2 Monate später
Ich wünschte, ich könnte sagen, dass mein Bruder wieder gesund war. Dass er wie durch ein Wunder geheilt wurde. Doch das konnte ich nicht.
Es ging ihm von Tag zu Tag schlechter.Ich besuchte ihn so oft es ging. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, ich verbrachte mehr Zeit im Krankenhaus als irgendwo anders.
Auch jetzt saß ich neben dem Bett von Fynn. Er schlief gerade. In einem solchen Zustand hatte ich ihn noch nie gesehen. Unter seinen Augen zierten tiefe Augenringe und seine Haare hatte er durch die Chemo schon verloren.
Ich entschloss mich, solange er schlief, mir die Beine zu vertreten. Also stand ich auf und ging die Flure entlang.
"Klara!". hörte ich plötzlich ein leise Stimme rufen.
Ich blieb stehen und entdeckte Isa. Sie winkte mich schwach lächelnd zu sich.
Ich ging zu ihr und setzte mich auf ihr Bett.
"Na, wie geht's dir, Kleine?", fragte ich sie.
Wow Klara. Was für eine Frage. Echt klasse.
"Gut.", meinte sie.
Ich wusste jedoch genau, dass es ihr nicht gut ging. Um sie stand es nicht besser als um Fynn. Im Gegenteil. Ich wusste, wie ihre Prognose lautete. Man wusste, dass sie sterben würde. Sie wusste es auch. Doch glaubt nicht, dass sie sich davon unterkriegen ließ. Ganz und gar nicht. Isa war genauso fröhlich wie vor ihrer Prognose.
"Klara?", Isa tippte mich vorsichtig an.
"Was gibt's, Süße?", ich strich ihr über die Wange.
"Hast du dich mit Will gestritten?", wollte sie dann zu meiner Überraschung wissen.
"Nein, wie kommst du da denn drauf?", fragte ich mit einem Runzeln auf der Stirn.
"Ihr besucht mich nie zusammen und du bist immer hier im Krankenhaus bei Fynn und nie bei Will.", stellte Isa fest.
Will und ich hatten uns nicht gestritten, doch Isa hatte recht. Ich hatte Will schon lange nicht mehr gesehen. Fast zwei Monate.
Warte...
"Will besucht dich?", fragte ich Isa.
"Ja, ziemlich oft sogar.", lächelte sie.
Ich hatte ihn nie gesehen.
Naja, wenn ich ehrlich bin, war das auch kaum möglich gewesen. Ich war ja immer bei Fynn. Aber das war doch auch wohl verständlich, oder? Ich musste bei ihm sein. Mein Dad war wie immer im Stress seiner Arbeit versunken und Mum war ja anscheinend immer noch auf Geschäftsreise. Aber mal ehrlich. Fast drei Monate? Solange war sie noch nie weggewesen. Da musste etwas anderes hinterstecken.
Von einem Klopfen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich hörte, wie sich die Tür zu dem Zimmer von Isa öffnete. Ich sah mich um. Ein alter Mann kam herein.
"Hallo Jeff!", begrüßte Isa den alten Mann, der anscheinend Jeff hieß.
Isa stellte uns gegenseitig vor. Jeff war auch Patient hier im Krankenhaus. Er schein echt nett zu sein.
"Jeff ist schon echt lange hier.", erzählte Isa mir. "Er weiß echt al-"
Plötzlich fing Isa an zu keuchen. Sie schnappte immer wieder nach Luft. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Doch Isa wusste es genau. Sie griff nach ihrem Inhalator und nahm ein paar Züge. Nun keuchte sie nicht mehr, aber atmete immer noch schwer.
"Bald ist das alles zum Glück zu Ende.", sagte Isa leise.
Ich verstand nicht ganz, was sie meinte und sah sie deshalb verwirrt an.

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Would you die for someone?
RomanceHallo, erstmal. Ich bin Klara, bin 17 Jahre alt und nein, ich habe keine schwere Kindheit, schreckliche Eltern oder sonst irgendwelche schweren Schicksalsschläge erlebt. Ich bin auch nicht besonders schlau oder dumm oder beliebt oder unbeliebt oder...