Kapitel 5

1.9K 110 5
                                    

Ich wachte in einem fremden Bett auf. Was nur logisch war, denn ich hatte noch nicht im Himmelsschloss geschlafen. Jedoch sah der Raum in dem ich mich befand nicht nach einem Schlafsaal für Schülerinnen aus, vielmehr wie eines der Einzelzimmer der Lehrer. Das Bett in dem ich lag war sehr groß und die Laken waren extrem weich. Die Bettwäsche war in verschiedenen Grautönen gehalten und das Zimmer, oder besser gesagt, das Loft in dem das Bett stand, wirkte sehr futuristisch eingerichtet. Überall waren gerade Linien und es wirkte alles sehr spartanisch. Das gesamte Loft schien in Grautönen gehalten zu sein nur ab und zu erspähte ich mal etwas weißes oder schwarzes. Ich hörte das Geräusch von prasselndem Wasser und stand langsam auf, in der Mitte des Raumes war eine Wand mit einem Fenster schlitz etwa auf Kopfhöhe, bei mir zumindest. Ich sah wie das Wasser gegen die Scheibe prasselte und dicker Nebel waberte im Innenraum, doch als dieser Abzog sah ich den Rücken von einem Mann. Er hatte ein Tattoo von ein paar japanischen Zeichen und als er sich umdrehte erkannte ich ihn, es war Dorran. Ich war in Dorrans Zimmer.Doch wie war das Möglich? Ich war am Esstisch eingeschlafen und er musste mich vermutlich hier her getragen haben. Ich wendete beschämt den Blick ab und ging zu dem Boden tiefen Fenster an der einen Seite des Raums. Ich sah nach draußen und sah, die kleine Stadt die uns umgab samt der Mauer die die Stadt einschloss. Dahinter war der Wald, kalt und starr. Nicht ein Blatt schien sich im Wind zu wiegen. Ich öffnete das Fenster und stellte mich an die Kante zum Abgrund. Ein leichter Wind strich über mein Gesicht und ich fühlte mich wohl. Dann schoss mir auf einmal wieder das Blut in die Wangen, ich war immer noch in Dorrans Zimmer, aber das Geräusch de prasselnden Wasser hatte abrupt gestoppt. Ich sah mich noch einmal kurz um und schlüpfte dann unbemerkt aus der Tür in einen großen Flur. Vor mir ging eine Treppe nach unten, ich nahm zwei Stufen auf einmal in der Hoffnung, alle würden noch schlafen und keiner Würde bemerken, dass ich nicht im Schlafsaal war. Plötzlich blieb ich stehen, ich wusste gar nicht wo der Schlafsaal war und außerdem, konnte es auch niemandem auffallen, dass ich weg war, denn ich war die einzige Schülerin im Luft Flügel. Ich ging langsamer, orientierungslos stolperte ich in den erstbesten Gang der von der Treppe abging und sah mich dort um. Große Gemälde von grimmig dreinblickenden Männer hingen an den Wänden. Sie stammten alle aus verschiedenen Zeiten und von unterschiedlichen Malern und doch hatten die Bilder eines gemeinsam. Auf jedem der Bilder war ein Tier neben den verschiedenen Männer. Zwar waren es unterschiedliche Tiere doch jeder der Männer wurde von seinem Tier mit großem Respekt beäugt. Meine Hand wanderte über die weichen Leinwände und ich ging weiter den Gang entlang, bis ich zu einem großen Raum kam. An der Decke des Raumes befand sich ein großes Loch, welches ich erst für ein Fenster hielt, doch als ich darunter stand spürte ich die kalte Luft die mir durch die Haare wehte. "Was tuen sie hier?", fragte eine spitze Stimme und ich schnellte herum. Hinter mir stand Madame Maor. Sie sah mich über ihre Brille hinweg streng an und ich sah instinktiv zu Boden. "Sie haben hier nichts zu suchen.", sagte sie zynisch, packte mich am Arm und zog mich zurück zu der Treppe. Wir gingen an einigen Gängen vorbei, immer weiter die Treppe hinab. Dann schliff sie mich durch einen langen Korridor und an dessen Ende befand sich, der Speisesaal. Alle saßen schon an ihren Tischen und aßen. Als sich die Tür öffnete, starrten alle zu mir hinab und fingen an zu kichern und zu tuscheln. Ich ging langsam die Treppe hinauf und setzte mich mit knallroten Wangen an den Tisch. Am Lehrertisch mir gegenüber, sah ich Dorran, der sich den Zeigefinger auf die Lippen legte. Ich nickte kurz und nahm mir dann einen Apfel und biss hinein. Wie hatte er es nur geschafft so schnell hier her zu kommen? War ich wirklich so lange unterwegs gewesen? Ich wusste nicht, wie er es geschafft hatte, vermutlich mit Magie. Ich musste schmunzel. Ich hatte Magie eigentlich immer für ein Hirngespinst gehalten. Etwas, das ein verrückter Autor sich ausgedacht hatte um kleinen Kindern angst zu machen. Doch nun war ich mittendrin in dieser Welt des Unmöglichen, in der Welt der Magie. Dies schien mir so surreal in diesem Moment, dass ich anfing zu lachen. Alle Lehrer am mir gegenüberliegenden Tisch sahen zu mir auf und ich aß schnell weiter. "Was ist so lustig?", hörte ich eine mir vertraute Stimme neben mir sagen. "Liosa.", meine Freude war sogar in meiner Stimme zu hören, ich drehte mich zu ihr um und sie setzte sich zu mir. "Darfst du überhaupt hier her kommen?", fragte ich und musterte sie streng. "Sollen die doch versuchen mich von dir fern zu halten.", sagte sie und machte ein gewollt, böses Gesicht. Wir lachten zusammen und alberten noch ein wenig herum. "Was denkst du was wir heute tun werden?", fragte ich sie und das Lächeln auf ihrem Gesicht verschwand.  "Also ich weiß zwar nicht was du und dein", sie ließ ein Herz aus Flammen aus ihrem Finger empor sprießen, ich löschte es mit einem sachten Windstoß aus meiner Hand. Sie sah mich enttäuscht an und redete dann weiter. "Also, wie gesagt, ich weiß zwar nicht was ihr zwei vorhabt, aber bei uns geht das Gerücht um, dass wir uns heute in den Wald begeben und unser Seelentier suchen.", sagte sie verheißungsvoll und ich prustete laut los. "Was zur Hölle ist denn ein Seelentier?", fragte ich lachend. "Dass hört sich ja an wie in einem billigen Hollywood Streifen!", sagte ich und Liosa sah mich entrüstet an. "Dass ist überhaupt nicht lustig.", sagte sie eingeschnappt, stand wortlos auf und ging zurück an ihren Tisch. Ich fragte mich was ich falsch gemacht hatte, doch viel Zeit blieb mir nicht um darüber nachzudenken, denn Direktorin Granndach erhob sich und forderte alle zum zuhören auf. "Junghexen, nachdem ihr gestern fast alle so glorreich eure Taufe erlebt habt ist es heute an der Zeit euer Seelentier zu finden!", im ganzen Saal brach Getuschel aus, einige Ältere Schüler standen sauer auf und schrien, die Direktorin wütend an. "Wir sind schon viel länger hier als die neuen und mit uns war noch keiner im Wald!", so viel Zorn hatte ich zuvor noch nie in einer Stimme gehört, es stellte mir die Nackenhaare auf. Es musste wohl sehr viel bedeuten sein Seelentier zu erhalten, das würde auch Liosas Verhalten erklären. Nun tat es mir leid, dass ich gelacht hatte als wir geredet haben. "Ruhe bitte! Bitte beruhigt euch.", sagte die Direktorin freundlich, doch der Tumult wurde immer größer. "RUHIG!", die Stimme ging mir durch Mark und Bein, sie ließ den ganzen Raum erschüttern und es herrschte augenblicklich Totenstille. Ich sah zu der Direktorin, jedoch stand sie nur am Tisch und lächelte uns an. Hinter ihr jedoch im Schatten sah ich etwas, dass aussah wie eine Katze. Es hatte glühende Augen und die Haare standen ihm zu berge. Die Stimme ging von diesem Tier aus. "Danke, Leaf.", sagte sie und strich der Katze über den Kopf, die sich sofort beruhigte und entspannt in den Schatten zurück verschwand. Dies musste eines dieser Seelentiere sein auf die alle so scharf waren. Ich sah zu Dorran und fragte mich instinktiv was er wohl für ein Seelentier hatte. "Also Mädchen. Eure Lehrer kommen gleich zu euch und dann werdet ihr in den Wald aufbrechen, keine Wiederrede!", sagte sie und verschwand in einen der oberen Räume, die Katze trottete ihr langsam hinterher. "Und? Bist du schon aufgeregt?", seine Stimme war so nah, dass meine Wangen rot anliefen. "Ich wüsste nicht warum.", sagte ich und versuchte ihn nicht anzusehen. "Warum bist du heute morgen so schnell verschwunden?", fragte er nun und ich wollte am liebsten ganz weit weg sein, nur nicht an diesem Tisch bei diesem Gespräch. "Nun ja es war dein Zimmer, ich wüsste nicht was ich im Zimmer meines Lehrers zu suchen hätte.", sagte ich beschämt. "Du weißt wohl überhaupt nichts über die Magische Welt, oder?", fragte er belustigt und packte meine Hand. "Komm mit wir gehen in den Schlafsaal, dort kannst du dich umziehen.", sagte er und zerrte mich aus dem Speisesaal. 

Hexen - Die ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt