7. Kapitel

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Perrie lief bei Jesy untergehakt durch den Park, in dem sie in ihrer Kindheit so oft gewesen war. Hier hatte sie ihre erste Aufführung mit dem Kindergarten gehabt, mit ihren Freunden gespielt und einige Geburtstage gefeiert. Deshalb liebte sie ihn über alles, er war mit so vielen schönen Erinnerungen verbunden. Immer wenn sie Zeit fand lief sie nochmal schnell durch.
Er lag etwas abseits der Stadt, aber wenn man den richtigen Weg kannte, konnte man ihn von ihrem Haus in fünf Minuten erreichen.

Der Termin im Studio war gut gelaufen und alle Vier freuten sich jetzt schon unglaublich auf den Tag der Veröffentlichung des neuen Albums. Und das, obwohl noch nichtmal alle Songs und Melodien fertig geschrieben waren.

Leigh-Anne und Jade wollten noch ein paar Einkäufe erledigen und da hatte sie sich Jesy geschnappt und die Zeit für den Park genutzt, sie wollten sich dann zuhause treffen.
Den Weg zum Teich kannte sie in und auswendig und ihre Füße trugen sie wie von alleine dorthin. Rund um den See standen hellbraune Holzbänke, umgeben von hohen Bäumen und Büschen, die jetzt im Frühsommer grün in der frühen Abendsonne leuchteten.
Perries Lieblingsbank war die unter der einzigen Weide im ganzen Park. Selbst wenn sie sich nicht setzte wollte, zog es sie immer zu dieser Stelle, um auf den See zu schauen.

Als sie jedoch heute hinter der Weide hervor trat, musste sie feststellen, dass schon jemand ihren Lieblingsplatz besetzte. Ein junges Mädchen mit langen dunklen Haaren saß zusammengekauert auf der Bank und hatte ihren Kopf in den Händen vergraben.
Jesy neben ihr hielt den Atem an und stieß ihr in die Rippen, doch Perrie hatte das Mädchen im gleichen Moment erkannt. Es war Lilly.

Jesy und sie sahen sich eine Sekunde lang in die Augen, dann liefen beide mit schnellen Schritten auf die Bank zu. Lilly schien sie nicht zu bemerken, obwohl sie direkt neben ihr standen. Ihr zarter Körper wurde von einem Beben geschüttelt. Bestürzt erkannt Perrie, dass sie weinte. Sie setzte sich neben sie auf die Bank und Jesy kniete sich vor sie und sprach sie an:,, Hey Süße, Lilly? Was ist los? "

Lilly riss erschrockt den Kopf hoch und versuchte, ihre Tränen abzuwischen, um ihre Schwäche zu verbergen, was ihr nicht besonders gut gelang. Immer mehr Tränen strömten ihr über die Wangen und sie wand ihr Gesicht ab:,, Ist schon okay. Geht gleich wieder.",brachte sie versucht tapfer heraus. Perrie strich ihr über die Haare:,, Es sieht aber nicht okay aus. Du kannst uns ruhig sagen, was passiert ist." Jesy nahm Lillys Hand und sah ihr in die rot geränderten und mittlerweile geschwollenen Augen:,, Du brauchst dich nicht zu schämen. Wir wollen dir helfen."

Das war zu viel für Lilly und es brach einfach aus ihr heraus:,, Ich hab  richtigen Mist gebaut und jetzt bin ich ganzen alleine in dieser Stadt, weiß nicht wo ich hin soll und kann nicht laufen, weil mein beschissener Fuß nicht mitmacht." Sie schluchzte und fügte leiser und mehr zu sich selber hinzu:,, Und jetzt halse ich euch noch meine Probleme auf."

Ihr Anblick zeriss Perrie das Herz. Sie nahm ein Taschentuch aus ihrer Tasche und reichte es ihr, bevor sie den Arm um ihre Schultern legte:,, Hey, du halst uns gar nichts auf und du bist jetzt nicht mehr alleine. Wir sind da und du kannst uns vertrauen. Gleich erzählst du uns, was so schlimm ist, damit wir eine Lösung dafür finden können." Sie lächelte Lilly an und diese fühlte sich etwas besser. Aber nicht lange, denn Jesy hatte sich in der Zeit ihrem Fuß zugewendet und versuchte, ihr den Schuh auszuziehen, was den stechenden Schmerz verschlimmerte. Sie krallte sich an Perries Hand.
Die quietschte auf:,, Au! Jesy vorsichtiger. Sie zerdrückt meine Hand."

Jesy hatte nicht fragen brauchen, welcher Fuß der Verletzte war, denn der rechte Knöchel war schlimm geschwollen. Der Schuh ging kaum aus und sie konnte Lilly ansehen, dass sie große Schmerzen hatte, auch wenn sie es nicht so zeigen wollte und sich ein Lächeln abrang.
Ohne Schuh und Socken konnte man das volle Ausmaß der Verletzung sehen: Zu der Schwellung kam ein großer blauen Fleck, der den Knöchel von unten umrahmte und ein länglicher blauer Fleck weiter unten. Sie sog die Luft ein:,,Was zum Teufel hast du denn bitte angestellt? Und sag mir bitte nicht,dass du damit noch gelaufen bist?" Sie zeigte auf den Knöchel.  ,, Höchstens 500 Meter." Es folgte eine Pause, in der Lilly ihren Fuß begutachtete. ,, Ich bin  auf einen Stein getreten und wahrscheinlich umgeknickt. Gut möglich, dass ich auf dem Stein gelandet bin. Sie verzog wieder das Gesicht. Dann wischte sie sich ein letztes Mal die Tränen ab.

Jesy war mit ihrer Begutachtung fertig:,, Der Fuß sieht echt nicht gut aus. Pezz wirklich, sie muss zum Arzt." Diese wollte grade zustimmen, wurde jedoch von Lily unterbrochen:,, Ist schon okay, Danke. Wie gesagt, ich kann mir das nicht leisten. Das geht bestimmt gleich wieder." Mit diesen Worten wollte sie eigentlich aufstehen, doch das ging aus zwei Gründen nicht:
Grund Nr. Eins war,dass sie vor Schmerz aufschrie, also sie den Knöchel belasten wollte.
Grund Nr. Zwei war, dass Jesy und Perrie sie gleichzeitig wieder zurück auf die Bank drückten.

Während Perrie ihr Auto nach Hause fuhr, saß Lilly auf der Rückbank und hatte das verletzte Bein auf die Rücklehne des Beifahrersitztes gelegt. Dort saß Jesy und drückten einen Eisbeutel aus dem erste Hilfekasten vorsichtig auf den Fuß. Lilly hoffte, dass die Fahrt schnell zuende seine würde, obwohl ihr der Wagen gut gefiehl. Ihr war ihr nackter Fuß neben den Gesichtern der beiden peinlich, denn sie fand, dass sie nicht die schönsten Füße hatte. Außerdem hatte sie von hochhalten des Beines einen Oberschenkelkrampf. Dazu kam auch noch ein schlechtes Gewissen, dass sie die beiden aufhielt, doch beide versicherten immer wieder, dass es in Ordnung sei. Ganz im Gegenteil, Jesy telefonierte grade mit ihrem Arzt und vereinbarte einen Termin für in einer Stunde. Beide bestanden darauf, dass sie erstmal wieder mit zu ihnen kommen sollte, um sich zu erholen und sich ihnen anzuvertrauen. Sie konnte gar nicht in Worten fassen, wie dankbar sie ihnen dafür war.
Zwanzig Minuten später hielten sie vor der Villa. Perrie stieg aus und ging um das Auto herum, um Lilly aus dem Wagen zu helfen, während Jesy schonmal zum Haus ging und die Türen öffnete. Doch sie kam nicht weit, denn Jade kam ihr schon entgegen gelaufen:,, Hey, da seid ihr ja endlich. Ist was passiert?  Ihr habt so lange gebraucht. " Sie umarmte sie stürmisch. Doch der Schrei, der von der Auffahrt aus kam, ließ sie die Augen aufreißen und sie drehte sich zu Jesy. Dann rannten beide gemeinsam zum Tor.
Perrie hatte Lilly aus dem Auto geholfen, doch als diese versuchen wollte, zu humpeln, war sie mit dem Fuß gegen den Boardstein gestoßen. Sie stieß einen Schrei aus und ihre Augen füllten sich mit Tränen, dann begann es, schwarz um sie herum zu werden, so überwältigend war der Schmerz, der sie mit einem Mal erfasste . Das Letzte, was sie sah, waren Jesy und Jade, die auf sie zuliefen und sie spürte, wie Perries Arme sie hielten, bevor sie zu Boden ging und die Kontrolle über sich verlor.

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