07. Getting Closer To Him

602 42 11
                                    

"Nein danke, ich trinke nicht...nach meiner kleinen 'Geschichte' werden Sie auch wissen warum..."

"Dann erzählen Sie.", Benedict nahm mir gegenüber Platz und sah auf meine Beine, "Ich bin ganz Ohr."

"Es ist jetzt schon eineinhalb Jahre her, damals war ich noch in der Ausbildung zur Polizistin und eigentlich schon fast fertig damit.", fing ich an, "Ich hatte meine theoretische Prüfung schon als Jahrgangsbeste abgelegt und eigentlich waren sich alle einig, dass das beim praktischen Teil auch nicht anders werden würde...aber es kam dann doch ganz anders."

Ich machte eine kurze Pause und mein Blick blieb an meinen Beinen hängen. Helle Narben zogen sich über meine Beine.

Teilweise waren sie exakt und gerade, weil die Schnitte mit chirurgischer Präzision ausgeführt worden waren.
Der Großteil jedoch war ungleichmäßig und alles andere als schön.

"Es war ein Autounfall. Alkohol am Steuer. Der Mann hat die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Naja...Viele Operationen und noch viel mehr Enttäuschungen.", ich sah Benedict ernst an, "Für die Polizei hat es danach nicht mehr gereicht."

"Das tut mir leid, Lenny. Ehrlich.", er erwiderte meinen Blick.

"Muss es nicht."
Es war nicht so, dass ich meine Narben irgendwie hässlich oder entstellend fand, aber sobald Leute sie sahen tauchten Fragen auf.

Fragen denen ich lieber auswich.

Ich hatte war das Thema leid und hatte keine Lust, mich ständig damit auseinander setzen zu müssen.

Ich redete nicht gerne darüber, das war alles.

"Sie sind wirklich der beste Personenschutz, den ich mir vorstellen kann."

Ich drehte meinen Kopf zur Seite, damit er nicht sah, dass sich meine Wangen leicht röteten...

-

Die Woche in Cardiff verlief erstaunlich gut, die Dreharbeiten fanden hauptsächlich in den Hallen des Studios statt und ich nutzte die Zeit meistens um zu lesen oder einfach nur die Crew zu beobachten.

An unserem letzten Abend saßen wir alle zusammen in einem italienischen Restaurant und am nächsten Morgen ging es wieder zurück nach London und somit musste ich mich wieder auf die Stalkerin konzentrieren, denn hier konnte sie jederzeit auftauchen.

Und das passierte auch weitaus schneller als erwartet.

Natürlich waren da wieder Rosen und 'Liebesbriefe', die meistens sofort wieder im Müll landeten.

Ich merkte wie der Ton in den Briefen sich veränderte, immer fordernder und verlangender, zuletzt sogar drohend wurde.

Aber es gab nie einen konkreten Anlass, die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken, trotzdem wurde ich immer vorsichtiger.

"Lenny? Sind Sie für das Essen fertig?", Benedict riss mich aus meinen Gedanken.

"Klar.", ich stand vom Sofa auf und strich mein schwarzes Kleid glatt, überprüfte noch einmal die Waffe, die ich um meinen linken Oberschenkel geschnallt hatte.

Es war das erste Mal, dass er mich als seine Begleitung auf ein Geschäftsessen mitnahm und ich war noch erstaunlich ruhig.

"Na dann können wir ja.", er half mir ganz gentlemanlike in meinen Mantel und wir verließen das Haus Seite an Seite.

Die Fahrt zu dem italienischen Edelrestaurant verlief schweigend und wir hingen beide unseren Gedanken hinterher.

Als wir dort ankamen wurden wir bereits von einigen Fotografen erwartet und irgendwie schaffte ich es trotz des Blitzlichtgewitters einigermaßen gelassen zu bleiben. Benedict bot mir seinen Arm an und ich hakte mich bei ihm ein.

Er beugte sich leicht zu mir nach unten. "Auf die Presseartikel bin ich ja gespannt..."

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und lachte. "Ich auch..."

Uns war wohl beiden schon klar, wie sich die Journalisten das zurecht biegen würden, aber ehrlich gesagt störte ich mich nicht wirklich daran.

Wir brachten das Essen ohne größere Schwierigkeiten hinter uns und am Ende war ich so satt, dass ich die Nachspeise nicht mehr essen konnte.

Nachdem Benedict einen frechen Kommentar zu meiner Portion, die für mich extra laktosefrei zubereitet worden war, abgegeben hatte, war er es, der sich über ein zweites Dessert freuen konnte.

Als wir wieder bei ihm zu Hause ankamen, war er schon leicht angetrunken und bestand darauf, dass ich noch kurz mit ins Haus kam.
"Für Sie einen Cappuccino anstatt des Rotweins?", er lehnte sich gegen die Anrichte und warf mir einen fragenden Blick zu.

"Ich sollte wirklich gehen, Benedict.", irgendwie war mir die Situation unangenehm. Ich mochte es nicht, dass er angetrunken war, denn ich hatte das Gefühl, nicht mehr richtig zu wissen, was er als nächstes tun oder sagen würde.

"Kommen Sie schon Lenny, seien Sie keine Spaßbremse...", aus einem der Schränke angelte er eine Tasse und ein Weinglas.
Während er sich selbst den Wein einschenkte, ließ er meinen Cappuccino durchlaufen und ich beobachtete ihn dabei.

"Wir haben morgen einen langen Tag vor uns und ich denke nicht, dass es klug ist, wenn Sie jetzt noch mehr trinken.", bestimmt nahm ich ihm seinen Wein weg und hielt ihn außerhalb seiner Reichweite, "Sie werden jetzt ins Bett gehen und ich werde nach Hause fahren."

"Ich bin erwachsen Lenny, ich weiß schon wie viel ich vertrage...", Benedict versuchte ungeschickt, mir das Glas wieder abzunehmen und drückte mich dabei gegen die Anrichte.

Er war mir körperlich überlegen.

Ich funkelte ihn an.

Nicht mit mir.
Und schon gar nicht, wenn er getrunken hatte.

"Lassen Sie das, Benedict.", zischte ich und schob ihn bestimmt von mir weg, "Sie werden etwas Dummes tun, das Sie hinterher bereuen."

Geschickt huschte ich an ihm vorbei zur Garderobe, wo ich mir Mantel und Schuhe anzog.

"Das werde ich so und so irgendwann tun.", ehe ich mich versah, hatte er meine Hände ergriffen und mich etwas zu sich gezogen.

Mein Herz hämmerte schmerzhaft gegen meinen Brustkorb.

Ich sah herausfordernd in seine Augen, die in diesem Moment von einem kräftigen grün-blau zu sein schienen.

Die Insekten, die am buntesten sind, sind auch die giftigsten.

Scheinbar merkte er, dass ich es wirklich zu hundert Prozent ernst meinte, denn er ließ mich los, strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und beugte sich dann zu mir.

Er gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange.

"Gute Nacht, Lenny."

"Gute Nacht, Benedict."

Und mit diesen Worten war ich aus der Tür, ließ ihn einfach so stehen, obwohl ich wusste, dass er noch etwas sagen wollte.


Na?
Wie das zwischen den beiden wohl weitergehen wird?

Bis zum nächsten Mal!
-ivy

Protecting You - Benedict Cumberbatch FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt