15 - Finnigs Sicht [2/2]

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Hallo, ihr Lieben!

Ich hätte selbst nicht erwartet, dass ihr so schnell wieder von mir hört. Aber so kann man sich täuschen.^^ Die Hälfte des neuen Kapitels war bereits fertig und dank einem gewaltigen Motivationsschub seitens meiner Muse, konnte ich es auch zu Ende schreiben.  Und, da es mit dem letzten Kapitel zusammenhängt, wollte ich euch das lange Warten ersparen. ;)

Ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen des Kapitels wie ich beim Schreiben hatte. 

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Eine halbe Stunde später stand das fertige Essen auf dem dank Clara hergerichteten Tisch. Im Nachhinein musste ich mir eingestehen, dass ich ohne ihre Hilfe eindeutig länger gebraucht hätte. Und das schien auch Isabell zu wissen, die sich nach einiger Zeit des stillen Beisammensitzens am elfenbeinfarbenen Esstisch bei Clara für ihre Hilfe bedanke.

„Ich habe doch fast gar nichts gemacht, als ein paar Kartoffeln zu schälen und den Tisch einzudecken", winkte sie ab und fügte mit einem verlegenen Lächeln hinzu. „Mehr als das hätte ich sicher eh nicht hinbekommen." Ihr Blick huschte für eine Sekunde zu mir – eine deutliche Anspielung auf meine Worte bezüglich ihrer Kochküste -, ehe er wieder auf Isabell ruhen blieb. 

Sie saßen diagonal zueinander, während ich am Kopfende Platz genommen hatte. Rechts von mir saß Isabell, links meine Mutter. Und Lina hatte bereits aufgegessen und war in ihr Zimmer zum Spielen verschwunden. Alle waren Clara im Moment näher als ich. Ein Umstand, der mir mehr Gedanken bereitete, als gut gewesen wäre.

„Du kochst also nicht gerne, Clara?", wollte meine Mutter sichtlich interessiert von ihr wissen.

„Ich kann es nicht wirklich." Wieder dieses verlegene Lächeln. Es verschwand allerdings augenblicklich, als meine Mutter ihr eine weitere Frage stelle.

„Hat es dir deine Mutter etwa nicht beigebracht?"

Hätte ich gewusst, sie würde diese Frage stellen, ich hätte meiner Mutter davon abgeraten, dieses Thema anzusprechen. Zwar wusste ich selbst so gut wie nichts über Clara, aber es musste einen triftigen Grund geben, dass sie mit ihrem Bruder zusammenlebte.

Für einen ganz kurzen Moment, nur für zwei, drei Sekunden, huschte ein Schatten über Claras grüne Augen und offenbarte die Traurigkeit, die sie sonst immer von ihren Mitmenschen verbarg. Als sie meiner Mutter antwortete, war davon jedoch nichts zu hören.

„Sie hatte unglücklicher Weise nie die Gelegenheit dazu." Damit war das Gespräch beendet und Ruhe kehrte ein. Einzig das leise, in dieser bedrückenden Stille doch recht unangenehme, Schaben von Besteck auf Porzellan war zu hören.

Umso erleichterter war ich, als alle zu Ende gegessen hatten und ich das Geschirr vom Tisch räumen konnte.

„Lass es sein, Kilian, geh du und Isabell lieber zu eurer Tochter. Ich kümmere mich solange um das Geschirr", hielt meine Mutter mich von meinem Vorhaben ab. Ich widersprach ihr nicht, zu sehr war ich überrascht über ihre Wortwahl. Noch nie hatte ich sie „eure" und „Tochter" in einem zusammenhängenden Satz hören sagen.

„Du hast doch sicher nichts dagegen, mir zu helfen, Clara, oder?"

„Ähm ... natürlich nicht", meinte Gefragte leicht überrumpelt und machte sich daran, die Teller zusammenzusammeln. Vor dem Essen hatte sie deutlich gelöster auf mich gewirkt, jetzt hingegen machte sie einen geradezu angespannten Eindruck auf mich.

„Du kannst ruhig gehen, Kilian", wiederholte meine Mutter mit hörbaren Nachdruck in der Stimme, als ich keine Anstalten machte, aufzustehen. Isabell hatte sich bereits erhoben und ein Blick in ihre blauen Augen verriet mir, dass sie nur noch auf mich wartete.

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