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Plötzlich bog Will nach rechts ab.

"Äh, Will?", sprach ich ihn an. "Wieso biegst du ab? Zu mir geht's gerade aus weiter."

"Ich weiß,  wir fahren aber nicht zu dir.", ließ er mich wissen.

"Wo denn dann hin?", fragte ich.

"Ich zeige dir, wo ich wohne."

Es interessierte mich wirklich, wo er wohnte und wie seine Wohnung aussah. Wohnte er alleine? Bei seinen Eltern? Oder mit Freunden?

Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie Will lebt.

Nach einiger Zeit kamen wir dann auch an und stiegen von meinem Fahrrad ab.

"Hier wohnst du also.", meinte ich und schaute mir das große Gebäude an, während ich versuchte meinen schmerzenden Hintern zu ignorieren.

"Studentenwohnheime sind einfach am billigsten.", erwiderte Will darauf und hielt mir die Eingangstür auf. "Wir müssen die Treppe da hoch."

Nachdem wir im ersten Stock angekommen waren, gingen wir den Flur entlang und Will schloss die letzte Tür hinten links auf.

Ich trat ein und sah mich um. An Möbel entdeckte ich ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch. Will hatte einige Bilder und Poster von Bands aufgegangen, die ich jedoch nicht kannte. 

Ich ging auf seinen Schreibtisch zu. An der Wand über diesen hingen einige gezeichnete Bilder und auf dem Schreibtisch lagen einige leere Blätter aber auch angefangene Skizzen. Die Zeichnungen an der Wand waren echt beeindruckend. 

"Du zeichnest?", wendete ich mich an Will.

"Naja ich versuch mich ein wenig daran.", meinte er darauf.

"Dafür sehen deine Zeichnungen aber verdammt gut aus.", lobte ich ihn, worauf er seinen Mund nur zu einem leichten Grinsen verzog.

"Darf ich?", fragte ich und wies dabei auf den Zeichenblock, der ebenfalls auf dem Schreibtisch lag.

Will nickte.

Ich öffnete den Block und blätterte durch Will's Zeichnungen. Es waren viele Landschaftsbilder dabei. Will hatte wirklich Talent. Doch dann entdeckte ich ein Porträt von einem Mädchen, dass mir irgendwie bekannt vorkam. Das Bild war noch nicht ganz fertig, aber es sah je-

Warte. Das war ich. Oder? Ja. Ganz sicher. Das war ich.

Ich drehte mich zu Will um, der sich auf sein Bett gesetzt hatte und gerade auf sein Handy sah.

"Will?", sprach ich ihn an.

"Hm?", machte er nur und sah nicht auf.

"Was ist das?", fragte ich ihn und hielt das Bild von mir zu ihm, worauf er seinen Kopf hob und erstaunt sah, was ich da in der Hand hielt.

"Erkennst du dich nicht? Du bist das.", sagte Will einfach nur.

"Ja, das ist mir nicht entgangen, aber warum zeichnest du mich?", fragte ich ihn.

"Weißt du noch als wir uns das erste mal gesehen haben?" 

"Im Philosophieunterricht." Ich nickte. 

"Dein Gesicht ist mir irgendwie nicht mehr aus dem Kopf gegangen und da hab ich dich einfach mal gezeichnet."

"So wie du mich angestarrt hast, ist es kein Wunder, dass du dich so an mich erinnert hast, dass du mich zeichnen konntest.", lachte ich bei dem Gedanken.

"Das sagst gerade du.", lachte er nun ebenfalls. "Du hast mich genauso angestarrt."

"Das stimmt doch gar nicht.", stritt ich seine Aussage ab, legte den Zeichenblock zurück und verschränkte meine Arme vor der Brust.

Would you die for someone?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt