Kapitel 11

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"Dass ist eine Rußeule.", das wohlige Gefühl der Zweisamkeit verschwand als ich Dorrans Stimme hörte. "Was?", ich war so auf Liana fixiert gewesen, dass ich die anderen um mich völlig vergessen hatte. "Die Eule, dass ist eine Rußeule.", wiederholte er noch einmal mit Nachdruck. Ich nickte kurz. Die anderen waren schon gegangen. Ich sah meinen Stundenplan an, den mir Liana gebracht hatte. Ich hatte einen Tag und das Wochenende komplett frei. Ich stand auf und ging zu meiner ersten Unterrichtsstunde. Nachdem ich durch ein paar Korridore gelaufen war kam ich zu einem großen Raum. In dem Raum befanden sich viele Tische an denen schon ein paar andere saßen. Ich sah mich um und erblickte Cailean. Schnellen Schrittes ging ich zu ihr und setzte mich neben sie. "Bist du schon aufgeregt wegen unserer ersten Stunde Kunst der Hexerei?", fragte sie und sprang plötzlich auf. Ich sah in ihre Richtung. Sie wedelte mit den Armen. Als ich zur Tür sah, erblickte ich Liosa und Dearbhail. Die beiden kamen auf uns zu und setzten sich neben uns. Fr. Diarmad betrat den Raum durch eine Nebentür und stellte sich neben einen Käfig über dem ein Tuch hing. Als sie das Tuch hob sahen wir ein Dutzend Kröten. Sie verteilte die Kröten an uns und verlangte, dass wir sie passend zu unserem Element verwandeln sollten. Dies war ein leichtes für Cailean. Sie murmelte eine Beschwörungsformel und ihre Kröte wurde zu Kristall. Dearbhail hatte ebenfalls keine Probleme damit und verwandelte ihre Kröte in einen Laubfrosch. Liosa und mir fiel es aber nicht so leicht. Liosa faselte etwas, dass sich ähnlich wie Caileans Beschwörung anhörte. Es wirkte recht zielstrebig, doch dann fing die Kröte Feuer und eine Wasserhexe löschte sie schnell. Ich wusste nicht was zutun ist und sah mich fragend nach den anderen um. "Du musst an die Gewünschte Form denken und dann folgende Beschwörung sagen: Libet animalis formam converteret", flüsterte mir Cailean zu. "converteret?", Liosa sah Cailean mit weit aufgerissenen Augen an. "Ich dachte es heißt Converte...". Cailean kicherte und bewunderte ihre Kristall- Kröte. Fr. Diarmad ging langsam durch den Raum und betrachtete die Ergebnisse. Ich konzentrierte mich auf einen Vogel und sprach die Beschwörung, "Libet animalis formam converteret.". Der Kröte wuchsen Feder und ihr schleimiger Mund formte sich zu einem Schnabel. Der Vogel hüpfte aufgeregt hin und her und flatterte nervös. "Ausgezeichnet.", sagte Fr. Diarmad als sie an meinem Platz vorbei ging. Als sie an Liosa vorbei ging schüttelte sie nur den Kopf. Sie lobte Cailean und Dearbhail und ging dann zurück zu ihrem Pult. Als die Stunde vorbei war gingen wir zusammen in den Korridor. "Ich muss zu Sport.", sagte Cailean mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und winkte uns zum Abschied. "Ich muss euch etwas zeigen.", Ich nahm Liosa und Dearbhail an die Hand und zog sie in Richtung meines Schlafsaals. Ich erinnerte mich an die Bilder der Zauberer mit den Tieren. Als wir in jenen Korridor ankamen blieben die beiden vor den Bildern stehen und betrachteten sie. "Sind das etwa...", flüsterte Dearbhail. "..Seelentiere?", beendete Liosa ihre Satz. "Ja, ich glaube, dass die Meister des Elements Luft Tiere besaßen, genau wie wir Hexen.", sagte ich und ging weiter. "Nun kommt schon.", ich winkte den beiden auffordernd zu und ging durch die schwere Tür, die zum ehemaligen Schlafsaal führte. Als ich die schwere Tür aufdrückte schoss uns ein kalter, scharfer Wind entgegen. Unsere Schritte hallten in dem großen, leeren Raum nach. "Da ist ja ein riesiges Loch in der Decke!", Liosa hatte den Kopf im Nacken und starrte zu der mehr oder weniger vorhandenen Decke. Ich stellte mich genau unter das Loch und ließ den Wind an mir vorbei sausen. Er zerzauste mir die Haaren und streifte sanft meine Finger. Ich schloss meine Augen und genoss das Gefühl. "Was tust du da?", fragte Dearbhail entsetzt doch ihre Stimme klang weit entfernt. Ich öffnete schlagartig die Augen und sah, dass ich über dem Boden schwebte in einer Art Luftschleuse. "Das ist ein Hexenwind, oder?", fragte Liosa aufgeregt. Der Wind hörte schlagartig auf und ich fiel zu Boden. Meine Knie bluteten nach dem harten Aufschlag und taten höllisch weh. "Was ist ein Hexenwind?", ich sah zu den beiden auf. "Es ist ein Märchen!", sagte Dearbhail mit einer abschätzenden Handbewegung. "Du musst es doch auch gespürt haben!", Liosa schien verärgert zu sein. Die Tür flog mit einem Krachen auf und Granndach und die anderen Lehrer kamen in den Raum gestürmt, das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Ihnen folgte Cailean, die verdutzt aussah, sie stellte sich zu uns. "Was ist hier geschehen?", fragte Granndach ernst. "Chioraidh hat einen Hexenwind..", Dearbhail drückte Liosa die Hand auf den Mund. "Dass ist nicht Witzig!", fauchte sie. Granndach packte mich hart am Unterarm und schüttelte mich. "Hast du gerade einen Hexenwind herauf beschworen?", fragte sie und sah mich wütend an. "Ich weiß nicht einmal was dieser Hexenwind ist, wie soll ich da so etwas herauf beschwören?", die Verzweiflung ließ meine Stimme zittern. Granndach ließ mich los und sah zu Boden. "Dann wird es wohl nichts gewesen sein.", sagte sie leicht den Kopf schüttelnd. "Aber Viviana, du musst es doch auch gespürt haben.", sagte Fr. Kegan. "Wir werden die Mädchen dazu befragen, sollte es wirklich ein Hexenwind gewesen sein, müssen wir sie wohl oder Übel zu Murga bringen.", ein raunen ging durch die Lehrer aber Granndach hielt den Blick gesenkt. "Mädchen, ihr kommt nachher zu mir in mein Büro. Damit verließen die Lehrer das Zimmer und ließen mich mit tausend Fragen zurück, doch allen voran brannte mir die eine auf der Zunge. "Kann mir jetzt bitte mal einer erklären, was zur Hölle ein Hexenwind ist!", fuhr ich die anderen an, die alle sofort betreten zu Boden sahen, meiner Frage ausweichend. Nach einem kurzen Augenblick holte Liosa tief Luft und sah mich an. "Ein Hexenwind, wie soll ich es erklären. Nun vielleicht so. Es ist eine alte Legende, die in der Magischen Welt kursiert.", "Eher ein Märchen!", unterbrach sie Dearbhail. "Nun ja jedenfalls, es heißt, dass nur die stärkste Hexe von allen einen Hexenwind erzeugen kann. Eine Hexe die in direkter Abstammung der großen Mutter, unserer Urhexe, steht.", sagte sie und schluckte schwer. "Ein Hexenwind ist dazu da um andere Hexen, aber auch nicht magische Wesen mit Energie zu versorgen, meist für einen Krieg oder eine Schlacht. Es heißt es würde sich anfühlen, als würde man pures Mondlicht trinken, wie ein elektrischer Schlag. Das Adrenalin pumpt durch deine Adern und du fühlst dich unbesiegbar.", ich sah sie etwas verdutzt an. "Können dass nur Lufthexen?", "Nein, es heißt nur Hexenwind, weil dich dein Element, gleich einem Sturm umfängt.", sie sah mich an und packte meine Schultern. "Bist du eine Nachkomme der großen Mutter?", fragte sie, die Stirn in Falten gelegt. Ich wurde sauer und sah sie wutentbrannt an. Mich über meine eigene Wut ärgernd lief mir eine Träne über die Wange. "Ich weiß nicht wer meine Eltern sind, dass weißt du ganz genau!", schrie ich sie an und verließ dann aufgewühlt den Raum.  

Hexen - Die ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt