8.

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Schnell reißt Adrien die Hand von mir und schaut anschließend verlegen zu Boden, wobei er sich über den Hinterkopf streicht. "Da war ich wohl nicht schnell genug ..."
"Wie ..." Aufgeregt schaue ich mich um, um auch wirklich sicher zu gehen, dass alles um uns herum weiß ist und auch beim zweiten und dritten Mal ändert sich diese Tatsache nicht. "Wo sind wir?!"
"Wenn ich das wüsste ..." Nun sieht auch er sich einmal um, ehe er aufsteht und mir eine Hand reicht. Lächelnd nehme ich sie entgegen und lasse mir aufhelfen. Er geht ein paar Schritte und stellt fest: "Hier gibt es weder einen Ein- noch Ausgang. Das hier ist endlos!"
"Endlos?", wiederhole ich, als hätte er gerade den größten Schwachsinn gesagt, den ich seit langem gehört habe, doch ich sehe selbst, dass dem nicht so ist. "Aber das kann doch nicht sein!"
Der Blondschopf lässt seine smaragdgrünen Augen auf meine [deine Augenfarbe] Augen treffen. "Geht es dir denn gut, [dein Name]? Das hat schließlich erstmal Vorrang!" Besorgt legt er seine beiden Hände auf meinen Schultern ab, obwohl er eben noch nur die eine ruckartig weggezogen hat. Ungewollt beginnen meine Wangen sich zu erwärmen, als ich ihm so direkt in die Augen schaue. Er hat ein wirklich schönes Gesicht! "J-Ja", gebe ich schließlich stotternd zurück. "Danke, dass du mir helfen wolltest ..."
Er seufzt. "Wirklich geklappt hat das ja nicht", antwortet er. Folglich zieht er seine Hände wieder zu sich zurück und ich mein Handy aus meiner Hosentasche. "Kein Netz", murmle ich, "was auch sonst ..."
Der Junge lacht einen Moment. "Einen Versuch ist es immer wert!"
Ideenlos lasse ich mich auf den Boden unter mir plumpsen und ziehe beide Beine an meinen Körper ran, woraufhin ich sie mit den Armen umschließe. Er sieht mich erst noch an, bis auch er sich auf meine Höhe begibt. Plötzlich kommt eine Frage in meinem Kopf auf: "Warum warst du überhaupt am Eiffelturm?"
Einen Moment lang schaut er irritier über meine Frage aus, doch dann erklärt er mir: "Ich hatte wieder ein Fotoshooting, diesmal aber bloß für das Cover einer Zeitschrift und nicht wegen einer neuen Kollektion meines Vaters."
"Bloß für ein Cover", antworte ich in ironischem Unterton und schmunzle. Mal so eben auf die Titelseite einer Zeitschrift zu kommen erlebt man auch nicht jeden Tag. Außer man ist natürlich Adrien Agreste, der Sohn von Gabriel Agreste.
"Was hast du denn dort zu suchen gehabt, [dein Name]?"
"Ich wollte bloß das schöne Wetter und den Anblick des Eiffelturms genießen ... Wenn ich schonmal hierher gezogen bin!"
Adrien belächelt meine Worte, doch kurz darauf verschwindet es wieder.
"Ähm ... Hab ich was falsches gesagt?", frage ich vorsichtig nach.
"Nein, es tut mir nur leid, dass du jetzt wegen mir hier feststeckst."
"Wegen dir doch nicht?!", entgegne ich entsetzt. "Dieser komische Typ ist daran Schuld! Pix ... Pixi ... Pixel ..."
"Pixelator", hilft Adrien mir grinsend auf die Sprünge.
"Genau!"
"Ja schon aber wäre ich ein Stück schneller gewesen, würdest du jetzt nicht mit mir hier sein ..."
In diesem Moment wird mir klar, dass er wirklich etwas riskiert hat, indem er versucht hat mich zu beschützen. Alle anderen haben versucht, so wie es üblich ist, ihren eigenen Hintern zu retten und nicht an die Anderen, um sie herum, gedacht. Wie selbstlos Adrien ist ... Und wie ihn das scheinbar wirklich knickt, dass er es nicht geschafft hat mir zu helfen. Sichtlich nachdenklich sieht er auf seine Knie, die er mittlerweile ebenfalls angewinkelt hat. Ich kann diesen Anblick nicht ertragen ...
"Mach dir keinen Vorwurf", versuche ich ihn aufzumuntern und lege meine Hand auf seinem rechten Unterarm ab. Gleichzeitig sieht er zu mir auf und ich nutze die Gelegenheit, um ihn anzulächeln. "Alleine dass du mich überhaupt vor diesem Pixelator beschützen wolltest zählt! Schließlich bin ich noch nicht lange hier und das hätte auch sonst nicht jeder getan ... Außer vielleicht Chat Noir und Ladybug." Wobei ich Ladybug noch immer nicht einmal gesehen habe.
"Stimmt", nickt Adrien, "das ist eigentlich Chat Noirs Aufgabe ..."
"Er wird bestimmt bald aufkreuzen und uns aus diesem Schlamassel befreien!" Voll Zuversicht streichle ich ihm noch kurz über den Unterarm, bis ich die Hand wieder bei mir lasse. Doch statt Erleichterung in seinem Gesicht aufzufinden, lacht er nur. Allerdings nicht normal, sondern ... unsicher?
"Ja, Chat Noir ..."
"Hast du kein Vertrauen in ihn oder warum reagierst du so?"
"W-Was?! D-D-Doch! Natürlich!"
"Klingt aber nicht so ..." Skeptisch mustere ich ihn. Er winkt nur noch schnell ab und versichert mir, dass alles wieder gut wird. Seine Reaktion gerade war wirklich eigenartig ... Ob er Chat Noir nicht mag?
"Soll ich vielleicht nochmal nach einem Ausweg suchen?", schlägt Adrien vor.
"Ich weiß nicht ... Denkst du das bringt was?"
"Wenn du so pessimistisch denkst, [dein Name], dann nicht", kichert er. Er steckt mich an und ich willige schließlich ein. Er entfernt sich Schritt für Schritt immer weiter von mir, bis er plötzlich stehen bleibt. Es sieht so aus als würde er sein Hemd zur Seite ziehen und darin nach irgendwas suchen ... Was macht er da? Um der Sache auf den Grund zu gehen stehe ich auf und schleiche mich mehr oder weniger an ihn ran, als ich sehe, wie er seinen Kopf immer wieder ein wenig bewegt.
Führt Adrien Agreste etwa Selbstgespräche?

Wer auffällt, ist noch kein Held | Adrien Agreste / Chat Noir X LeserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt