Kapital 7

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"Lilly, mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass es dir nicht so gut geht. Mich haben Mitschüler von deiner Klasse und auch schon andere Lehrer angesprochen. Du bist sehr dünn geworden. Kann das sein?"

"Ich weiß nicht... Also eigentlich ist alles ok. Ich finde nicht, dass ich abgenommen habe", antwortete ich.

"Ich würde gerne mit deinen Eltern darüber sprechen. Es machen sich hier viele Sorgen um dich. Ist dir das nicht aufgefallen?"

"Nein, nicht wirklich. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dazu noch sagen soll. Es ist alles gut und sie müssen auch nicht meine Eltern kontaktieren", erwiederte ich in einem strengen Ton. Meine Lehrerin warf mir einen ungläubigen Blick zu und meinte schließlich noch:" Ich behalte dich im Auge. Wenn du noch dünner wirst, seh ich mich gezwungen dazu, deine Eltern anzurufen. Es ist zu deinem eigenen Besten und wir meinen es alle nur gut mit dir."

"Das wird nicht nötig sein. Außerdem haben meine Eltern keine Zeit für so was Unnötiges!", maulte ich während ich das Zimmer verließ.

In der 5. Stunde stand ich im Sekretäriat. Ich ließ mich von meinen Eltern abholen und behauptete, ich wäre krank. Denn auf die Schule hatte ich absolut keine Lust mehr. Meine Mutter erreichte durch den Anruf der Sekretärin nach 20 Minuten unsere Aula, in der ich saß und wartete. Sie nahm mir meine Schultasche ab und legte ihren Arm um mich. "Zu Hause kannst du dich erstmal ausruhen, mein Schatz. Ich geb dir im Auto eine Tablette", meinte sie.

Am liebsten hätte ich sie jetzt umarmt und so schnell nicht wieder losgelassen. Ich weiß nicht warum, aber ich war froh in diesem Moment bei ihr zu sein.

Dennoch dachte ich daran, was mir in der 2. Pause gesagt wurde. Innerlich freute ich mich darüber, dass ich in den Augen von anderen schon viel abgenommen habe. Endlich hatte sich dieser Kampf gelohnt. Doch ich darf jetzt nicht aufgeben. Bloß nicht wieder dick werden. Aber vielleicht kann ich mir demnächst mal wieder erlauben zusammen mit meiner Mutter zu Mittag essen...

"Danke, dass du mich abgeholt hast, Mama." "Kein Problem, Mausi. Willst du was von deinem Lieblingsbäcker, bei dem wir gleich vorbeifahren? Du hast doch bestimmt Hunger", meinte sie. Ich saß auf dem Beifahrersitz. Bestimmt hatte sie mein Magen knurren gehört. Eigentlich könnte ich mir ja jetzt einmal was gönnen. Es muss ja nicht gleich ein Sahnetörtchen sein. Eine einfache Breze oder so reicht auch. Oder doch einen kleinen Kuchen?

"Gerne. Wollen wir zusammen noch was essen bevor ich mich hinlege?", fragte ich. "Jap, das machen wir", stimmte sie sofort fröhlich zu.

Sie parkte an der Straße vor dem Bäcker und fragte vorher noch, ob sie mir etwas mitbringen soll oder ob ich mitgehe. Ich hätte mich wahrscheinlich sowieso nicht entscheiden können. Deshalb bittete ich Mama darum, mir eine Kleinigkeit mitzubringen.

Ich wartete ca. 5 Minuten. Dann kam sie wieder zum Auto. Sie trug in der linken Hand eine volle Tüte mit Brezen und verschiedenen Semmeln. Sie dufteten so gut und waren sogar noch warm. In der rechten Hand balancierte sie eine kleine Box, die sehr interessant aussah. Sie verriet mir allerdings nicht was darin war, weil sie mich überraschen wollte.

Zum Supermarkt fuhren wir auch noch. Meine Mutter brauchte dort noch ein paar Dinge. Sie wollte, dass ich mir etwas raussuche, was sie uns kochen würde. Ich wusste sofort, was ich essen wollte. Nudeln mit Bolognesesoße und viel Parmesan! Mama wirkte sehr überrascht von meiner Antwort, aber lächelte mich trotzdem an als sie das Zeug dafür in den Wagen packte. Zudem wanderte noch etwas Schokolade in unsere Einkaufstasche. In diesem Moment fühlte ich mich wohl. Ich freute mich aufs Essen. Meine Sorgen waren auf einmal komplett verschwunden.

Stop eating - You must be beautiful!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt