03. Coming With Him

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"Wie haben Sie gesehen, dass sie Fotos gemacht hat?"

"Sie hat uns auffällig unauffällig beobachtet und ihr Handy in einem völlig unnatürlichen Winkel gehalten.", erklärte ich ihm mit einem zufriedenen Unterton in meiner Stimme.

"Danke."

"Wofür?", ich sah ihn beinahe etwas verständnislos an. Hatte ich irgendwas besonderes gemacht und es selbst einfach nicht bemerkt?

"Na, dafür, dass Sie mich gewarnt haben und dafür gesorgt haben, dass sie die Bilder löscht...das haben die anderen sonst nie gemacht.", er lächelte mir scheu zu.

"Ich empfinde es als meine Pflicht, Sie über derartiges zu informieren.", ich erwiderte das Lächeln.

Bisher hatte ich ein sehr gutes Gefühl bei der ganzen Sache: er war nett und ich fand ihn äußerst sympathisch und außerdem würde mich dieser Job -vorausgesetzt ich bekam die Festanstellung- von Schreibarbeiten, die ich bisher immer erledigt hatte, fernhalten.

-

Wir beendeten unser Frühstück und er zahlte für mich, auch wenn ich meinen Teil der Rechnung lieber selbst übernommen hätte.

Wir verließen das Café hintereinander und natürlich passierte genau das, was ich schon befürchtet hatte. Fünf Fotografen, die unverschämt aufdringlich waren. Ich reagierte schnell, mit zwei Schritten war ich wieder direkt neben ihm, legte bestimmt eine Hand auf seine Schulter und führte ihn an den wartenden Fotografen vorbei, um an der Straße ein Taxi anzuhalten.

Autotür aufmachen und immer zuerst die Person, auf die ihr aufpasst einsteigen lassen.
Diese 'Choreographie' übte man in der Ausbildung unzählige Male und irgendwann funktionierte das alles, ohne, dass man wirklich darüber nachdenken musste.

Die Situation war wie aus dem Lehrbuch und das Ganze lief völlig reibungslos ab.

"Wohin jetzt?", ich drehte mich zu ihm, "Wir haben noch den ganzen Nachmittag vor uns."

"Erstmal zu mir nach Hause.", antwortete er und sah gedankenverloren aus dem Fenster.

"Wie stehen Sie denn eigentlich zu Fotografen und der Presse im Allgemeinen?", ich zog meinen Notizblock und einen Kugelschreiber aus der Innentasche meiner Jacke.

"Es ist anstrengend, vor allem am Flughafen und ich hasse es, dort permanent fotografiert zu werden...", er senkte seinen Blick etwas und sah dann wieder zu mir, "...Sie werden es auch schneller zu spüren bekommen, als Ihnen lieb ist. Deshalb würde ich jemandem wie Ihnen auch eigentlich von diesem Job abraten, aber mein Management..."

"Zweifeln Sie an meiner Kompetenz oder bin ich Ihnen nicht körperlich genug?", auf dieses Thema war ich nicht besonders gut zu sprechen. Ich arbeitete in einer, von Männern dominierten Branche und musste daher noch mehr um jeden Job kämpfen.

"Keineswegs...ich habe wirklich selten mit einem so kompetenten Personenschützer zusammengearbeitet.", seine Stimme klang entschuldigend und er sah mich ernst an, "Ich möchte nur nicht, dass die Presse Sie zerfetzt. Das passiert so schnell und danach kann alles vorbei sein."

"Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Benedict, aber ich habe genau dieses Leben gewählt...", ich lächelte schief, "Machen Sie sich nicht so viele Gedanken um mich."

"Sie hätten auch irgendwas anderes machen können, so klug wie Sie sind...zur Polizei gehen, zum Beispiel.", mein Blick verdunkelte sich bei seinen Worten und er merkte anscheinend recht schnell, dass er etwas falsches gesagt hatte. "Tut mir leid, Lenny. Ich-"

"Nicht. Benedict, Sie konnten das nicht wissen, aber ich wäre Ihnen wirklich sehr verbunden, wenn wir das Thema Berufswahl nicht weiter besprechen könnten.", irgendwann würde ich ihm wohl erzählen, warum ich es vorzog, nicht über meine Berufswahl zu sprechen. Wenn ich ihn besser kannte, vielleicht.

Die restliche Fahrt über schwiegen wir uns an und mir entging natürlich nicht, dass Benedict sich unwohl fühlte.

Das war wohl kein besonders guter Anfang.

-

Ich folgte Benedict ins Haus, sah mich neugierig im Flur um und schlüpfte aus meinen Chelsea Boots, legte meinen Mantel ab.

"Uhm...darf ich Ihnen einen Tee anbieten?", er lächelte und deutete mir, ihm in den nächsten Raum zu folgen.
Das Wohnzimmer, hell und freundlich eingerichtet, mit einer großen Glasfront.

"Gerne.", ich nickte und ließ meinen Blick schweifen.

Ein aufgerissener Briefumschlag auf dem Couchtisch, definitiv nichts geschäftliches, denn dafür hatte der Umschlag die falsche Größe, außerdem war die Adresse mit der Hand geschrieben worden.

Eher Fanpost.

Das dicke Geheft musste ein Script für eines seiner Projekte sein und es sah nach einer Menge Text aus.

"Das ist für die zweite Staffel von Sherlock.", meinte er mit einem Nicken in Richtung des Tisches; anscheinend hatte er meinen Blick bemerkt.

"Sieht nach viel Arbeit aus.", ich drehte mich um und stieß fast mit ihm zusammen, weil er so dicht hinter mir stand. "Sorry.", ich lächelte entschuldigend und machte einen Schritt nach hinten um wieder etwas auf Distanz zu gehen.

Eigentlich hätte ich bemerken müssen, wie nah er gekommen war, aber ich hatte, während ich mich im Raum umgesehen hatte, nicht darauf geachtet, was er tat.

Es schien ihn zu amüsieren, denn er lachte leise und seine Augen blitzten zufrieden.

"Der Tee wäre fertig, Lenny.", Benedict setzte sich an den Tisch und ich nahm wieder ihm gegenüber Platz.

"Danke.", ich umschloss die Teetasse mit beiden Händen und legte den Kopf leicht schief.

"Ich weiß, dass es dafür noch etwas früh ist, aber gedenken Sie, den Vertrag zu unterschreiben?", er starrte auf den Boden seiner Teetasse und irgendwie hatte ich das Gefühl, er wollte, dass ich unterschrieb.

"Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.", ich schlug die Beine übereinander und lehnte mich etwas nach hinten, "Oder ist es Ihnen lieber, wenn ich nicht unterschreibe?"

"Im Gegenteil, ich wäre sehr dankbar, wenn Sie dem Vertrag zustimmen würden. Dann könnte ich Ihnen auch sagen, warum Sie eingestellt werden."

"Ist der Grund für meine Anstellung denn ein so großes Geheimnis?", ich sah ihm direkt in die Augen, "Was auch immer es ist, Sie fühlen sich äußerst unwohl damit. Habe ich Recht?"

Er nickte langsam und erwiderte meinen Blick. "Sie haben Recht, Lenny. Es macht mir Angst."

Bonjour,
weil Weihnachten ist, gibt's ein neues Kapitel!
Lasst mir gerne euer Feedback in Form von Votes oder Kommentaren da! =)
Habt ihr schon eine Ahnung, warum Lenny eingestellt wird?

Frohe Weihnachten und man sieht sich beim nächsten Kapitel!
-Ivy

Protecting You - Benedict Cumberbatch FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt