bin eine Hexe! Und ich gehe heim!

Hexen - Die ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt