Gottseidank hatte ich dieses Jahr Samstag Geburtstag, denn letztes Jahr war es ganz anders: Es war auf einem Donnerstag und ich war zwar nicht so betrunken wie dieses Jahr, aber schon etwas trank ich. Natürlich hatte ich einen Kater in der Schule, aber das war schon nach wenigen Stunden wieder gut. Meine Uhr zeigte mir, dass es gleich 14:00 Uhr ist und mein Bauch sagte mir, dass er etwas loswerden will. Sofort stand ich auf und rannte ins Badezimmer. Ich öffnete die Toilettenschüssel und übergab mich erstmal. Es roch widerlich, doch es ging mir auch wieder etwas besser. Als ich abspülte, sah ich in den Spiegel und betrachtete mich: Meine dunkelbraunen Haaren waren zersaust und mein Gesicht war Blass. Ich legte meine Hand auf die Stirn, genau auf die Stelle, an der ich letzte Nacht einen Kuss bekam. Ich lächelte, denn Carlo war es, der mir diesen gab. Ich hatte zwar einen Hangover und konnte mich leider an nichts erinnern, aber an das schon. Meine Kleidung von gestern warf ich in den Wäschekorb. Ich ging langsam runter und starrte ins Wohnzimmer. Meine Mutter sah Fernsehe, aber sie hörte mich nicht kommen. Ohne Worte ging ich in die Küche und mir wurde von dem Essengeruch schlecht, aber ich wusste, dass ich irgendetwas essen sollte. Ich machte mir nur etwas kleines zu essen und als ich fertig war, tapste ich wieder hoch und ließ mich in mein Bett fallen. Mein Bauch grolle und musste gerade mein Butterbrot verarbeiten, was leider nur schwer ging. Ich zog mir schlichte Sachen an, wie eine alte Jeans und ein Shirt. Meine Unterwäsche war nicht so kitschig, wie einige hochnäsige Mädchen, die ich kenne. Ich hatte mal kein Push, denn sowas braucht man doch nicht, oder? Wenn meine Großmutter aus Mexiko mich so sehen würde, würde sie in Ohnmacht fallen, denn richtige Mexikanerinnen machen sich nicht so draus, wenn es über Aussehen geht. Als ich meinen Computer hochladete, dauerte er wieder tausend Jahre bis er fertig war. Ich hatte eigentlich auch das Geld dafür, um mir einen Laptop zu kaufen, der viel schneller ging, aber mein Vater sagt, ich sollte mir einen kaufen, wenn dieser Computer Feuer spuckt, was er wohl nie tun wird. Als ich mich auf MSN angemeldet hatte, kamen tausend Nachrichten, die noch von letzter Nacht waren. Als erste schrieb ich all denen zurück, die mich Beglückwünscht haben für meinen Geburtstag. Dann schrieb ich die Entschuldigung für diese, die mich fragten, wieso die Party nicht lange dauerte. Und schließlich schrieb ich Carlo, welcher der Einzige war, der sich für meine Gesundheit sorgte. Mir ging es wirklich besser, als heute morgen. Ich ließ meinen Computer diesmal an, schritt nach unten und traf mich mit Carlo, welcher draußen in der Kälte auf mich wartete. Wir hatten noch gerade vor wenigen Sekunden ausgemacht, dass wir uns draußen treffen und schon steht er vorne. Ich lächelte und ging auf ihn zu. Nachdem wir uns umarmt hatten, gingen wir einige Schritte.
„Sorry wegen gestern...", sagte ich und machte mich klein.
„Ach, jeder wird mal voll, aber du warst gestern...", er hielt inne und musste ein Lachen verkneifen.
„Ja, ich war gestern eben richtig voll.", lachte ich und gab ihm einen Schubser.
Als einigen Schritte gingen, starrte er mich an. Als ich zu ihm hoch sah, fragte ich: „Ist was?"
Er schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Es ist nur, dass wir immer älter werden. Weißt du, ich weiß nicht, ob das Album nicht zu voll wird."Er lachte und sein Quicken war wieder zu hören.
„Wer weiß, vielleicht werden wir in 5 Jahren gar keinen Kontakt mehr haben oder wenn ich erstmal meine Arbeit habe."
Meine Worte ließen Carlo die Hoffnung versauen, wie blöd muss ich sein. „Ich hoffe doch nicht."
Mir ist gar nicht aufgefallen, in welcher Straße wir sind. Ich und Carlo hatten immer Angst von dieser Straße, als wir klein waren, denn eine alte Frau hat hier immer gelebt und sie wohnt nicht weit weg von Carlo.
„Oh, weißt du noch...", sagte ich schnell, als wir die Straße vor unseren Augen hatte.
„Oh ja, wie kann ich das vergessen.", lachte er.
Wir hatten mal ausgemacht, dass wir mit unseren Fahrräder hier durch fahren, um eine Mutprobe zu bestehen und wir beide haben das auch. Aber dann sind wir nie wieder hier her gefahren, da wir dennoch zuviel schiss hatten.
„Wie lange ist die Tante jetzt tot?", fragte er mich.
„Keine Ahnung... 7 oder 8 Jahren, denke ich..."
Als wir an das Haus vorbei gingen, starrten wir beide zu diesem hoch und mir kam noch immer dieser Schauder über den Rücken.
„Boah, ich hab noch immer schiss.", lachte Carlo, nahm plötzlich wie aus dem Nichts meine Hand und rannte.
„Oh Carlo, wer von uns ist hier der Ältere.", lachte ich.
Er ließ meine Hand sofort wieder los, als wir einige Meter vom Haus weg waren. Wir redeten die ganze Zeit eigentlich nur über die lustigen Sachen von unserer Kindheit und schließlich hatten wir wieder unser Haus erreicht und mir wurde jetzt erst klar, dass wir einen Tour um den ganzen Block gemacht haben.
„Wir sehen uns dann...", sagte Carlo und umarmte mich wieder doll.
Seine Wärme teilte ich mit seiner und es war schon eine lange Umarmung, aber immer, wenn ich loslassen wollte, hielt Carlo mich noch immer fest im Griff. Als er seinen Griff jedoch lockerte, schenkte er mir ein Lächeln und schritt zurück in sein Haus. Drinnen zog ich meine Jacke aus und verkroch mich in meinem Zimmer. Ich machte meine Schulsachen für morgen bereit und saß den Rest des Abends vorm Computer.
Der nächste Morgen verlief langweilig. Ich ging durch die Straßen, nahm meinen Bus und war in der Schule, anders könnte es nicht ablaufen. In der Mittagspause kam Mark zu mir und wir redeten eine Weile und ich vergaß Lea ganz dabei. Nach der Schule machte ich einige Hausaufgaben im Bus, da ich noch Freizeit Zuhause haben möchte. Als ich bemerkte, dass ich bald aussteigen müsste, packte ich schnell alles zusammen und drückte den Knopf, dass der Bus bald anhalten sollte. Als ich ausstieg und schnell nachhause schritt, sah ich Carlo von weitem, welcher in sein Haus schritt. Zurück in meinem Haus, roch ich das Essen, das meine Mutter für heute Mittag gemacht hat.
„Bin wieder da!", schrie ich durchs Haus.
Ich bekam keine Antwort, doch ich wusste, dass meine Mutter irgendwo hier sein muss. Ich machte mir den Rest vom Mittag warm und aß alles auf. Ich hatte diese Woche nur Donnerstag und Freitag Teste und musste auch schon anfangen zu lernen, aber ich hatte wirklich überhaupt keine Lust. Doch wenn ich mein zweites Jahr bestehen will, muss ich das auch tun, doch mir schauderte der Rücken, wenn ich an den Abschlusstest denke, der am Ende des Jahres bevor steht. Letztes Mal, als ich vor der Tür mit meiner Mutter und Carlo stand und dass ich es mitbekam, dass ich das erste Jahr bestanden habe, war ich überglücklich und Carlo auch. Ich schritt nach dem Essen nach oben, packte meine Sachen aus und machte mich ans Lernen. Manchmal bekam ich Nachrichten von Mandy, dass sie sich beschwert, dass sie einen Freund will, aber man bekommt ja nicht immer alles im Leben. Auf einer sehr seltsamen Weise kam mir immer wieder Carlo in den Sinn. Ich weiß zwar nicht wieso, aber in letzter Zeit ist er etwas anders zu mir. Vor allem das, als ich Geburtstag hatte und er mich wieder Heim gebracht hat und so. Auch seine Umarmungen, die sehr fest und auch immer fester werden. Aber am liebsten habe ich den Ton von seinem wunderschönen Lachen.
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Behind the Mask (Cro FF)
FanfictionJale ist ein normales Mädchen, das in Stuttgart lebt. Sie ist mit ihrem besten Freund Carlo aufgewachsen und niemand kennt ihn besser, als sie. Aber was ist, wenn er nicht mehr so viel Zeit hat, wie in den letzten Jahren ihrer Kindheit? Was verbirgt...