11. Kapitel

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Zuerst hatte sich Lilly gefreut, dass die Vier ihren Bruder zu kennen schienen, aber nach dieser Geschichte war sie wirklich geschockt. Und obwohl sie wusste, dass sie nichts dafür konnte, hatte sie das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen:,, Es tut mir leid, dass ich euch und besonders dir so viel Ärger mache. Ich wusste das alles nicht und ich hatte keine Ahnung, dass ich ausgerechnet bei euch geklingelt habe. Ich kann gut verstehen, wenn ich gehen soll." Sie sah Perrie an, die sich schweigend neben sie gesetzt hatte und ziemlich in sich gekehrt aussah.
Deshalb zuckte sie auch zusammen, als diese plötzlich hochsah und mit ihrer klaren, aber tiefen, Stimme anfing zu sprechen:,, Ich bin dir nicht böse. Klar, ich bin nicht besonders begeistert davon und es war ein kleiner Schock für mich, aber ich will nicht, dass du gehst. Ich weiß, dass du nichts dafür kannst und ich mag dich. Wirklich! Dich uns anzuvertrauen hat dir viel bedeutet und das weiß ich zu schätzen und außerdem hab ich dir versprochen, eine Lösung zu finden. Deshalb will ich auch ehrlich zu dir sein. Wir haben dir auch etwas verschwiegen, hauptsächlich, weil wir dachten, dass du es eh schon wusstest und das der eigentliche Grund wäre, weshalb du zu uns gekommen bist. Als du gestern geklingelt hast, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte und das lag nicht nur daran, dass ich total überfordert war, weil ich das Gefühl hatte dich zu kennen."

Es folgte eine kurze Pause, in der Perrie peinlich berührt die Hände vors Gesicht hielt und Lilly versuchte, sich und ihr Bein in eine andere Position zu bringen. Die Situation schien sich etwas zu entspannen, doch Lilly war sich nicht sicher, ob sie sich freuen sollte, dass Perrie nicht böse auf sie war und ehrlich zu ihr sein wollte, oder ob sie Angst vor der Sache haben sollte, die die Girls ihr verschwiegen hatten. Nachher wohnte sie mit einer Gruppe Schwerverbrechern zusammen.

,,Das klingt jetzt sicher furchtbar eingebildet, aber ich hab dich für einen Fan gehalten und die anderen waren sauer auf mich, weil sie dachten, ich hätte einen Fan mit ins Haus gebracht, obwohl wir das nicht dürfen." 

Damit hatte sie nicht gerechnet. Wie arrogant klang das bitte? Für wie berühmt hielten sich diese Mädchen? Nur weil sie offensichtlich etwas mehr Geld hatten? So hatte sie sie gar nicht eingeschätzt und so ließ sie Perrie ihre Erklärungen gar nicht erste beenden:,, Wie bitte?" Wir sind nicht einfach nur eine WG. Das hier ist unser Bandhaus. Wir wohnen zwar die meiste Zeit hier, aber wir haben alle noch eine eigene Wohnung woanders." Jetzt verstand Lilly noch weniger als vorher :,, Bandhaus? Dann seit ihr.." ,,Little Mix! Eine Girlband, die anscheinend weniger bekannt ist, als ich dachte."

 Lilly erstmal nicht klar.Sie konnte einfach nicht glauben, dass diese Geschichte, die absolut so klang, wie eine von diesen Fanfictions, die von diesen durchgeknallten Fangirls geschrieben werden, stimmen solllte. Doch dann setzten sich plötzlich viele Teile in ihrem Kopf zusammen wie zu einem Bild.

Der Name auf dem Klingelschild, den sie für eine lustige Idee der Mädchen gehalten hatte, war der Gleiche wie der angebliche Bandname. Die Reaktion der Girls, als sie Perrie auf ihren Gesang angesprochen hatte, der, wie ihr jetzt nochmal besonders bewusst wurde, echt beeindruckend gewesen war. Das große Haus, das in einem eher versteckten Viertel lag und dessen Vorhänge immer zugezogen waren und natürlich hatte sie die Reaktionen der Vier auf sie mitbekommen. Fasste sie also zusammen: Sie hatte extremen Mist gebaut, war davor weggelaufen und zufällig bei einer Girlband gelandet, hatte sich dann den Fuß gebrochen und sich den völlig fremden und anscheinend total berühmten Mädchen anvertraut. Diese Vorstellung ließ sie kurz hysterisch auflachen, doch dann musste sie sich eingestehen, dass Perrie anscheinend die Wahrheit gesagt hatte. Diese sah sie erwartungsvoll an und wartete auf ihre Reaktion.

Währenddessen sah Jade aus der Küche zu ihnen hinaus und dass Lillys Gesicht leicht verunsichert aussah, nahm sie als Zeichen, dass Perrie ihr schon alles erklärt hatte und sie wieder herein kommen konnten. Mittlerweile war es schon ziemlich spät geworden und während sie alle darauf warteten, dass jemand etwas sagte, hatte Perrie ihren Kopf auf Jades Schulter gelegt und ein Gähnen unterdrückt.,, Tut mir leid, dass ich das frage, aber wie berühmt seit ihr?" Es war Lilly, die als Erste etwas sagte und zuerst war ihr ihre Frage peinlich, doch dann fielen ihr immer mehr Fragen ein und sie ließ ihnen einfach freien Lauf: ,, Habt ihr viele Alben? In wie vielen Ländern habt ihr gesungen? Wie lange seit ihr schon eine Band und wolltet ihr schon immer Sängerinnen werden ? Wenn das hier euer Bandhaus ist, habt ihr dann ein Studio hier drin und auch ein Klavier?" Ihre anfängliche Befangenheit war wie weggeblasen, stattdessen leuchteten ihre Augen und sie blickte neugierig in die Runde. Damit hatte von den Vieren keiner gerechnet und sie waren froh, dass sie es so positiv aufgenommen hatte. Leigh und Jesy versuchten alle Fragen so gut es ging zu beantworten und Lilly war besonders glücklich über die Tatsache, dass es in dem riesigen Haus sogar zwei Klaviere und ein Keyboard gab. So unterhielten die drei sich eine Weile, während Jade still da saß und Perrie mit geschlossenen Augen an ihrer Schulter lag. Als Jade versuchte, sich anders hinzusetzen und Perrie darauf absolut nicht reagierte, merkte sie zum ersten Mal, dass ihre Freundin schon länger nicht mehr zuhörte. Jesy sah fragend zu den beiden hinüber, doch Jade lächelte: ,, Sie ist eingeschlafen." dann schaute sie auf die Uhr, die über dem weißen Sofa hing:,, Kein Wunder. Es ist ja schon halb eins und sie war heute Morgen als erstes wach." Auch Leigh-Anne mischte sich jetzt ein:,, Ich bin auch richtig müde. Ich glaube, ich gehe ins Bett." Alle im Raum, außer Perrie, nickten zustimmend.

Jade strich Perrie sanft über die Haare:,, Hey! Pezz, aufwachen." Doch diese lies sich davon nicht aus der Ruhe bringen, also griff Jade zu härteren Methoden:,, Ich habs versuchte." Dann sprang sie schwungvoll auf ,was dazu führte, dass Perrie seitwärts auf Sofa klatschte und erschreckt die Augen aufriss. Sie sah verwirrt in eine Runde lachender Gesichter, bevor sie sich mit den Händen über die Augen rieb:,, Och man Jeeed. " Sie lies ihren Kopf wieder zurück auf die Couch fallen:,, Wie spät ist es?",, Schon kurz vor eins und wir wollen alle ins Bett.",, Und wo liegt das Problem ?" ,, Du bist leider auf meiner Schulter eingeschlafen und wir mussten dich erst wecken." Alle lachten, aber das eigentliche Problem folgte erst noch, denn Lilly die Treppen hoch in ihr Zimmer zu kriegen, war eine Kunst für sich. Obwohl sie versuchte, sich nichts anmerkten zu lassen, konnte man sehen, dass es ihr weh tat, sobald sie sich heftiger bewegte. Hüpfen schied deshalb aus und die Treppe war einfach zu schmal und zu rutschig für Krücken. Also endete es so, dass Lilly sich rückwärts sitzend die Treppe jeweils eine Stufe hochsetzte und Jesy das verletzte Bein hielt. Auch als sie in 'ihrem' Zimmer angekommen war, musste sie feststellen, dass es nicht ganz so cool war, sich etwas zu brechen, denn ihre Jeans, die Dr. Avery schon bis zum Knie für den Gibs aufgeschnitten hatte, wollte sich einfach nicht ausziehen lassen. Ihre einzige Rettung war Leighs große Schere, aber die Jeans ging dabei leider entgültig drauf.

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