Trauer

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Es sind drei Monate vergangen, seitdem die Farm überrannt wurde und ich den Menschen verloren habe, der mir mehr als alles andere bedeutet hatte.

Als wir uns noch im Umkreis der Farm befanden, hatte ich die Hoffnung das ich Hanna finden würde.
Ich hatte die Hoffnung sie zu retten.
Aber demnach war leider nicht so.

Unsere Gruppe zog weiter in der Hoffnung ein neues zu Hause zu finden, in dem wir sicher leben könnten.

Lori war fast im fünften Monat und man konnte ihre Babykugel deutlich sehen.
In diesen Monaten hat auch der Rest der Gruppe erfahren, dass nicht nur Rick, sondern auch Shane der Vater des Kindes sein könnte.
Für mich war diese Nachricht nicht überraschend, da ich schon länger von Loris Untreue wusste.
Shane ist am Abend, an dem die Scheune überrannt wurde, gestorben.
Rick hatte ihn erstochen, da Shane vorhatte Rick zu töten und sozusagen seinen Platz als Ehemann und Vater einzunehmen.
Shane hat sich verwandelt und Carl hat ihn erschossen.

Ja es stimmt. Wir sind alle mit dem Virus infiziert.
Nach unserem Tod bzw. solange unser Gehirn beim sterben nicht beschädigt wird, werden wir uns in einen Beißer verwandeln.
In einen gefühllosen, stinkigen, untoten, grauenhaften Beißer, der nur ein Ziel vor Augen hat.
Menschenfleisch.

Diese Nachricht hat mir den Rest gegeben.
Ich habe mich von allen abgewandt.
Auch von Daryl.
Ich kann einfach nicht mit der Tatsache, zu wissen das mein jetziges Leben so oder so keinen Sinn hat, leben.
Es zerstört mich immer und immer wieder.

Daryl hat versucht an mich ran zu kommen, für mich da zu sein und mich aufzubauen, aber ich habe es nie zugelassen.
Er war verletzt, man hat es ihm wirklich angesehen.
Ich glaube, dass er für eine Zeit lang wirklich Gefühle für mich hegte und ich hatte damals die Hoffnung mit ihm glücklich zu werden, aber nachdem die Farm überrannt wurde und ich Hannah verloren hatte, habe ich aufgehört auf meine Gefühle zu hören und bin kalt geworden.

Daryl hat vorerst nicht aufgegeben.
Er hat andauernd versucht mich aus meinem Loch zu ziehen.
Aber auch er hat nach einer Zeit gemerkt, dass es nichts bringen wird.
Letztendlich hat auch er sich von mir abgewandt, aber es macht mir nicht mehr wirklich was aus.

Ich habe mir selbst versprochen bei der Gruppe zu bleiben und ihnen zu helfen.
Auch wenn ich ihnen gegenüber emotionslos bin, bedeuten sie mir etwas.
Sie waren und sind immer noch meine Familie.
Ich sehe zwar keine Hoffnung mehr in mir, aber ich bete wirklich dafür, dass die anderen es schaffen werden.

Ich schweife aus meinen Gedanken, als Carl sich neben mich setzt.
Wir befinden uns gerade in irgendeinem Haus, in dem wir vielleicht für ein zwei Tage bleiben könnten.

"Worüber denkst du nach?„ fragte der Kleine mich.
Es ist unglaublich zu sehen, wie er sich in den letzten Monaten entwickelt hat.
Er hat an Stärke gewonnen und ist allgemein erwachsener geworden.
Auch wenn ich gesagt habe, dass ich mich von jedem abwandte, stimmt dies nur bei Carl nicht.
Er ist einfach so tapfer und versucht noch das Gute in dieser Welt zu sehen.
Genau das ist der Grund weshalb ich ihm gegenüber nicht kalt sein kann.

"Ich denke an nichts, glaub mir" ich lächelte ihn an.
"Du lügst" lacht er. "Nope, definitiv nicht" ich streichele ihm über den Kopf und stehe auf.
Als ich aufschaue sehe ich Rick, wie er auf uns zu kommt.
Auch er ist kälter geworden, nachdem er von dem Verrat seiner Frau erfahren hat, aber gegenüber Carl könnte er niemals so sein.
Er liebt seinen Sohn mehr als alles andere und würde alles, wirklich alles für ihn tun.

"Wir ziehen weiter, da wir hier keine Lebensmittel oder anderes brauchbares Zeug finden und dazu schleich draußen zu viele Beißer rum." Carl und ich nickten und machten uns auf den Weg zum Auto.

Als wir fuhren blickte ich auf den Rückspiegel.
Hinter unserem Auto fuhr Daryl auf seinem Chopper.
Seine Haare sind ein wenig länger geworden, aber ansonsten hat sich nichts an ihm geändert.
Eigentlich ist er wieder das selbe Arschloch, dass er schon immer war.

Das Auto vor uns, in dem der andere Teil der Gruppe saß, blieb stehen.
Auch Rick stoppte daraufhin den Wagen und steigt aus.
Nach einer Minute meint Rick, dass wir hier im Wald über die Nacht unser Lager aufschlagen werden.

"Ist es okay, wenn ich mir die Gegend ein wenig angucke, während ihr das Lager aufschlagt?" wendete ich an Rick.
"Klar geh nur, aber pass auf das dir nichts passiert und sei nicht zu lange weg." er lächelte mich an.
Ich nickte ihm nochmal zu und verschwand in den Gebüschen.

Ich lief durch den Wald und betrachtete meine Umgebung.
Es würde bald dämmern.
In meiner Reichweite habe ich bis jetzt keine Beißer sichten können und hoffe, dass es auch so bleibt.
Wir halten nachts zwar immer Wache, aber es ist immer besser wenn überhaupt keine Beißer auftauchen.
Plötzlich hörte ich ein rascheln und blieb abrupt stehen.
Ich ging näher auf das Gebüsch zu, aus dem ich das rascheln gehört habe.
Nach wenigen Sekunden kam Daryl aus dem Gebüsch.

"Sag mal spinnst du? Du hast mich zu tote erschrocken!" ich hielt mir meine Hand an die Stirn.
"Du bist nicht Tod, also mach mal nicht so." meinte er kalt.
"Der gleiche, nervige und kalte Daryl wie ich ihn kennengelernt habe. Freut mich echt, dass du wieder das selbe Arschloch wie vorher bist." keifte ich zurück.
Sein Mimik wurde wütender.
"Ich bin hier nicht derjenige, der plötzlich den Menschen fallen lässt, der versucht hat immer für den anderen da zu sein."

In seinen Augen sah ich neben Wut noch was anderes.
Trauer.
Ich weiß, dass ich Daryl damit verletzt habe, aber ich wusste nicht das es ihm so viel ausgemacht hat.
Aber ehrlich gesagt will ich mich dafür nicht mehr interessieren.
Ich habe es so gut hinbekommen, mich zu distanzieren und keine Schuldgefühle zu empfinden, weshalb ich jetzt auch nicht mehr einknicken werde.

"Als ob dir es dir irgendwas ausgemacht hat. Ich war für dich nur ein Zeitvertreib, daher hat es dir sicherlich nichts ausgemacht, dass ich mich von dir distanziert habe." ich versuchte diesen Satz ehrlich rüber zu bringen.
"I-ich...du hast recht. Du warst nur ein reiner Zeitvertreib für mich. Für so jemanden wie dich hätte ich nie Gefühle haben können." sagte er kalt.

Dieser Satz tat weh.
Es tat in dem Sinne weh zu wissen, dass meine damaligen Gefühle von ihm nicht erwidert wurden.

"Gut, wenn ich genau drüber nachdenke war es bei mir nicht anders. Ich wollte wohl einfach nur beschäftig werden." meinte ich wütend mit der Intention ihm weh zu tun.

Anstatt darauf zu warten, dass er noch mit etwas kontert, drehte ich mich um und ging einfach weiter.
Als ich weiter lief bemerkte ich nach einer Zeit etwas vor mir.

"Daryl?" rief ich nach ihm.
"Was willst du jetzt schon wieder?" schrie er zurück, als er auf mich zu kam und auf die Sekunde das selbe wie ich erblickte.

"Ein Gefängnis" sprach ich aus als ich ihm in die Augen blickte.

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Dieser Moment, wenn man nach fast zwei Jahren wieder die Motivation hat an seiner Fanfiction weiter zu schreiben :-D

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 06, 2016 ⏰

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