02. Talking to Him

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Ich steckte die Waffe in das Holster, das direkt in mein enges Tank Top eingenäht war und drehte mich wieder zu Benedict um. "Wir können dann ja, oder?"

Als Antwort bekam ich nur ein knappes Nicken.

Wir liefen schweigend die Treppe nach unten ins Foyer; die Stille zwischen uns war unerträglich und ich überlegte fieberhaft, wie ich sie durchbrechen konnte.

Bevor wir das Gebäude endgültig verließen, hielt ich nochmals kurz inne um mich zu konzentrieren. Ich musste aufpassen, mir durfte nichts entgehen und dafür durfte ich mich nicht ablenken lassen.

"Haben wir irgendein bestimmtes Ziel?", fragte ich, als ich Benedict die Tür aufhielt und er an mir vorbei ging.

"Ich weiß nicht, wir könnten frühstücken gehen, wenn es Ihnen recht ist. Ich kenne da ein ganz nettes Café.", schlug er vor.

"Ich hab zwar schon gefrühstückt, aber gerne.", wir traten auf die Straße und sofort begann ich zu frösteln, ich zog den Reißverschluss meiner Daunenjacke zu und meine Hände verschwanden in deren Taschen.

Für Londoner Verhältnisse war erstaunlich wenig auf den Straßen los, was vermutlich daran lag, dass heute der erste Schultag nach den Weihnachtsferien war und ein Großteil der Bevölkerung wieder zur Arbeit beziehungsweise in die Schule musste.
Aufgrund der wenigen Passanten, wurden wir auf unserem Weg nur zweimal kurz angehalten und Benedict gab Autogramme und machte Fotos.

Ich stand währenddessen leicht abseits und beobachtete die ganze Szene aufmerksam.

Wir brauchten eine knappe viertel Stunde bis wir unser Ziel erreichten, Benedict wählte einen Platz in einer gemütlichen Nische, sodass wir uns ungestört unterhalten konnten.

"Also...Eleonore.", er legte den Kopf leicht schief und sah mich interessiert aus seinen klaren, blauen Augen an, "Erzählen Sie mir von sich."

"Eigentlich werde ich von allen nur Lenny genannt. Ich komme aus Deutschland und bin erst seit letztem November hier, deshalb erstaunt es mich, dass man mich als Ihre Personenschützerin einsetzen will. Es gäbe sicher eine Menge unwichtiger Details, die ich Ihnen jetzt erzählen könnte, aber ich glaube, dass diese für unsere Zusammenarbeit irrelevant sind.", das war gelogen, es hätte eine Menge Dinge gegeben, die ich ihm hätte erzählen können, doch ich fand den Zeitpunkt dafür noch etwas zu früh. "Erzählen Sie mir auch von sich?"

"Kann ich machen. Sie können mich gerne Benedict oder Ben nennen. Warum Sie eingestellt werden, kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen; erst, wenn Sie die ganzen Verträge unterschrieben haben. Was ich Ihnen aber sagen kann, ist, dass ich großen Wert darauf lege, wie meine Fans behandelt werden.", er sah mich ernst an, "Darum sind Sie die letzte Option, mein Management ist der Meinung, dass Sie als Frau womöglich besser mit so etwas umgehen können."

"Okay, gibt es noch andere Sachen, die ich über unsere Zusammenarbeit wissen sollte?", ich machte mir in Gedanken eine Notiz, mich über seine vorherigen Personenschützer zu informieren.

"Nein, das war es für's Erste. Wie gesagt weitere Informationen...", er wurde von der Kellnerin, die kam um unsere Bestellung aufzunehmen, unterbrochen.

Ich ließ ihn zuerst bestellen; er nahm einen Latte Macciatto und ein Croissant und nach kurzem Zögern entschied ich mich für das gleiche.

"Also, wo waren wir stehen geblieben? Ich wollte Ihnen etwas über mich erzählen.", Benedicts Augen funkelten, "Ich wohne alleine in einem Haus in Camden, meine Eltern sind Schauspieler und ich habe morgen den ganzen Tag Interviews, bei denen Sie mich begleiten werden. Mein Manager besteht auf Ihre Begleitung."

"Dann wissen wir ja schon, wie der morgige Tag aussieht."
Interviews.
Das hieß, in der Früh in irgendein schickes Hotel zu fahren, die dortigen Sicherheitskräfte nach meinen Vorstellungen zu ordnen und dann einfach nur noch versuchen, im Zeitplan zu bleiben, was ohnehin so gut wie unmöglich war.
Stressig.

"Haben Sie Erfahrung damit?", er stützte seine Ellbogen auf der Tischplatte ab und sah mich erwartungsvoll an.

"Mehr oder weniger, aber ich denke, dass das kein größeres Problem darstellen wird.", ich lächelte kurz. Nein, es sollte wirklich keine größeren Sicherheitsprobleme geben.

"Gut.", er wollte anscheinend noch etwas hinzufügen, doch in diesem Moment wurde unsere Bestellung serviert. Während wir beide das Croissant aßen, schwiegen wir uns an. Es war kein unangenehmes Schweigen, worüber ich ehrlich gesagt ganz froh war.

In Gedanken ging ich durch, was heute noch passieren konnte und wie ich das am Besten löste. Ich ging davon aus, dass es auf dem Weg nach Hause anstrengender werden würde. Mehr Fans und zusätzlich hatten die Paparazzi bestimmt auch schon von seinem Auftauchen Wind bekommen. Solche Nachrichten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer, das wusste ich.

Als ich meinen Blick durch den Gastraum schweifen ließ entdeckte ich ein junges Mädchen, das auffällig zu uns herüber sah und ihr Handy in einem sehr eigenartigen Winkel hielt. Binnen weniger Sekunden setzte mein Gehirn die Puzzleteile zusammen.

Ein Fan.
Traute sich nicht, Benedict anzusprechen, fotografierte aber heimlich.

Das fand ich unmöglich und meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
"Lenny, hören Sie mir überhaupt zu?", Benedicts tiefe Baritonstimme riß mich aus meinen Gedanken an die heimliche Fotografin.

"Sorry, was?", ich sah ihn etwas überrascht an, "Ist ein Autogramm und ein Foto okay für Sie? Jetzt in dieser Situation?"

Er zog fragend die Augenbrauen zusammen. "Sie haben mir wirklich überhaupt nicht zugehört..."

"Nein, weil ich gerade damit beschäftigt war, jemanden zu beobachten. Sind ein Autogramm und ein Foto jetzt okay oder nicht? Ich muss das wissen.", ich machte Anstalten, aufzustehen.

"Ja, aber..."

"Bin gleich wieder da.", mit diesen Worten stand ich mit einer eleganten Bewegung auf und mit Benedicts fragenden Blicken im Rücken durchquerte ich den Raum.

Ungefragt setzte ich mich dem Mädchen direkt gegenüber. "Hey."

"Hey?", sie sah mich etwas eingeschüchtert an, ihre Stimme war vor Aufregung ganz piepsig.

"Ich möchte, dass du die Fotos von deinem Handy löschst.", ich kam gleich zur Sache. Das funktionierte immer am besten, die Leute merkten, dass man es ernst meinte.
"Du kannst Benedict auch einfach nach einem Foto fragen. Er beißt nämlich nicht."

"Ich...", sie löschte eilig die Aufnahmen, die durch das Zittern ihrer Hände ohnehin völlig verwackelt waren.
Meine Taktik ging genau auf.

"Vielen Dank.", ich schenkte ihr ein kurzes Lächeln, bevor ich wieder aufstand und zurück zu Benedict ging.

"Was war das denn?", er sah immernoch so unwissend wie vorher aus.

"Sie hat Sie heimlich fotografiert. Ich musste sie nur kurz davon überzeugen, die Bilder zu löschen.", erklärte ich ihm, sah genau in diesem Moment, wie das Mädchen aufstand und an unseren Tisch kam, "Aber Sie lernen die junge Dame jetzt ohnehin kennen..."

Bonjour,
hier ist Kapitel Nr. 2.
Lasst mir gerne euer Feedback in Form von Votes oder Kommentaren da! =)
Bis zum nächsten Kapitel.
-Ivy

Protecting You - Benedict Cumberbatch FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt