Kapitel 7

183 13 4
                                    

Ich treibe mich seit Stunden hier herum. Jes, Ash, meldet euch mal, schimpfe ich. Was gibt's? entgegnet Ash, als würde ich nicht seit geschlagenen 2 Stunden versuchen, seine Mentalbarriere zu überwinden. Ich bin von da weg. Holt mich vielleicht jemand, bevor sie es mitkriegen? erwidere ich, hörbar entnervt. Auch, wenn ich da nicht weg will. Ich will bei Bell und seiner Familie bleiben. Bei Bell und seinen drei Brüdern, bei den Mädchen. Ich sag Jes Bescheid. Bleib, wo du bist, ordnet Ash an. Als würde ich weggehen, Ash, grummle ich. Genervt bin ich immer noch. Aber das unterdrückt die Trauer. Ich tippe mit dem Fuß auf den Boden einen unbestimmten Takt. Unruhig. Ich könnte anfangen zu tanzen, wie ich es früher immer getan habe, wenn ich unruhig war. Aber das war, bevor ich zur Gemeinschaft gekommen bin. Bevor ich meine Eltern verloren habe. Ich schüttle den Kopf um die Bilder an meine Eltern zu vertreiben. Das macht mir nichts mehr aus. Nicht mehr, seit ich erwachsen geworden bin. Ich bin kein Kind mehr. Schon lange nicht mehr. Ich habe dich, Frey. Bleib einfach da, meldet sich Jes. Das hat Ash auch schon gesagt. Was denkt ihr, was ich mache? Meine Stimmung hebt sich augenblicklich. Ich mache mir nur Sorgen, dass ich deinen Standort wieder verlieren könnte, entgegnet Jesaja und ich spüre, dass er Schmerzen hat. Seine Verbindung ist instabil. Es wird nicht lange dauern, bis sie zusammenbricht. Es ist nur ein ganz dünner Faden, der ihn mit meinem Standort verbindet. Jes, hör auf damit. Du tust dir weh, beschwöre ich meinen Kumpel. Das kann ich jetzt nicht, Frey. Ich beiße die Zähne zusammen. Wieso hört er nicht auf mich? Jes, du musst aufhören. Nenn den anderen einfach die Straße und dann lös die Verbindung. Ich komme klar. Ich spüre, wie er sich dagegen sträubt, aber ihm geht langsam aber sicher die Kraft aus. Ich will aber nicht, entgegnet mein Kumpel und ich verfluche seine Sturheit. Ich seufze. Dagegen komme ich nicht an. Wie du meinst. Aber sag später nicht, ich hätte nichts gesagt. Ich lehne mich an den Laternenpfahl. "Freya!" Avara kommt angerannt, Nicolas und die anderen sind nicht bei ihr. Ich sehe sie an, während sie näherkommt. "Ich muss hier weg, Av. Ich würde euch nur schaden. Und du solltest schleunigst wieder verschwinden, wenn du am Leben bleiben willst", erkläre ich ihr. "Du hast Bell doch gerade erst wieder gefunden! Wie kannst du ihn so schnell wieder verlassen? Wie kannst du ihm und dir das antun?" Dafür, dass sie nur knappe 1,60 m groß ist, hat sie ganz schön Mut. "Ich muss dafür sorgen, dass keine Gefahr besteht. Weder für ihn, mich oder euch. Dann komme ich zurück". Ich lege Avara die Hand auf die Schulter. "Und wie sollen wir sicher sein, dass du dein Versprechen einhältst?" fragt sie. Ihre Stimme hat jegliche Wut verloren, sie klingt einfach nur geschafft. "Ihr müsst mir einfach vertrauen, dass ich es tue. Außerdem werde ich es einhalten. Ich will schließlich zu Bell zurück. Aber vorher muss ich mich ein für alle Mal von der Gemeinschaft lösen - und meine Freunde ebenfalls. Ich möchte einen Neuanfang, bevor ich zurückkehre". Ich sehe, wie es in ihren hellen Augen blitzt. "Und du versprichst es?" fragt Avara ernst und mir wird bewusst, wie weise sie mit ihren jungen Jahren bereits ist. "Ja". Ich halte ihr die Hand hin, um mich wenigstens von meiner neu gewonnenen Schwester zu verabschieden, aber sie umarmt mich einfach nur kurz. Ein Auto mit dunkel getönten Scheiben biegt um die Ecke und ich weiche vor Av zurück. Ash hüpft aus dem Wagen und grinst mit seinem typischen Lächeln auf Avara herunter. "Hast du dich etwa verlaufen, Kleine?" fragt er, während er mir den Arm um die Schultern legt. "Oh nein, ich dachte, ich unterhalte mich mit dir", entgegnet Av und funkelt ihn zuckersüß an. Ich fühle wie sich Ash anspannt und ich lege ihm den Arm um die Taille, um ihn daran zu hindern, ihr etwas zu tun. Tu ihr nichts. Warum, erkläre ich dir später, wenn wir mit Jes zusammen sitzen. Ich betrachte ihn mit einem eindringlichen Blick. Er seufzt. Ich versetze sie nur in Schlaf. Aaron tut ihr was, wenn ich das nicht mache. Das weißt du. Mein Blick wandert zu Aaron, der am Steuer sitzt. Ash drückt mir bedauernd die Schulter, bevor er mich los lässt und sich Av nähert. Avaras Augen weiten sich ängstlich und ihr Blick huscht zu mir. Er wird dir nicht weh tun, ich verspreche es, versuche ich den Seelenspiegel von Nicolas zu beruhigen. "Bist du nicht müde, Kleine?" Ich sehe, wie Avaras Augen glasig werden, dann kippt sie nach vorn und Ash fängt sie auf. Mein Kumpel hebt Av kurz hoch, bevor er sie vorsichtig auf die in der Nähe stehende Bank legt. Dann öffnet Ash die Schiebetür des Wagens, lässt mir den Vortritt und steigt danach ebenfalls ein. Ich freue mich schon auf die Erklärung, wispert Ash und in seinen Augen blitzt es. Es wird dir gefallen, sage ich und es stimmt. Es wird ihm sogar sehr gefallen zu hören, dass es Seelenspiegel gibt. Aaron drückt aufs Gas und wir brausen davon. Hoffentlich finden die anderen Av bald.

Ash schiebt mich, kaum sind wir angekommen, in Richtung meines Zimmers. Auf dem Weg dahin nehmen wir auch gleich Jesaja mit. Jesaja schließt die Tür zu meinem Zimmer und setzt sich in den großen Sessel auf anderen Ende des Raums. "Jetzt will ich es aber wissen", entgegnet Ash, während er mich sanft aber stimmt auf die Kante meines Betts drückt. "Zuerst ihr. Was ist passiert seit meinem Verschwinden?" frage ich. Ash schüttelt den Kopf und hält mir seine Hand hin, eine Aufforderung, meine Gabe einzusetzen. "Ihr könntet es mir auch einfach erzählen", entgegne ich und weiche Ashs Blick aus. Ich bekomme mit, wie meine beiden Freunde einen langen Blick wechseln. Jes steht auf und kommt näher. Ash nimmt mein Kinn und dreht es zu sich. "Was ist los, Frey?" Sie betrachten mich eindringlich und da Ash mein Kinn weiterhin fest hält, kann ich den Kopf nicht wegdrehen. "Jungs, ihr werdet es mir nicht glauben", sage ich leise und ziehe die Knie an. Ohne ein Wort lassen sie sich rechts und links neben mir nieder. "Hört zu, ihr wisst doch, dass mich dieser Cop gerettet hat, oder?" frage ich. Sie nicken synchron. "Dieser Cop heißt Bellamy Black und ist mein Seelenspiegel. Er hat mich gerettet und das Mädchen von vorhin ist der Seelenspiegel von dem jüngsten seiner Brüder. Avara und Nicolas sind 16 Jahre alt, Ansel und Shae sind 17. Kieran, der Nächstältere sucht noch. Shae ist die Tochter von McAdams. Die Black-Brüder haben bei ihrer Rettung geholfen", spreche ich das aus, was ich mir inzwischen zusammen gereimt habe. "Er ist dein was?" macht Jes entgeistert, während Ash "Ich wusste es!" schreit. Ash packt mich an der Taille, wirbelt mich einmal im Kreis herum und umarmt mich, bevor er mich wieder auf die Füße stellt. Jes sitzt immer noch da, zu schockiert, um irgendwas zu tun. "Jes?" frage ich besorgt und tätschle seine Wange. Er dreht mir seinen Kopf zu und murmelt: "Das ist wundervoll, Frey". Die Stimme meines Kumpels klingt ganz heiser. "Bist du in Ordnung?" frage ich vorsichtig. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen. Jes antwortet nicht, beugt sich einfach nur vor und legt mir die Hand auf den Kopf. Mein Kumpel berührt meine Stirn mit den Lippen, bevor er aufsteht und mir aufhilft. Jetzt ist es Ash, der absolut verwirrt guckt. Aber ich bin auch verwirrt. Mit so etwas von Jesaja hätte ich nicht gerechnet. "Jetzt mache ich mir echt Sorgen, Jes", murmelt Ash tonlos. "Auch ich muss mal was Unerwartetes tun". Jesaja legt den Arm um Ash und meine Schulter und grinst wie ein Honigkuchenpferd. "Okay?" Ash wirft mir über Jes' Schulter einen Was-war-denn-das-Blick zu. Ich zucke die Schultern und lächele glücklich. "Ich möchte natürlich zu Bell zurück, deshalb möchte ich von der Gemeinschaft weg. Kommt ihr mit mir?" frage ich leise. Im nächsten Moment finde ich mich in den Armen meiner beiden Freunde wieder und ich finde, wenn Bell noch hier wäre, wäre es vollkommen perfekt. Ich komme wieder, Bell

Catching FreyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt